Wie beginnt man einen Rückblick auf ein Jahr, dass so war wie dieses Jahr? 2023 war ein so intensives Jahr. In jeglicher Hinsicht. Intensive Erfahrungen. Intensive Gefühle. Intensiv.

„Freude mit Tränen vermischt. Trauer durchwoben von Licht.“ Diese Worte sind vielleicht eine gute Zusammenfassung von diesem Jahr.

Denn mein Motto für dieses Jahr hieß: „Der Freude folgen“. Und ja, sie war da die Freude. Auch wenn sie oft mit Tränen vermischt war.

Und auch Trauer war da in diesem Jahr. Es gab Tage, da war sie ganz klein und an anderen sehr präsent. Aber immer war sie durchwoben mit Licht.

Trauer, Freude, Angst, Hoffnung, Sorge, Dankbarkeit. Alles gehört zu unserem Leben dazu. Und manchmal darf es gleichzeitig sein. Und auch hier, in diesem Text, wird es von all dem etwas geben.

Mein Jahresrückblick ist kein einfacher Text. Weil mein Jahr kein einfaches Jahr war.

Bevor ich angefangen habe zu schreiben (und auch noch bei den ersten Malen, bei denen ich an diesem Text saß) habe ich mich immer wieder gefragt, ob das machen kann, diesen Jahresrückblick zu schreiben und zu veröffentlichen. Ob ich dieses Jahr mit euch teilen kann. Ob ich euch zumuten kann was alles war. Aber ich wurde von anderen ermutigt, dass das gut und richtig und wichtig ist. Und ich selbst habe auch gespürt, dass meine Worte hier sein sollen.

Für mich selbst war das Schreiben immer wieder schwer und schmerzhaft. Aber auch gut und schön und heilsam.

Wenn du dich mit hinein nehmen lassen möchtest, freue ich mich sehr. Vermutlich musst du dir etwas Zeit einplanen. Vielleicht brauchst du dabei eine Tasse Kaffee oder Tee. Vielleicht ist es auch hin uns wieder gut, eine Pause zu machen. Egal wie – ich freue mich, dass du da bist.

Rückblick auf meine Wünsche, Sorgen und die Blickrichtung für 2023

Ein Engel stand an der Pforte des neuen Jahres. Ich sagte zu dem Engel: “Gib mir ein Licht, damit ich sicheren Fußes der Ungewissheit entgegen gehen kann.” Er aber antwortete: “Geh nur hinein in die Dunkelheit und lege deine Hand in Gottes Hand. Das ist besser als ein Licht und sicherer als ein bekannter Weg.”

(aus China)

Diesen kurzen Text habe ich Ende 2022 mehrmals irgendwo gelesen. Und er hat etwas tief in mir angesprochen. Nach all den Stürmen in dem zurückliegenden Jahr, sehnte ich mich nach Sicherheit und Licht. (Hier kannst du von dem Stürmen in 2022 lesen.)

Ich sehnte mich danach, dass Ruhe in meinem Leben einkehren durfte. Nach einem Jahr ohne Sturm. Und ahnte dennoch schon da, das es anders kommen würde. Das erkenne ich an dem, was ich am Ende meines Rückblicks vom letzten Jahr geschrieben hatte:

Ich stellte ein Wort, bzw. einen Satz über mein Jahr 2023: “Der Freude folgen”. Ein Wort das mir geschenkt wurde am Ende eines schweren Jahres.

“Der Freude folgen.

Ich möchte bei allem was ich tue, der Freude folgen.

Möchte das machen, das mit Freude schenkt und das anderen Menschen Freudeschenk. Und ich möchte mich beschenken lassen von Jesus, meinem Freudeschenker. Ohne ihn wäre es mir in diesem Jahr nicht so gut gegangen. Das weiß ich. Und ich weiß auch, wenn ich mit ihm in das neue Jahr gehe, dann wird er mir Freude schenken. An jedem Tag. Egal was kommt.

