Heute ist der 12. Juni. Und auch im Urlaub halte ich fest an meiner liebgewonnen Blogger-Tradition 12von12.

Wir sind auf einem Campingplatz in Südfrankreich. Direkt am Mittelmeer.

Ich wache auf vom Tapsen kleiner Füße. Und von den Stimmen meines Jüngsten und meines Mannes.

Ich bleibe noch ein wenig liegen. Verbinde mich mit mir. Nehme wahr, wie es mir geht. Mein Körper ist trotz genügend Schlaf müde. Mein Rücken schmerzt durch die Nächte im fremden Bett noch ein wenig mehr als sonst. Meine Gelenke fühlen sich steif an.

Trotzdem entscheide ich mich, dass heute ein guter Tag wird. Ein Tag voller Dankbarkeit, Freude und Glück. Ich weiß, dass ich mich dafür entscheiden kann und es erleben darf. Ja, trotzdem.

Das gelingt mir nicht an jedem Tag. Aber es gelingt mir oft.

Ich darf den Tag heute langsam beginnen. Mit Kaffe in der Morgensonne.

In der Zwischenzeit macht mein Mann das Frühstück und die Kinder gehen gemeinsam zum Bäcker. Ich bin dankbar, dass ich sitzen und langsam in den Tag starten darf.

Nach dem Frühstück gehen sie zu Dritt zur Hüpfburg. Und mein Mann und ich haben miteinander ein wenig Zeit.

Wir merken mittlerweile, wie groß unsere Kinder geworden sind und genießen den neu gewonnenen Freiraum, den das mit sich bringt.

Einen Teil der Zeit nutze ich für mich. Zum Lesen, Schreiben und Beten.

Für den Rest des Vormittag wünschen die Kinder sich Zeit am Pool. Sie wünschen sich, dass ich heute mit ihnen ins Wasser gehe. Etwas, was durch meine tiefe körperliche Erschöpfung für mich nicht selbstverständlich möglich ist.

Sie cremen mich zur Vorbereitung mit Sonnenmilch ein und schenken mir eine Massage. Ich genieße diese Fürsorge meine Kinder sehr.

Ich gehe mit meinen Kindern ins Wasser. Schwimme eine Runde mit meiner Tochter. Ich spüre wie anstrengend das für meinen Körper ist. Und trotzdem tut es mir gut. Ich nehme mich und meinen Körper wahr. Verbinde mich mit dem Wasser und mir. Lache mit meiner Tochter und freue mich darüber, dass sie so stolz auf sich und ihre Schwimmkünste ist.

Danach setze ich mich an den Rand. Schaue meinen Kindern beim Schwimmen, Tauchen und Spielen zu. Und auch hier staune ich wieder darüber, wie groß sie geworden sind.

Nach einer Weile gehe ich zurück zu unserem Mobilhome, um den Tisch für das Mittagessen zu decken. Mein Mann bleibt mit den Kindern noch ein wenig am Pool.

Ich bin dankbar für den ruhigen Moment, den ich dadurch habe, gehe langsam zurück, atme bewusst und verbinde mich dadurch mit mir und meinem Körper.

Mein Mann wünscht sich einen Feta-Melonen-Salat. Ich schneide die süße Frucht und den salzigen Käse. Und gebe frisch gemahlen Pfeffer darüber. Es duftet nach Sommer und ich stecke mir beim Mischen ein Stück in den Mund.

Nach dem Essen spüre ich wie müde ich bin. Ich bin dankbar für unsere Rituale, an denen wir auch im Urlaub festhalten. Denn das bedeutet, jetzt ist Zeit für Mittagspause.

Während ich schlafe, hören die Kinder CD. Meine Tochter wünscht sich nebenher kuscheln mit ihrem Papa.

Nach wie vor braucht mein Körper sehr viel Schlaf. Und manchmal frage ich mich, ob das irgendwann wieder anders wird.

