Nachdem die letzten Tage frühlingshaft sonnig und warm waren, ist heute ein grauer und kalter Regentag. Und irgendwie passt das Wetter zu meiner emotionalen Verfassung.
Warum das so ist und wie ein paar bunte Frühblüher mir helfen meinen Blick zu ändern, kannst du in meinem heutigen 12von12 nachlesen.
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Ich stehe auf, als es im Haus noch ruhig ist. Seit Anfang des Jahres nehme ich mir an (fast) allen Tagen in der Stille des Morgens Zeit für mich und Gott.
Ich bin wach, bevor mein Wecker klingelt. Und gleichzeitig bin ich müde. Mir ist nach Liegenbleiben und gleichzeitig weiß ich, dass es mir gut tun wird aufzustehen.
Ich gehe nach unten, setze mich auf das Sofa und komme erstmal an. In diesem Morgen, in diesem Tag, bei mir und bei Gott.
Ich atme, spüre in mich hinein und nehme all das war, was ich schon seit Tagen wahrnehme und eigentlich nicht wahrnehmen will. Schwäche und Erschöpfung.
Seit Tagen nehme ich das wahr und wehre mich dagegen, weil ich es einfach nicht will. Denn diese Schwäche und Erschöpfung erinnern mich an die Jahre mit ME/CFS. Und auch wenn ich es nicht möchte, klopft leise eine Angst an.
Ich schlage die Bibel auf und lese zwei Verse aus Jesaja, die mir eine Frau gestern geschickt hat:
„Denkt nicht mehr daran, was war, und grübelt nicht mehr über das Vergangene. Seht hin; ich mache etwas Neues; schon keimt es auf. Seht ihr es denn nicht?“
Diese Worte sprechen mich an. Ich finde mich darin wieder. Wir haben als Familie eine lange schwere Zeit hinter uns. Mit mehrere Krisen und Herausforderungen, nicht nur der Erkrankung bei mir. Im Sommer kam dann ein von Gott geschenkter Durchbruch, als die engen Grenzen meines kranken Körpers gesprengt wurden. Und in mir und meiner Familie durfte dadurch neues Leben keimen.
Die letzten Wochen wurden die Grenzen wieder enger. Wir gaben uns in der Familie einen oder mehrere der vielen Infekte weiter, die überall die Runde machten. Es gab mehrere Wochen, in denen immer mindestens ein Familienmitglied krank war. Mehrere Wochen, in denen ich mich um andere kümmerte und wenig Zeit und Raum für mich hatte. Bis ich dann als letzte krank war und mehrere Tage im Bett verbrachte. Und dieses krank-sein hat mich in Altes zurückgeworfen. Das merke ich schon seit Tagen. Ich denke an das Alte und grüble und in mir entsteht ein Gefühl, als hätte es dieses Neue nie gegeben.
Im Haus ist es mittlerweile nicht mehr ruhig. Deshalb nehme ich den Bibelvers und meine Gedanken für später mit, schaue nach meinen Kindern und unterstütze meinen Mann, der schon begonnen hatte Frühstück zu machen.
Ich mische ein neues Schoko-Müsli für die Kinder zusammen und entscheide mich dafür, dass ich jetzt für meine Familie da sein will.
Etwas später, als alle aus dem Haus sind, nehme ich mir Zeit zum frühstücken und plane ein wenig meinen Tag. Mittwochs ist mein Therapie-Vormittag. Mit Sauerstofftherapie und Physiotherapie unterstütze ich meinen Körper in der Erholungs- und Aufbauphase. Am Nachmittag gibt es noch keine Pläne und Abends habe ich zu einem Verbindungsmoment in meiner Facebook-Gruppe eingeladen.
Und dazwischen gibt es eigentlich ganz viele Dinge zu tun. Aber mein Körper zeigt mir, dass im Moment Langsamkeit wichtiger ist. Und wieder wehrt sich etwas in mir. Gab es in den letzten Jahren nicht genug Langsamkeit bei mir?
Ich mache mich durch den Regen auf den Weg zu meinen Mittwochstherapien. Mir ist kalt und alles ist nass und grau. In meinen Kopf schleichen sich negative Wetter-Gedanken: „Muss das jetzt schon wieder so nass und grau und kalt sein? Hätte die Sonne nicht einfach da bleiben können? Ich will jetzt Frühling und Blumen und Wärme .“
Noch während ich diesen Gedanken nachgehe, sehe ich einem Vorgarten voller Blumen. Frühlingsblumen, die in den letzten Wochen bei Sonnenschein gewachsen sind. Sie sind noch da. Sie verschwinden nicht, nur weil der Himmel voller grauer Regenwolken wird. Ich mache ein Foto, gehe weiter, nehme das Bild mit und bewege es in mir.
Ich erkenne mich und mein Leben wieder in diesem Regentag-Blumen-Bild. Das, was ich erleben durfte, als ich geheilt wurde, was wie ein extrem schneller Frühling mit schießenden Pflanzen.
Und jetzt kamen grauer Regentage. Familieninfekte, die sich über Wochen hinwegziehen. Liegengebliebenes Chaos, das mir über den Kopf wächst. Trauer der letzten Jahre, die erst jetzt zum Vorschein kommt. Sichtbar werdender Mangel, der noch nicht wieder aufgefüllt ist.