Eine Freude, die unabhängig ist von meinen Umständen. Eine Freude, die unabhängig ist von dem, wie es mir körperlich geht. Eine Freude, die unabhängig ist von all den Stürmen, die vielleicht noch kommen.

Eine Freude, die von innen kommt. Eine Freude, die entsteht, wenn ich zuhause bin in mir. in meinem Leben. in meinem Körper. Eine Freude, die entsteht, wenn Gott in mir und meinem Leben zuhause ist.”

(Judith Oesterle – Jahresrückblick 2022)

Ja, ich ahnte schon da, dass die Stürme in meinem Leben noch nicht zu Ende waren. Und richtete mich gleichzeitig auf den aus, von dem ich wusste, dass er mich Halt gibt in jedem Sturm, der mich trägt und der mir immer wieder Freude schenkt. Eine Freude, die nicht von äußeren Umständen kommt, sondern von dem, was in mir ist.

Diese Blickrichtung war für mich tatsächlich das, was mich durchgetragen hat. Meinen Blick immer wieder wegzunehmen von dem Sturm und den Wellen und auf Gott zu richten. Und darauf zu vertrauen, dass nicht nur ich ihn anschaue, sondern auch er mich.

“Und noch ein zweiter Satz darf über meinem Leben steht. Die Jahreslosung von 2023. Ein Bibelvers der jedes Jahr von der Herrenhuter Gemeinde für alle Christen weltweit ausgesucht wird.

Du bist ein Gott, der mich sieht.

Das glaube ich. Das erlebe ich. Daran will ich festhalten.

Und deshalb kann ich voll Vertrauen in das neue Jahr gehen. Voll vertrauen, dass alles gut wird. Auch wenn ich noch nicht weiß, wie dieses gut aussehen wird.”

(Judith Oesterle – Jahreslosung)

“Geh nur hinein in die Dunkelheit und lege deine Hand in Gottes Hand. Das ist besser als ein Licht und sicherer als ein bekannter Weg.” 

Ja, das durfte ich erleben. Seine Hand, die mich hält. Mitten in der Dunkelheit.

Und ich durfte erleben, wie viel Leuchten es mitten in der Dunkelheit geben kann. Ich wurde in diesem Jahr so sehr beschenkt, erlebte Freude, Wunder und Segen. Trotz allem. Und oft gleichzeitig.

Und deshalb kann ich auch mit Freuden auf mein Jahr zurück blicken. Mit Freude, die mit Tränen vermischt ist.

Im dunklen Tal

Die erster drei Monate diesen Jahres fühlten sich an wie ein langes dunkles Tal. Ein dunkles Tal, von dem ich nicht wusste, wohin es mich führend würde und wann es zu Ende ist.

Wenn ich während dessen oder im Nachhinein anderen Menschen erzählen wollte, wie es uns geht und was bei uns ist, fehlten mir oft die Worte. Es erschien mir viel zu viel, um es auf einmal zu erzählen. Und so geht es mir auch jetzt.

Ich muss tief Luft holen. Und ausatmen. Und noch einmal Luft holen. Um dann die Sätze in einem Zug zu schreiben.

Ich erhalte Anfang des Jahres die Bestätigung, dass ich in Frühpension bin. Dienstunfähig, Frühpension, gesundheitlich nicht mehr in der Lage zu arbeiten. Mit Anfang 40. Zur gleichen Zeit wird mir bewusst, dass mein Papa nicht mehr gesund werden wird, dass er den Kampf gegen den Krebs nicht gewinnen wird. Im Februar begleite ich meinen Papa in den letzten Tagen seines Lebens. Ich bin bei ihm, als er stirbt. Und kurz davor und direkt danach begleite ich eins unserer Kinder zweimal eine Woche im Krankenhaus. Akute Bauchschmerzen führen zu einer unklaren Diagnose – eine unklare Raumforderung im Bauchraum, die eine größere Bauch-OP zur Folge hat. Im März ist die Beerdigung meines Papas und einen Tag danach bringen wir meine Oma mit einem Schlaganfall in die Notaufnahme.

