Der März war persönlich ein herausfordernder Monat. Ein Monat, der in mir Themen wachgerufen hat, von denen ich dachte, sie seinen gar nicht mehr da. Ein Monat, der mich eingeladen hat in die Tiefe zu gehen. Nicht für andere, sondern für mich selbst. Ein Monat an dessen Ende ich sehr dankbar bin, dass ich den Mut hatte, diesen Weg zu gehen. Ein Monat, der mich wieder ein Stück näher zu mir selbst und näher zu Gott gebracht hat. Ich freue mich, wenn du dich mit hinein nehmen lässt in meinen März.
Unruhe, Sorgen und Angst
Eigentlich dachte ich Ende Februar, dass ich Frieden gefunden hatte darüber, was der Monat mit sich gebracht hatte: Ein heftiger Infekt, der wochenlang durch unsere Familie wanderte und in mir leider viel zu bekannte Symptome auslöste.
Eigentlich dachte ich, ich hätte mein Nervensystem auffangen und beruhigen können. Hätte mir selbst glaubhaft versichern können, dass zu einem grippalen Infekt nun mal Gliederschmerzen und Schwäche gehören und dass es schon mal sein kann, dass diese Symptome etwas länger anhalten. Hätte es verstanden, dass das nicht direkt bedeutet, dass das ME/CFS wieder da ist.
Eigentlich… Aber scheinbar hatte mir ein Teil in mir nicht gut zugehört. Denn nachdem der Februar vorbei war und der März begann und Tag um Tag verging, an dem ich die Infekt-Folgen noch immer in mir spürte, wuchsen in mir Unruhe, Sorgen und Angst.
Was wenn doch? Was wenn ich mich nicht gut genug ausgeruht hatte während dem Infekt und ich jetzt wieder schwer krank werde? Es hat ja schließlich niemand gesagt, dass das nicht doch wiederkommen kann. Und überhaupt, könnte es nicht auch sein, dass ich mir diese Heilung nur eingebildet hatte?
Diese und ähnliche Gedanken spukten in meinem Kopf. Ein Teil von mir wehrte sich ihnen zuzuhören. Ein anderer Teil in mir redete mir parallel gut zu. Ein dritter Teil in mir war sich sicher, dass diese Gedanken recht hatten. Und zwischen diesen drei Teilen schwankte ich hin und her.
Und dann schlichen sich fast unbemerkt alte Sorgen und Ängste in meine Gedanken und meinen Körper. Zusammen mit den passenden alten Verhaltensmustern, von denen ich mir sicher war, dass ich sie schon lange hinter mir gelassen hatte.
Ganz ehrlich? Mein erster Impuls war Rückzug. Niemand sehen, mit niemand sprechen, nicht daran denken, ablenken. Gleichzeitig war mir klar, dass das nicht der beste Weg ist, mit so einer Krise umzugehen.
Mein zweiter Impuls war mich zu zeigen. Ehrlich sein, echt sein. Vor mir selbst, vor anderen Menschen und Gott. Ich bin dankbar, dass ich Menschen habe, denen ich ehrlich schreiben kann wie es mir geht. Menschen, die mir mit offenem Herzen zuhören, mir ihre Gedanken dazu sagen, für mich beten und mich an Gottes Wahrheiten für mich erinnern. Ich bin dankbar für Menschen, die mich in Seelsorge und Therapie begleiten und mein ehrlich und echt sein mit mir aushalten. Und ich bin dankbar für meinen Gott, der sich immer freut, wenn ich echt und ehrlich bin und mir dann genauso echt und ehrlich begegnet.
All das hat mir geholfen wieder klarer zu sehen. Zu sehen, dass um mich herum viele Menschen sind, die noch Wochen nach einem Infekt schlapp sind. Zu sehen, dass mein Körper die letzten Jahre sehr viel getragen hat und noch nicht wieder voll aufgetankt und regeneriert ist. Zu sehen, dass ich wieder einmal sehr hohe Erwartungen an mich hatte. Zu sehen, wie wichtig Pausen und Langsamkeit für mich noch immer ist.
