Es gibt Situationen, da können wir nicht mehr handeln. Es gibt Momente, da wird bei uns ein Punkt getroffen. Ein wunder Punkt. Ein Triggerpunkt. Kennst du das?

Wird dieser Punkt getroffen, wird unser Gehirn an eine Verletzung erinnert, die nicht richtig heilen konnte. Und durch die dann ein kleines (oder auch großes) Trauma entstand.

Das was wir dann erleben kann erschreckend sein. Beängstigend. Wir sagen Dinge, die wir nie sagen wollten. Wir machen Dinge, die wir nie machen wollten. Oft überkommt uns eine Wut, die wir so von uns nicht kennen.

„Es ist, als würde ein Film ablaufen“, beschreibt es eine Mutter in meiner Facebook-Gruppe. Ein Film, den wir nicht mitbestimmen. In dem wir eine Rolle spielen, aus der wir nicht ausbrechen können.

Und die Menschen, die diese Punkte treffen, sind oft unsere Kinder. Ohne, dass ihnen das bewusst ist und ohne dass sie uns verletzten wollen, tun sie genau das. Alte Verletzungen berühren, die bei jeder Berührung wieder von neuem Schmerz auslösen. Und durch diesen alten Schmerz, der neu ausgelöst wird, reagiert das Gehirn und löst ein Notfallprogramm aus. Und dieses Programm heißt „Flucht oder Kampf“.

In diesem Artikel möchte ich ein wenig darauf eingehen, was ein Trauma und Triggerpunkte sind, wie sie entstehen können, wie wir ihre Ursache finden und wie wir dann damit umgehen können.

Was ist ein Trauma?

Das Wort „Trauma“ kommt aus dem griechischen und bedeutet Verletzung.

In der psychologischen Fachliteratur wird das Wort „Trauma“ nur verwendet für Verletzungen, die allein nicht zu bewältigen sind und eine Behandlung erfordern.

In einem weiteren Begriffsverständnis sind Traumata all die psychischen und emotionalen Verletzungen, die von selbst nicht heilen konnten.

Ein solches Trauma wird von einem negativen Erlebnis ausgelöst, das nicht verarbeitet werden konnte, da es den Betroffenen in diesem Moment überforderte. Kommt dieses Ereignis immer wieder, kann sich das Trauma verstärken.

In meinem Artikel spreche ich nicht von dem Trauma, wie es nach ICD-10 definiert wird. (Bei der das Ereignis von jedem Menschen als extrem belastend oder katastrophal empfunden werden muss.) Sondern von dem weiter gefassten Begriff. In diesem Verständnis kommt es nicht nur auf die äußeren Umstände, sondern auch das innere Erleben des Betroffenen an.

Traumatische Erlebnisse nach diesem weiter gefassten Begriff können alle Erfahrungen sein, die das Nervensystem des Betroffenen überlasten und eine Schutzreaktion auslösen. Werden diese Erfahrungen nicht (vollständig) verarbeitet, werden sie als Stress in unserem Nervensystem abgespeichert.

Die meisten dieser Erlebnisse finden in unserer Kindheit statt. Das können beispielsweise einschneidende Erlebnisse wie der Tod eines Familienmitgliedes oder der Trennung der Eltern sein, aber auch emotionale Überforderung beispielsweise durch dauerhaften Streit, oder dem Gefühl nicht erwünscht zu sein.

Mir ist es wichtig an dieser Stelle zu sagen, dass ich nicht denke, dass unsere Eltern per se Schuld sind an den Traumata unserer Kindheit. Die allermeisten von uns haben Eltern, die ihr Bestes gegeben haben. (Ich gehe sogar davon aus, dass jeder Mensch zu jeder Zeit sein Bestes gibt.)

Aber manchmal gibt es Situationen im Leben, die man nur schwer beeinflussen kann. Und unsere Eltern hatten -wie wir- ihre Themen und ihre Verletzungen. Durch die sie -ohne es zu wollen- uns Verletzungen zugefügt haben.

Triggerpunkte

Jedes Trauma, jede Verletzung hat sogenannte Triggerpunkte.

Woran merken wir, was unsere Triggerpunkte sind?

Vielleicht kennst du das, dass ein bestimmter Satz, ein Verhalten oder eine Situation immer wieder eine extreme Reaktion von dir auslöst.

Unser System wird an eine alte Verletzung erinnert und reagiert, als wäre diese Verletzung akut.

Wir reagieren in den Augen anderer über. Unsere Reaktion steht in keinem Verhältnis zur Situation. Eben weil sie an eine alte Situation, eine alte Verletzung erinnert.

In die Tiefe gehen

Um zu entdecken, was die Ursache für einen Triggerpunkt ist, dürfen wir in die Tiefe gehen.

Ein Weg um klassische Situationen, die dich immer wieder triggern anzuschauen, ist die „Zwiebelmethode“. Mit ihr kannst du Schicht für Schicht entfernen, um zu deinem Thema zu kommen.

Stelle dir dazu Fragen in drei Schritten:

  1. Was siehst du? Wie ist die Situation? Welche Personen sind beteiligt? Welcher Satz / welches Verhalten hat deine heftige Reaktion ausgelöst?
  2. Was waren deine Gefühle in dieser Situation?
  3. Was für ein unerfülltes Bedürfnis steckt hinter dem Gefühl?