Ich muss wieder Luft holen. Und danach lange ausatmen. Es war so viel. So unfassbar viel.

Und jetzt, im Rückblick, kann ich nur darüber staunen, wie wir als Familie diese drei Monate gemeistert haben. Und wieviel Ruhe und Kraft ich in dieser Zeit hatte.

geschenkte Kraft und geschenkte Ruhe

Für mich ist ganz klar, dass mir diese Kraft geschenkt wurde. Und dass auch die Ruhe überirdisch war. Von Gott geschenkt.

Eigentlich habe ich durch meine Erkrankung sehr wenig Kraft. Und in den letzten Wochen des alten Jahres und den ersten des neuen Jahres rutschte ich von einem Crash in den nächsten und fühlte mich oft für jeden Schritt zu schwach.

Und dann war da plötzlich diese Kraft. Genau so viel, wie ich für jeden Tag brauchte.

Kraft, um für meinen Papa da zu sein. Kraft, um mit Ärzten zu telefonieren. Kraft, um meine Mama zu entlasten. Kraft, um für meine Familie da zu sein. Kraft, um für mein krankes Kind da zu sein. Kraft, um auszuhalten, dass bei meinem Kind ein Tumor-Verdacht im Raum stand. Nie klar ausgesprochen, aber wenn die Onkologin mehrmals im Raum steht und keiner dir sagen kann, was wirklich los ist, weißt du, welche Befürchtung die ÄrtzInnen haben.

Ich wusste, was wann zu tun ist. Ich war ruhig, mitten in dem Sturm, der um mich tobte. Und für mich wurde der Psalm 23 plötzlich so lebendig wie noch nie.

“Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.” heißt es da in Vers 4. Und genau das erlebte ich. Ich hatte keine Angst in diesem dunklen Tal. Ich spürte so sehr, wie vielleicht noch nie, dass Gott bei mir ist. Dass er mich versorgt mit Kraft und Ruhe. Dass er mich hält und tröstet.

kostbare Zeit

So schwer diese drei Monate auch waren, gleichzeitig war es für mich auch eine wertvolle Zeit.

Ich bin unendlich dankbar, für jeden Tag, für jeden Moment, der mir mit meinem Papa noch geschenkt wurde. Dankbar für alles, was ich in diesen letzten Tagen und Wochen noch für ihn tun durfte. Dankbar für jedes Wort, jeden Blick, jede Umarmung, jeden Händedruck. Ich bin dankbar, dass meine Kinder sich von ihm verabschieden konnte, er für jedes von ihnen noch ein Lächeln hatte. Und dankbar, dass ich bei ihm sein durfte, als er starb.

Ich bin dankbar für die Zeit mit meinem Sohn im Krankenhaus. Für jedes Gespräch, jede Umarmung, sein Vertrauen in mich und dass ich für ihn da sein konnte.

Ich bin dankbar für meine Schwester, die mir in dieser Zeit wieder so viel näher geworden ist. Für alle gemeinsamen Tränen, jedes Gespräch und das gegenseitige Stützen.

Ich bin dankbar für die Momente mit meiner Oma im Krankenhaus und Pflegeheim, dass ich da sein konnte für sie, dass sie zulassen konnte, dass ich ihr half und für sie sorgte.

So viel geschenkte Zeit.

Lichtstrahlen

In das dunkle Tal dringen immer wieder Sonnenstrahlen. Oder vielleicht sind es auch die Sterne, die wir erst wirklich sehen können, wenn es ganz dunkel ist um uns.

Ich muss an eine Reise nach Brasilien denken vor einigen Jahren. Damals, als ich noch keine Kinder hatte. Mein Mann und ich waren im Pantanal, einem Sumpfgebiet. Und durften dort mit einem Mann zum Fischen fahren. Auf dem Rückweg wurde es langsam dunkel. Und irgendwann war es ganz finster. Dort gab es kein elektrisches Licht weit und breit. Und mitten in dieser Dunkelheit leuchteten die Sterne so hell, wie ich es sonst noch nie gesehen habe. Gefühlt gab es an diesem Himmel viel, viel mehr Sterne als bei uns.