Und zu sehen, dass in mir noch immer alte Themen sind, die lange ganz still waren und sich jetzt wieder bemerkbar machen. Und das Erkennen ist immer der erste wichtige Schritt. Diesen Satz sage ich den Frauen, die ich begleite so oft. Jetzt durfte ich ihn mir selbst sagen.
In die Tiefe gehen
Ich liebe es andere Menschen in die Tiefe zu begleiten. Ich liebe es ihnen Mut zu machen und den Raum zu halten, den es dafür braucht. Ich liebe es mitzuerleben, was in dieser Tiefe passieren kann.
Und am meisten liebe ich es, wenn wir gemeinsam mit Gott in diese Tiefe gehen. Ich liebe es zu erleben, wie individuell und persönlich er diesen Weg mit jeder einzelnen geht. Und ich liebe es ihm in dieser Tiefe „bei der Arbeit“ zuzuschauen und mithelfen zu dürfen.
Tja und jetzt war bei mir ein Weg in die Tiefe dran. Das merkte ich ganz deutlich. Und ein sehr großer Teil in mir wollte das nicht. Überhaupt nicht. Im Gegenteil, dieser Teil wollte eigentlich lieber davon laufen. Obwohl ich weiß, wie kostbar und heilsam so ein Weg in die tiefe Zeit, war in mir ein sehr großer Widerstand.
Ich bin dankbar, dass ich mich mittlerweile schon sehr gut kenne. Ich weiß, dass dann, wenn der Widerstand sehr groß in mir ist, aber trotzdem etwas in mir mich in diese Richtung zieht, in der Regel etwas Wichtiges vor mir liegt.
Also machte ich mich auf den Weg und suchte mir Begleitung und Unterstützung dazu. Es gab zwei Freundinnen, die mich im Gebet unterstützten (und es noch immer tun) und zusätzlich hat Gott mir die perfekt ineinander passenden Puzzelteile vor die Füße gelegt: Ein Wochenend-Seminar, ein kurzer Intensiv-Online-Kurs und eine Körpertherapeutin, die plötzlich in mein Leben kam. Diese drei Puzzleteile hatte nichts miteinander zu tun und baute trotzdem auf geniale Art und Weise für mich aufeinander auf.
Ich konnte die Ängste anschauen, die da plötzlich wieder in mir wach wurden. Konnte erkennen, welche Lügen mit diesen Ängsten verwoben sind. Konnte diese Lügen bei Gott abgeben und seine Wahrheit für mich empfangen. Und wurde in eine tiefe Wurzel dieser Lügen hineingeführt, von der ich irgendwie schon immer ahnte, dass es sie gibt, aber seither keinen Zugang dazu hatte. Und jetzt bin ich dabei zu erleben, wie Gott mir genau da begegnet, wie sich etwas in mir bewegt, wie Dinge ans Licht kommen und ganz langsam heil werden dürfen.
Und in diesem ganzen Prozess (der noch nicht zu Ende ist) erlebe ich mal wieder, wie wunderbar Gott uns führt, wenn wir uns führen lassen. Ja, es ist anstrengend. Ja, es ist schmerzhaft. Ja, der Widerstand in mir war sehr groß. Und gleichzeitig: Es ist so gut, wenn Licht dahin kommen darf, wo es seither dunkel war.
Und mir wurde nochmal neu klar, wie wichtig es ist, dass ich selbst bereit bin mit Gott bei mir in die Tiefe zu gehen, damit ich andere bei diesem Weg gut begleiten und für sie den Raum halten kann.
Ein nächster Schritt.
Vielleicht fragst du dich, warum ich dir das alles erzähle. (Vielleicht fragst du dich das aber auch nicht und dieser Gedanke ist vor allem in meinem Kopf. – Warum erzähle ich all das hier?)
Von Anfang an -also seit ich begonnen habe online sichtbar zu werden- hat Gott mir immer wieder gesagt, dass ich mein Herz mit den Menschen teilen soll. Und über das schreiben, was in meinem Herzen ist. Also tue ich das. Auch wenn ich nicht immer weiß warum und für wen. Und auch wenn es mir nicht immer leicht fällt.