Durch diese Fragen kannst du dich dem eigentlichen Thema, um das es für dich geht annähern.

Ein kleines Beispiel von mir, damit das greifbarer wird:

Eine Situation, die mich immer wieder stresst ist, wenn ich noch dabei bin das Essen zu richten und sich alle anderen schon an den Tisch setzen und sich was zum Essen schnappen. (Anstatt zu helfen oder zu warten.) Ich fange dann schnell an zu meckern und doofe, ungerechte Dinge zu sagen.

Das ist die äußerste Schicht. Das, was wir sehen können.

Mein Gefühl, das darunter liegt ist Ärger, Wut und auch Hilflosigkeit.

Mein Bedürfnis, was unter diesen Gefühlen liegt ist Wertschätzung und Verbindung. Ich möchte gesehen werden. Möchte, dass auf mich gewartet wird. Möchte, dass mir jemand Hilfe anbietet.

Und genau das ist ein Thema, auf das ich bei mir schauen darf.

Warum ist dieses Bedürfnis unerfüllt? Wann ist da ein Mangel entstanden. Und wie kann ich jetzt dafür sorgen, dass dieses Bedürfnis erfüllt wird.

Ein anderer Weg kann sein darauf zu schauen, woher du dieses Gefühl, dass in einer Trigger-Situationen aufkommt kennst. Da bekommen wir oft Hinweise auf alte blockierende Sätze, die in uns stecken und alte Erlebnisse, die wir als negativ abgespeichert haben.

Das Trauma abmildern

Was machen wir jetzt mit dieser Erkenntnis?

Wichtig finde ich zu wissen, dass das nicht so bleiben muss. Alte Verletzungen können heilen.

Ein wichtiger Schlüssel ist hier Empathie. Mit Hilfe von Empathie kann eine Verletzung, ein Trauma abgemildert werden.

Ein kleines Beispiel:

Stell dir ein Kind vor, dass hinfällt. Es weint. Die Mutter reagiert nicht. Das Kind weint lauter. Die Mutter ruft von weitem „Steh wieder auf!“ Das Kind weint noch immer. Denn auch wenn der äußere Schmerz vielleicht schon weniger geworden ist. Der innere Schmerz ist da. Und wird durch die fehlende Empathie noch größer.

Jetzt stell dir noch einmal dieses Kind vor. Es fällt hin und weint. Die Mutter geht hin. Kniet sich nach unten. Nimmt das Kind in den Arm. Und sagt: „Oh je, zeig mir, wo tut es weh.“ Vermutlich wird das Kind die Stelle zeigen, kurz nochmal schniefen, aufstehen und weiter spielen. (Außer natürlich, es gibt eine größere, ernsthafte Verletzung.)

Die Empathie, die dem Kind entgegen gebracht wird, mildert den Schmerz.

Und genau so ist es auch bei unserem Schmerz. Dem Neuen und dem Alten.

Wird uns und unserem Schmerz Empathie entgegen gebracht, mildert das den Schmerz.

Und diese Empathie können wir uns auch immer wieder selbst entgegen bringen.

Indem wir unseren Schmerz sehen. Indem wir uns daran erinnern, was diesen Schmerz ausgelöst hat. Und indem wir uns sagen „Ja, das war schlimm. Ich sehe, dass das schlimm war für mich.“

Trigger als Chance

Ich sehe meine Triggerpunkte mittlerweile als Chance. Denn sie zeigen mir, wo ich nochmal hinschauen darf. Sie zeigen mir, wo es alte Verletzungen gibt, die noch heilen dürfen. Sie zeigen mir hinderliche Glaubenssätze, die mich blockieren.

Das war nicht immer so. Die ersten Jahre als Mutter, als meine Kinder treffsicher einen wunden Punkt nach dem anderen gefunden haben, konnte ich darin keine Chance sehen. Ich wollte einfach nur nicht mehr so heftig reagieren.

Aber ich durfte lernen hinzuschauen. Immer wieder. Und jedes Mal ein bisschen tiefer. Um danach wieder rauszugehen aus der Tiefe. Indem ich meinen Verletzungen helfe zu heilen, alte Sätze loslasse und dadurch einen Schritt mache hin zu mehr Leichtigkeit und Freiheit.

Ich hatte und habe immer wieder wunderbare Menschen an meiner Seite, die mich dabei unterstützen. Aber nötig war und ist immer meine Bereitschaft. Die Bereitschaft hinzuschauen. Und loszugehen.

Und ich möchte auch dich ermutigen hinzuschauen. Da hin wo es weh tut. Da hin, wo du immer wieder stolperst. Um alte Verletzungen zu entdecken, die noch heilen dürfen. Um alte Sätze zu erkennen, die dich blockieren und die du loslassen darfst.

Und um danach neue Wege zu gehen. Hin zu dir. Zu der Frau, die du wirklich bist. Ohne deine Verletzungen und Blockaden.

Wenn du möchtest helfe ich dir dabei. Melde dich dafür gerne für ein kostenloses Kennenlerngespräch bei mir.

Herzliche Grüße,

Judith