Und vielleicht ist das auch in unserem Leben so, dass wir manches Licht vor allem in der Dunkelheit erkennen können.

In diese Tage im Februar dringen viele Lichtstrahlen.

Sonnenschein und erste Frühblüher auf der Terrasse meiner Eltern mitten im Februar. Zweimal das Bett am Fenster im Krankenhaus, so dass ich die wunderbare Fensterbank für mich nutzen konnte. Sonnenstrahlen, die auf diese Fensterbank schienen. Überhaupt so viel Sonnenschein in diesem Februar. Blühende Bäume in Stuttgart. Wunderbare Menschen, die ins Krankenhaus kamen und uns versorgten mit Essen, Umarmungen und Büchern. Ein Zimmer für uns allein in den ersten Tagen des zweiten Krankenhausaufenthalts, in den Tagen nach dem Tod. Liebevolle Nachrichten.

Und ich nehme jeden einzelnen Lichtstrahl wahr und lasse sie dankbar in mein Herz.

beten ohne Worte

Es gab einige Wochen in dieser Zeit, in der ich beim Beten keine Worte fand. Es war alles so viel. Zu viel, um es auszusprechen. Ich hatte keine Worte, keine Bitten, nur mein Herz.

Und ich weiß noch, wie oft ich auf der breiten Fensterbank in unserem Krankenhauszimmer saß, hinaus über die Dächer von Stuttgart blickte, die wärmenden Sonnenstrahlen auf mir spürte und dann meine Augen schloss und meine Hände öffnete.

Und mein Gebet ist immer wieder: “Hier bin ich. Ohne Worte. Mit einem offenen Herzen, das zu dir spricht. Mit leeren Händen. Fülle du mich mit dem, was ich brauche.”

Und ich spüre, es reicht. Gott kennt mein Herz. Er weiß, was ich brauche. Er sorgt für mich.

Und noch etwas spüre ich. Um uns herum sind die Gebet vieler Menschen. So so viele beten für uns, in den Tagen im Krankenhaus, in den letzten Tagen meines Papas, während der OP meines Sohnes. Und ich fühle mich durch ihre Worte getragen. Wertvolle Worte, die meine eigenen ersetzen.

Engel und Wunder

Immer wieder in diesen Wochen musste ich an den kurzen Text mit dem Engel denken. Dem Engel, der am Anfang des Jahres dastand und mir zusicherte, dass Gott in der Dunkelheit bei uns sein wird. Und immer wieder war mir, als würde Gott uns seine Engel schicken, damit wir nicht alleine sind. Und mitten im dunklen Tal durften wir immer wieder Wunder erleben.

Ein Erlebnis möchte ich hier gerne teilen. Vom Tag der Operation unseres Sohnes.

Wir wurden im Vorfeld auf eine sehr große, sehr lange Operation vorbereitet und auf ein paar Tage danach auf der Intensivstation. Und trotzdem war da keine Angst, nur diese Ruhe, die mich so durch diese schweren Wochen trug.

Bevor ich mein Kind in den Operationssaal begleiten durfte, wurde uns noch ein wunderschöner Sonnenaufgang geschenkt. Der Himmel über Stuttgart strahlte soviel Hoffnung, Zuversicht und Schönheit aus. Es war als würde uns Gott dadurch zeigen wollen, dass alles gut werden wird.

Eigentlich hieß es, ich muss direkt das Patientenzimmer räumen, nachdem mein Sohn in den OP-Saal kam. Da nach der OP die Intensivstation geplant war, sollte das Zimmer für ein nächstes Patientenkind vorbereitet werden. Aber noch während ich alles zusammen packte, kam eine Pflegerin, die mir sagte, ich könne erstmal bleiben.

Also setze ich mich wieder auf meine Fensterbank, schaute über die Dächer von Stuttgart und genoss die Sonnenstrahlen. An diesem Morgen bekam ich mehrere Nachrichten von Menschen, die für uns beteten. Und die Informationen, dass nicht nur Familie, Freunde und Bekannte unser Kind im Gebet begleiteten, sondern auch Fremde. Das berührte mich sehr. Und machte mich so dankbar, weil mir wieder die Worte zum Beten fehlten.