Vielleicht gibt es hier ja Personen, die von meinem Weg lesen und merken, dass meine Worte etwas in ihnen bewegt oder anspricht oder berührt. Und vielleicht bist du ja eine dieser Personen.
Wenn das so ist möchte ich dir Mut machen hinzuschauen und den nächsten Schritt zu gehen. Vielleicht einen Schritt in dein Herz. Vielleicht einen Schritt auf deinen Schmerz zu. Vielleicht einen Schritt hin zu Gott. Vielleicht einen Schritt auf Menschen zu, die dich begleiten und halten können.
So oft geht es um diesen einen nächsten Schritt. Und so oft geht es darum, dass wir den Mut finden hinzuschauen, wie es uns geht und was unter diesem „Wie-geht-es-mir“ liegt. Und darum, wie Gott uns genau dabei begegnen will.
Und wenn du deinen nächsten Schritt nicht alleine gehen möchtest, lade ich dich ein in „dein Zuhause„, dem Mitgliederbereich von Cathrin Hoch und mir. Da gibt es Raum für dich, in dem du genau das erleben kannst. Schritte in eine tiefere Verbindung zu dir selbst, zu Gott und zu anderen zu gehen. Und ja, manchmal auch Schritt in deinen Schmerz, oder durch deinen Schmerz. Und dann immer wieder Schritte hinein in das Gute, das Gott uns schenken möchte.
zum Mitgliederbereich „dein Zuhause“
Gutes im März
Am Ende des Monats setze ich meinen Fokus ganz bewusst auf das Gute. Ich blättere dazu durch mein Journal, durch meinen Kalender und meine Handyfotos. Und ich bin dankbar, dass ich diese Dinge als Gedächtnisstütze habe. Viel zu viel würde ich sonst vergessen.
Ich teile hier einen Ausschnitt mit euch.
Was habe ich als Gut erlebt?
💛 Gemeinsam mit meiner Tochter ihr Zimmer zu streichen und wahrzunehmen, dass mein Körper dazu wieder in der Lage ist.
💛 Gottes Reden und sein Wirken bei den Frauen in „Herzenszeit“.
💛 Eine Einladung in eine Nachbar-Gemeinde, dort von meiner Heilung zu erzählen.
💛 Wie Gott mir im richtigen Moment die richtigen Menschen und Angebote auf meinen Weg stellt.
💛 Ein Saunatag mit meinem Mann.
Was hat Gott Gutes zu mir geredet?
💛 „Komm zu mir, ich will dir Ruhe schenken.“ (Mt. 11,28)
💛 „Ich schenke dir Frieden für deine Grenzen.“ (nach Psalm 147,14)
💛 „Ich lasse euch ein Geschenk zurück: meinen Frieden. (…) Deshalb sorgt euch nicht und habt keine Angst.“
💛 „Liebes …“
Wofür bin ich dankbar?
💛 Dass es mir so viel besser geht, als zu Beginn des Monats.
💛 Für all das, was in Bewegung kam und was mir klar wurde.
💛 Für jede Frau, die ich begleiten durfte und jede Begleitung, die ich erfahren habe.
💛 Für den erwachenden Frühling.
Ausblick auf April
Wenn ich an den neuen Monat denke, freue ich mich vor allem darauf, meinen Weg weiterzugehen.
Den Weg mit mir selbst, den Weg mit Gott, den Weg mit anderen.
Und ich freue mich auf den Frühling, auf Ostern und auf den Geburtstag unseres Kindes. Und darüber, dass ich in diesem Jahr wieder in der Lage bin wirklich mitzufeiern und teilzuhaben.
Und du? Wie war dein März? Und an was denkst du, wenn du an den April denkst?
Herzliche Grüße,
Judith
Lust noch mehr zu lesen?
12von12 im Juli 2024
Heute ist der 12. Juli. Und eigentlich ist klar, dass ich dich an diesem Tag mit 12 Bildern mit...
12von12 im März
Heute nehme ich euch wieder mit in einen Tag. In den 12. März. Einem Sonntag. Die letzten Wochen...
Mein Februar 2025
Der Februar war ein Monat voller Sonne, Schnee und Regen. Ein Monat mit schweren...