Den Nachmittag verbringen wir am Strand. Der Weg dahin fühlt sich heute eigentlich fast zu weit für mich an. Aber ich sehne mich nach dem Meer.

Mein Mann paddelt mit zwei der Kinder mit dem SUB am Strand entlang zum nächsten Ort, um dort ein Eis zu essen.

Der Jüngste und ich bleiben zurück. Er hat Sorge ins Wasser zu fallen. Zuerst findet er es furchtbar unfair, dass er dann kein Eis bekommt. Dann tröstet er sich damit, dass er zurück beim Mobilhome ein Eis aus dem Gefrierfach bekommt.

Wir buddeln zusammen ein tiefes Loch in der Nähe des Wassers. Hoffen, dass die nächste Welle unser Loch fühlt. Und versuchen mit unseren Schaufeln die Mauern des Lochs vor dem Einstürzen zu retten. Immer wieder verändern die Wellen und unsere Schaufeln das Aussehen unseres Lochs und der Sandmauern.

Danach setzen wir uns nebeneinander in den warmen Sand und schauen aufs Wasser. Wir beobachten die Wellen. Und wie sie unser Sandgebilde nach und nach verändern und wieder glätten.

Wir sitzen da. Spüren den Sand unter uns und den Wind und die Sonne auf unsrer Haut. Wir hören dem Rauschen der Wellen zu. Und reden darüber, wie diese Wellen entstehen und aus was eigentlich Sand gemacht wird.

Ich genieße diese Verbindungszeit mit meinem Jüngsten. Und gleichzeitig merke ich wie müde ich werde.

Später auf dem Weg zurück spüre ich diese Müdigkeit bei jedem Schritt. Die Kombination aus Fibromyalgie und LongCovid trifft mich mit voller Wucht. Deshalb bin ich sehr dankbar, dass die Kinder nocheinmal zusammen zur Hüpfburg gehen wollen. Ich erlaube mir mich auszuruhen. Sitze eine Zeitlang einfach nur da und atme. Sorge für mich.

Mein Mann und ich bereiten gemeinsam alles fürs Abendessen vor. Ich nehme wieder bewusst wahr, wie wertvoll es ist, dass die Kinder immer wieder ohne uns unterwegs sind. Und wir dadurch an Raum gewinnen.

Das Abendessen ist weniger entspannt. Ich merke deutlich, warum wir Zuhause abends selten als komplette Familie essen. Rebound beim ADHS-Kind kombiniert mit Müdigkeit, Aufgedreht-sein oder aufgebrauchter Kooperationsbereitschaft der restlichen Familienmitglieder ist herausfordernd.

Mich stresst vor allem der Gedanke an die Menschen um uns herum und was sie wohl über uns denken. Und noch während mir das bewusst wird, seufze ich innerlich. Das ist wohl ein Thema, auf das ich nochmal schauen darf.

Nach dem Essen kehrt wieder Ruhe ein. Die Kinder duschen sich noch das Meerwasser von der Haut. Danach gehen die zwei Jüngeren ins Bett. Der Jüngste wünscht sich Mama für die Einschlafbegleitung. Die Mittlere kuschelt mit Papa. Der Älteste spielt so lange draußen Fußball.

Danach bekommt er noch Papa-Zeit und wünscht sich gemeinsames Fußball spielen und mit Knabbersachen an den Strand.

Und ich genieße die Stille des Abends, bewundere den Sonnenuntergang und schreibe diesen Artikel.

Ich bin dankbar für unseren Urlaub. Dankbar für diesen Tag. Trotz Müdigkeit, Schmerzen und Erschöpfung erlebe ich ihn als Geschenk.

Egal wie unsere Umstände sind. Egal in welchen Herausforderungen wir stecken. Das Leben beschenkt uns. Gott beschenkt uns. Wir dürfen nur die Augen dafür öffnen.

Herzliche Grüße, Judith