Irgendwann war in mir der Gedanke, dass Gott seine Engel in den Operationssaal schickt. Und dieser Gedanke war nicht nur irgendeine wage Idee, sondern fühlte sich nach Gewissheit an.

Eineinhalb Stunden nach Beginn der Operation kam eine Schwester, die mir sagte, dass ich runter zum OP-Saal kommen soll. “Keine Angst, es ist alles gut”, sagte sie noch. Vor der OP-Tür stand einer der Ärzte, mit einem strahlenden Lächeln auf dem Gesicht. “Ich wollte Ihnen nur kurz sagen, dass alles so viel einfacher geht, wie wir befürchtet haben.” Ich war diesem Mann so dankbar, dass es ihm wichtig war, mir das zu sagen.

Und es war viel einfacher. Kein großer Schnitt war nötig, sondern nur ein minimalinvasiver Eingriff. Es wurden keine Blutkonserven benötigt und keine Intensivstation. Und die vielen vielen Stunden, die angesetzt waren, wurden um ein paar Stunden weniger. Ich durfte in diesem Krankenhaus ein Wunder erleben, mit dem keiner der ÄrtzInnen und PflegerInnen gerechnet hatten. Alle waren erstaunt, dass mein Kind so schnell wieder auf seinem Zimmer war. Die Assistenzärztin, die ihn am Abend untersuchte, starte ungläubig auf seinen Bauch. Sie wusste, was geplant gewesen war und jetzt sah alles so anders aus. Die Dankbarkeit und Erleichterung aller auf dieser Station war zu spüren.

Und später, als ich mich mit meinem Sohn über die Operation unterhielt und über das, was er mitbekommen hat und an was er sich erinnern kann meinte er: “Mama, da waren Engel mit in dem Raum.”

nie tiefer als in seine Hand

In diesen ersten drei Monaten des Jahres fühlte es sich oft an, als würde ich fallen. Aber immer wieder wurde ich aufgefangen und gehalten.

Irgendwann kehrte wieder Ruhe bei uns ein. Wir waren vom Krankenhaus zuhause, die Beerdigung meines Papas war vorbei, wir hatten unsere Oma zuerst ins Krankenhaus und dann ins Pflegeheim gebracht und ich merkte, dass ich loslassen durfte.

Und dann fiel ich wirklich. Ich fiel in den größten Fatigue-Crash, den ich seit Beginn meiner Erkrankung hatte. Bei einem Crash spüre ich, wie alle Energie aus meinem Körper fließt, ohne dass ich sie aufhalten kann. Tagelang war jede Bewegung zu anstrengend. An manchen Tagen war sogar sprechen zu anstrengend.

Mir war klar, dass das die Folge war von den Tagen und Wochen an denen ich massiv über meine Belastungsgrenze ging. Und gleichzeitig war mir klar, dass ich alles wieder genau so machen würde, wenn ich mich jetzt noch einmal neu entscheiden würde. Ich würde für meinen Papa da sein, ihn mit pflegen und beim Sterben begleiten. Ich würde für mein Kind da sein und ihn im Krankenhaus begleiten. Ich würde für meine Oma da sein und sie nach ihrem Schlaganfall begleiten.

Und weil ich wusste, wofür und für wen ich so sehr über meine Grenzen ging, konnte ich auch die Folgen gut annehmen. Es war ok.

Und ich spürte, dass ich zwar tief falle, aber nie tiefer, als in Gottes Hand.

Der Freude folgen im tiefen Tal

Wie ging das mit meinem Wort für das Jahr in diesem tiefen Tal? Passt das denn zusammen? Der Freude folgen mitten im Leid?

Für mich war dieser Satz tatsächlich wie ein Leitstern in dieser so schweren Zeit. Ich darf der Freude folgen, mitten im Leid. Ich darf mich entscheiden, wohin ich schaue, darf Freude in mein Leben einladen. Ohne das Schwere auszuladen.

