Eines Abends gibt mir meine Tochter den Auftrag, auf meiner Facebook Seite etwas zu schreiben, was ich den Mamas (und anderen Menschen 😉), die meine Seite lesen mitgeben soll:

„Es ist wichtig, dass ihr mit euren Kindern kuschelt. Und dass ihr es dann auch genießt.“

Ja, denke ich. Das ist eine wunderschöne Botschaft. Eine wichtige. Die will ich auf jedenfall schreiben. Und trotzdem. Irgendwas in mir fühlte sich komisch an. Aber ich dränge das Gefühl zur Seite. Ich schreibe den Post auf Facebook. Kuschel ausgiebig mit meiner Tochter. Und wir machen noch ein paar Fotos. „Das brauchst du doch, wenn du das schreibst, oder?“

Und jetzt – mit Abstand – denke ich nach. Über dieses Gefühl. Das so seltsam ist. Ja, alles was ich geschrieben habe stimmt. Es ist wichtig, dass wir mit unseren Kindern kuscheln. Und das wir das genießen. Meine Tochter hat da absolut Recht. Und trotzdem…

Manchmal möchte ich keine Nähe

Es gibt Tage, da möchte ich keine Nähe. Da kann ich Nähe kaum ertragen. Da will ich kein Kind auf dem Schoß. Und keine Küsse von einem Kind. Da will ich kein Streicheln und keine Umarmung. Da ist mir jede Berührung zu viel.

Und ich frage mich: Ist das ok? Darf ich als Mama keine Lust dazu haben, mit meinen Kindern zu kuscheln?

Ich kann mich dann natürlich trotzdem dazu zwingen. Aber genießen? Nein. Und -ganz ehrlich- zum Kuscheln zwingen? Und es dann unangenehm finden? Das ist doch irgendwie bescheuert. Und das merken meine Kinder auch sofort.

Mittlerweile kann ich das meinen Kindern ehrlich sagen. „Schatz. Ich mag heute Berührungen nicht so gern. Komm kurz in meinen Arm. Aber länger geht heute nicht.“ Ich merke, das ist für sie einfacher, als wenn ich so tue, als ob ich es jetzt super finde zu kuscheln, obwohl es mir nicht gut damit geht. Denn unsre Kinder, die merken das, wenn wir nicht das meinen, was wir sagen.

Der Kuschel-Unlust auf der Spur

Warum ist das manchmal so? Dass ich nicht Kuscheln will. Ja noch nicht mal berührt werden will. Von niemandem.

Ich merke, das ist immer dann, wenn ich zu wenig Raum für mich hatte. Wenn zu viele Menschen zu intensiv in meinen Bereich eingedrungen sind. Wenn ich zu wenig auf meine Bedürfnisse und Grenzen geachtet habe. Oder achten konnte. Das ist dann, wenn ich zu wenig Verbindung mit mir habe.

Dann gibt mir mein Körper ein wichtiges Signal. Das „Ich brauche Raum für mich!“-Signal. Ich muss mich dann erst selbst mal wieder so richtig spüren. Bei mir ankommen. In mir. Muss mich mit meinem Körper verbinden. Mit mir. Um danach wieder in Verbindung mit meinen Kindern gehen zu können. Und ihnen die Nähe geben, die sie so sehr brauchen.

Und damit sind wir bei meinem letzten Punkt:

Warum mir Kuscheln mit den Kindern trotzdem wichtig ist

Ja. Ich stehe hinter dem, was ich in meinem Facebook-Post geschrieben habe.

Trotz Kuschel-Unlust, die ich immer wieder habe. Der Satz meiner Tochter ist richtig und wichtig.

„Es ist wichtig, dass ihr mit euren Kindern kuschelt. Und dass ihr es dann auch genießt.“

Nähe ist ein Grundbedürfniss von uns Menschen. Genau wie Verbindung. Und durch das Kuscheln erfüllen wir uns beides. Erfülle ich meinen Kindern beides.

Wir berühren uns in unsrer Familie viel. Mal ist es ein intensives Kuscheln, mal nur eine kurze Berührung. Der Jüngste umarmt mich mehrmals täglich innig. Die Mittlere verteilt gerne eine Million Küsse. Der Älteste sucht immer wieder meine Nähe. (Und zeigt mir danach, dass er so groß wie er jetzt ist, mich eigentlich kaum mehr braucht.)

Meinen Kindern und mir tut das gut. Die Nähe. Die Verbindung durch Berührung. Es tut unsrer Beziehung gut.

Und deshalb sorge ich dafür, dass ich in meinem Alltag genug Raum für mich habe. Genug Verbindungsmomente mit mir selbst. Ich sorge dafür, dass ich mich immer wieder mit meinem Körper verbinde, um mich selbst zu spüren.

Denn dann spüre ich auch meine Kinder gern und genieße ihre Nähe.

Tipps wie das geht, dass du dich mit dir selbst verbindest, findest du in diesen Artikeln:

Eine Frau liegt mit geschlossenen Augen entspannt auf einer Wiese.

Meine 5 besten Tipps, wie du im vollen Mama-Alltag mit dir selbst in Verbindung bleibst

Brauchst du Tipps, wie du als Mama in Verbindung mit dir bleibst? Ich brauche sie! Und habe sie deshalb für mich und für dich aufgeschrieben. Das sind die Inhalte dieses Blogartikels: 1 Wie ich an einem Morgen Anfang August 2021 fast die Verbindung zu mir verloren habe.

Judith Oesterle macht mit geschlossenen Augen eine Achtsamkeitsübung.

Anleitung zur Achtsamkeit: So kommst du zurück zur Verbindung.

Im Alltag passiert es immer wieder: Wir geraten in Stress, unser Puls geht hoch, unsere Atmung wird schnell, unsere Nackenmuskulatur spannt sich an, unsere Gedanken werden wirr. – Wir verlieren die Verbindung zu uns, geraten außer uns und können dadurch nicht mehr aus unsrer Ruhe und unsrer Kraft heraus handeln.

Judith ist im Stress

Meine Notfallstrategien, um im Stress wieder mit mir in Verbindung zu kommen 

„Sag mal Judith, hast du Tipps, wie man bei sich bleiben kann, wenn man an der Situation nichts ändern kann? Ich hab in 10 Tagen Abschlussprüfung – seit 2 Wochen schon bin ich immer unter Strom, immer leicht panisch, blockiere mich damit selbst.

Herzliche Grüße,

Judith