Heute nehme ich euch wieder mit in einen Tag. In den 12. März. Einem Sonntag.
Die letzten Wochen waren anstrengend. Emotional. Körperlich. Auf allen Ebenen.
Ich wache auf und spüre genau das. Dass die letzten Wochen anstrengend waren. Mein Körper zeigt es mir deutlich. Durch Schmerzen. Durch Erschöpfung.
Ich weiß: Heute habe ich nicht viele Löffel zur Verfügung. Heute ist Langsamkeit angesagt. Und Nachsicht. Und ein liebevoller Blick auf mich selbst.
(Falls du nicht weißt, was ich mit den Löffeln meine, kannst du das in diesem Blogartikel nachlesen. Klick. )
Meine ersten langsamen Schritte führen mich ins Bad. Ich stelle mich vor den Spiegel. Und schaue mich an. Und lächle mir zu. Warum? Weil es mir gut tut.
Ich gehe ins Esszimmer. Der Tisch ist schon gedeckt von meinem Mann. Die Frühstücks-Stimmung ist laut und unruhig. Zu laut und unruhig für mich. Ich atme. Und bin ehrlich gesagt ein wenig froh, dass die Kinder nicht lange sitzen bleiben, sondern deutlich vor mir mit dem Frühstück fertig sind.
Nach dem Frühstück ziehe ich mit meiner Tasse und meinem Mann auf das Sofa vor dem Kamin um.
Der Blick ins Feuer und die Wärme tun gut.
Nach kurzer Zeit ist ein Kind mit auf dem Sofa. Irgendwann ein zweites und ein drittes.
Wir alle müssen zur Ruhe kommen nach all dem, was hinter uns liegt. (Wenn du mehr darüber wissen möchtest, lies gern meine Rückblicke von Januar und Februar. )
Danach warten noch Hausaufgaben auf unsere Tochter.
Die Motivation ist nicht groß. Also setze ich mich zu ihr und helfe mit.
Zum Mittagessen gibt es noch Reste vom Vortag, wofür ich sehr dankbar bin. Kraft zum Kochen ist keine da.
Und danach bin ich -wie so oft- dankbar für unsere Mittagspausen-Routine.
Ich möchte auf den Friedhof. Mein Mann begleitet mich. Die Kinder wollen lieber zuhause bleiben.
Also erlauben wir ihnen, es sich mit YouTube auf dem Sofa gemütlich zu machen und machen uns zu zweit auf den Weg.
Vor drei Tagen war die Beerdigung. Und meine Gefühle wissen noch nicht genau, was sie fühlen sollen, wenn ich den Friedhof betrete.
Die Schritte bis zum Grab sind schwer. Und trotzdem weiß ich, dass es wichtig ist, sie zu gehen. Meine Augen müssen die Wahrheit immer wieder sehen, damit mein Herz sie verstehen kann.
Zurück zu Hause fühle ich mich vor allem müde. Ich bin dankbar für mein weiches Sofa. Und dankbar, dass die Kinder sich ohne mich beschäftigen.
Danach motiviere ich meinen Sohn, dass wir uns den Schulstapel anschauen. Durch die Krankenhaus-Aufenthalte ist viel liegen geblieben. Und ich sortiere mit ihm, was notwendig ist und was nicht.
Mein Mann holt eine Karte aus dem Briefkasten und gibt sie mir.
Immer wieder erreichen uns in den letzten Tagen liebe Worte, die mir so gut tun.
Für das Abendessen hat auch niemand Kraft. Also gibt es Döner. Die Kinder sind glücklich. Und ich bin dankbar, für das Privileg, dass wir uns das leisten können.
Der Tag ist fast vorbei. Viel haben wir nicht gemacht. Wir alle brauchen im Moment Zeit das was war zu verarbeiten. Und es ist so wichtig, dass jeder von uns sich diese Zeit auf seine Weise nehmen darf.
Wir bringen die zwei jüngeren Kinder ins Bett. Der Älteste bleibt noch länger wach.
Normalerweise schreibe ich am Abend des 12. meinen Artikel fertig. Aber heute bin ich sogar dafür zu müde. Und das ist ok.
Ich gehe früh ins Bett. Mit dem Gedanken im Kopf, dass ich noch nicht weiß, ob ich diesen Tag mit euch teilen möchte. Ein Tag, an dem so wenig und gleichzeitig so viel war. Wenig Aktivität. Viel Schwere. Wenig Energie. Viel Dankbarkeit.
Und ich denke an andere Tage zurück, die ich hier mit euch geteilt habe. Mit Fahrradtouren und Leichtigkeit. Und merke, wie gerne ich euch mal wieder so einen Tag zeigen würde.
Aber jetzt, im Moment sieht mein Leben so aus. Und das ist das, was ich hier zeigen kann. Mein Leben.
Danke, dass du meine Worte hier liest und mich dadurch ein Stück begleitest.
Herzliche Grüße, Judith
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