Beides darf sein. Gleichzeitig. Das ist etwas, das mir auch in diesem Jahr wieder so wichtig war und so wertvoll.

Ich darf den Schmerz zulassen und fühlen, wenn ich weiß, dass ich mich bald von einem geliebten Menschen verabschieden darf. Und gleichzeitig darf ich mich an jedem kostbaren Moment freue, den wir noch miteinander haben.

Ich darf im Krankenhaus sitzen, zwischen Trauer und Tränen und Schmerz. Und mich gleichzeitig freuen über das, was mir dort geschenkt wird. Dass ich nicht kochen muss. Dass die Sonne in unser Zimmer scheint. Dass ich eine breite Fensterbank habe, auf der ich sitzen darf. Dass mein Sohn organisiert, dass mir Blumen ins Krankenhaus gebracht werden und er sie schenkt.

Ich darf trauern darüber, dass ich schwer krank bin, dass ich phasenweise das Haus nicht mehr verlassen kann, dass Schmerzen und Fatigue mich begleiten. Und es mir gleichzeitig schön machen zu Hause. Darf es genießen, dass ich einfach so, mitten am Tag in der Sonne sitzen dar, mit einem Kaffee in der Hand und nichts tun muss.

Ich habe gelernt, dass ich mich immer für Freude entscheiden kann. Auch mitten im tiefen Tal. Und das bedeutet dann nicht, dass ich den Schmerz, die Trauer und die Tränen unterdrücke. Sondern das sie gleichzeitig sein dürfen. Und das Trauer und Tränen sich mit Freude vermischen dürfen.

heimlicher Träume, neue Türen und Wachstum

Neben all dem Schweren in diesem Jahr war aber – trotzdem und gleichzeitig – auch so viel Wunderbares.

In meinem Alltag war ich in diesem Jahr dauerhaft ausgebremst. Zuerst, weil ich mich so intensiv um mir so nahe Menschen kümmern durfte. Danach weil mein Körper crashte und nicht mehr konnte. Ich verlor durch diesen Crash so viel meiner Selbstständigkeit und Freiheit in meinem Alltag.

Und gleichzeitig baute ich meine kleine Online-Selbstständigkeit immer weiter auf. In diesem Jahr verwirklichte sich ein heimlicher Traum von mir, es gab neue Türen und Wachstum. Und all das ist für mich ein so großes Wunder und Geschenk.

Schon während dessen war es für mich immer wieder unbegreiflich, wie das gleichzeitig sein kann. Wie kann es sein, dass ich an manchen Tagen zu schwach bin, um selbstständig vom Sofa zum Esstisch zu gehen und trotzdem kann ich gleichzeitig Neues kreieren, andere Menschen begleiten und ermutigen und einfach weiter auf meinen Weg gehen, auf den ich 2021 plötzlich gestellt wurde.

Und – ganz ehrlich – im Rückblick ist es für mich noch unbegreiflicher. Das, was ich dazu sagen kann ist, dass mir vieles geschenkt wurde. Ich habe immer wieder erlebt, wie Gott mir Kraft schenkt und Ideen, wie er mich hält und aufrichtet. Und es gibt Menschen in meinem Online-Leben, die für mich große Geschenke sind und ohne die vieles nicht möglich wäre.

Rückblick auf meine Ziele und Pläne

Beim Zurückblicken auf mein Jahr wird mir eines klar: Klare, langfristige Pläne und ich passen nicht so gut zusammen.

Ende 2022 hatte ich eine Jahresplanung gemacht. Hatte mir überlegt, auf was ich mich in meinem Business in jedem Quartal konzentrieren möchte. Ich fand meinen Plan gut, fühlte mich strukturiert und erwachsen. Und war echt stolz auf mich.

“Ich starte tatsächlich mit einer Quartalsplanung ins neue Jahr. Habe überlegt, was wann dran ist. Und kommen mir damit so richtig professionell vor. 😉

Im nächsten Jahr gibt es bei mir 4 Themen. Für jedes Quartal eins.