Und in den letzten Tagen schlichen sich immer wieder negative Gedanken in meinen Kopf. Ähnlich wie die negativen Wetter-Gedanken von heute. „Warum ist gerade vieles so anstrengend? Warum bin ich schon wieder so erschöpft und müde? Hätte jetzt nicht einfach Freude, Leichtigkeit und Energie bleiben können?“
Ich denke zurück an die Blumen. Die trotz des kalten, grauen Regentags blühen. Sie verschwinden nicht, nur weil die Regenwolken kommen. Und genauso ist auch mein Leben. Das Gute, was mir geschenkt wurde, das, was ich mit Gott erleben durfte, das was aufblühen durfte, all der Segen verschwindet nicht, nur weil Regenwolken kommen. Das Gute was war, ist noch immer da. Wie die bunten Blumen im Regen. Da ist sie mal wieder, die Gleichzeitigkeit, die mich immer wieder begleitet.
Auch bei der Physio spüre ich heute deutlich, dass mein Körper in den letzten Wochen wieder schwächer wurde. Ich übe mich mal wieder darin das anzunehmen und gut darauf zu reagieren. Für heute bedeutet das für mich, dass ich sage wie es mir geht. Und deshalb machen wir nur leichte Übungen und ich bekomme danach noch eine Massage, bevor ich mich in den gemütlichen Stuhl für die Sauerstoff-Therapie setzen darf.
Zurück Zuhause mache ich mir einen Kaffee und nehme mir Zeit für ein paar Online-Aufgaben. Ich antworte Frauen aus meinem Herzenszeit-Kurs in unsrer begleitenden Facebook und schreibe ein paar E-Mails. Heute bin ich mal wieder dankbar, dass ich das vom Sofa aus machen kann. Und mir wird bewusst, dass auch das eine Blume ist, die im Regen blüht. Sogar eine Blume, die im Regen und Sturm keimen, wachsen und aufblühen durfte. Entstanden ist dieser Kurs nämlich in einer Zeit, in der es mir gesundheitlich sehr schlecht ging.
Und da mir das Bild der bunten Blumen an diesem grauen Tag so gut tut, teile meine Gedanken über die Blumen im Regentag und was das mit meinem Leben zu tun hat noch in einem Instagram-Beitrag.
Der Vormittag ist vorbei. Ich mache Mittagessen, die Kinder kommen nach und nach von der Schule. Ich nehme mir Zeit zum Begrüßen und zuhören und gemeinsam Essen und da-sein. Und mache mir bewusst, dass auch diese Kinder wundervolle Blumen sind, die trotz der Stürme der letzten Jahre wachsen und aufblühen durften. Ich erlebe das immer wieder als großes Segensgeschenk von Gott.
Und auch, dass ich mir nach dem Essen einen Moment für eine Pause nehmen kann, ist eine Segens-Blume, die ich heute sehr brauche und bewusst annehme.
Der Nachmittag verläuft ruhig (und ohne besonderes Foto). Ich sitze neben einem Kind, dass seine Mathehausaufgaben macht, lerne mit einem anderen Kind Deutsch, in unserem Garten treffen sich trotz des Regens Kinder und spielen in unserer Gartenhütte, wir Eltern trinken einen Nachmittagskaffe vor dem Kamin und beschließen, dass das Wetter heute zu schlecht ist, für einen gemeinsamen Spaziergang (auf den ich eigentlich Lust hatte).
Etwas später bekomme ich die Nachricht, dass es heute bei der Lebensmittel-Rettungsstation Blumen zu retten gibt. Und für mich ist das wie eine weitere kleine Erinnerung an diesem Tag an Gottes Freundlichkeit und an das Gute das da ist, auch wenn Regenwolken den Himmel verdunkeln. Deshalb mache ich mich mit einem Korb auf den Weg und freue mich etwas später über gerettete Blumen und gerettetes Brot und Salat für das Abendessen.
Am Abend wünscht sich ein Kind noch ein gemeinsames Spiel und selbst da werde ich an die Blumen erinnert.
Nach Abendessen und spielen, lese ich den Kindern noch etwas vor und begleite die, die schon schlafen gehen, ins Bett.
Ich habe am Abend noch einen kleinen Zoom-Termin. In meiner Facebook-Gruppe „in Verbindung Leben“ habe ich zu einem Verbindungsmoment eingeladen, um sich Zeit zu nehmen für sich selbst und Gott. Und auch hier erzähle ich den Frauen von meinem grauen Regentag, den bunten Blumen und was das mit unserem Leben zu tun hat. Wenn du möchtest, kannst du hier die Aufzeichnung davon sehen.
Ich danke dir, dass du dir die Zeit genommen hast, meine Gedanken zu meinem Tag zu lesen. Wenn du möchtest, schaue gern beim nächsten 12von12 wieder vorbei, oder lese direkt in einem meiner anderen Blogartikel weiter.
Herzliche Grüße, Judith
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Hallo liebe Judith,
gern hätte ich dir hier aus dem Rhein-Main-Gebiet Sonnenstrahlen geschickt. 🌞
Den Tag mit einer Meditation oder einem Gespräch mit Gott zu starten, hat so viel Erdendes und holt uns in unsere Mitte.
Morgens (und auch über den Tag) aktuell müde zu sein, passt zur ayurvedischen Kapha-Zeit: Die Natur ist von Schwere und Feuchtigkeit geprägt. Das überträgt sich auch auf uns.. Da tut es gut, sich an Blumen und Farbenfrohem zu erfreuen.
Kennst du die Atemtechnik „Breath of Joy“? Diese praktiziere ich gern bei dieser Müdigkeit und Schwere. Scheib mir gern, dann sende ich dir das Video dazu zu.
Atementspannte Grüße aus Offenbach
Jutta 🌬 💚