💛 DeinRaum – mein Gruppencoaching für dich

💛 Angebote rund ums Thema Selbstwertgefühl. Was genau es da gibt weiß ich noch nicht. Erste Ideen sind aber schon am entstehen,

💛 1zu1-Coaching. Deine individuelle Begleitung. Nur du und ich.

💛 Verbindungskurs. Zum vierten Mal.

Ich freue mich auf jeden dieser Punkte. Ich freue mich auf jede Frau, die ich begleiten darf. Vielleicht bist du ja auch dabei?”

(Judith Oesterle, Jahresrückblick 2022)

Das schrieb ich im letzten Jahresrückblick. Und gleichzeitig ahnte ich ehrlicherweise schon ein bisschen, dass es passieren kann, dass ich mich nicht so ganz an meine Pläne halten werde…

Ja… Was soll ich sagen. Quartal 1 habe ich umgesetzt. Aber möglich war das nur, weil ich “Dein Raum” nicht alleine gemacht habe, sondern gemeinsam mit meiner Freundin und Kollegin Cathrin Hoch. Sie hat den Raum allein gehalten, als mein Papa starb und als ich im Krankenhaus war. Und auch die Wochen danach war klar: Wenn ich nicht kann, dann ist sie da.

Und danach ging es komplett anders weiter. Es gab andere Themen, die plötzlich dran waren, von denen ich im Dezember 2022 noch nichts ahnte. Wobei, ein Thema begann tatsächlich schon im Dezember. Ich wurde an einen alten heimlichen Traum erinnert.

ein heimlicher Traum

Irgendwann in 2022 lernte ich online Dorothea Buchfink kennen. Es wirkte zufällig, aber ich glaube es war Führung. Verbunden hat uns im ersten Moment das krank sein, eingeschränkt sein, nicht mehr im urspünglichen Beruf arbeiten können.

Und nach und nach merkten wir, dass uns noch viel mehr verband. Unsere Kreativität, unser Anliegen andere trotzdem zu ermutigen und unseren Wunsch anderen Gottes Liebe weiterzugeben. Dorothea eröffnete 2022 einen kleinen Onlineshop, in dem es unter anderem Karten zu verkaufen gab. Und ich weiß nicht mehr wie uns warum, aber irgendwann erwähnte ich ihr gegenüber meinen heimlichen Traum, über den ich noch mit niemandem gesprochen hatte.

Seit einigen Jahren male und zeichne ich. Und immer wieder war in mir der Wunsche andere Menschen mit meinen Bildern zu berühren. Und ganz ganz heimlich war da der Traum, meine Bilder zu verkaufen. Als Karten, oder Drucke. Und gleichzeitig war für mich dieser Traum so unwahrscheinlich für mich, dass er oft sogar mir selbst gegenüber heimlich war.

An diesem Abend im Dezember 2022 aber erwähnte ich meinen Traum. Und schickte Dorothea Fotos von ein paar meiner Bilder. Und sie erstellte daraus einfach so Karten-Motive und fragte mich, ob sie die in ihrem Shop verkaufen dürfe.

Einfach so, ohne dass ich etwas dafür getan habe, ohne dass ich es geplant habe wurde ein heimlicher Traum sichtbar und ein wenig wahr. Im Januar 2023, zu Beginn des neuen Jahres, gab es meine ersten drei Karten in Dorotheas Shop.

Zwischen Dorothea und mir wuchs eine wundervolle Kooperation. Sie packte und verschickte in meinem Auftrag Willkommens-Päckchen für die Frauen, die ich begleiten durfte. Mit meinen Karten und anderen Produkten aus ihrem Shop. Wir tauschten uns aus, über unser Leben, unser Business und beteten füreinander.

Aber damit ist die Geschichte meines Traumes noch nicht zu Ende.

Im Frühling suchte ich nach einer Lösung, wie ich mir meine Buchhaltung erleichtern könnte. Ich suchte nach einer Möglichkeit, dass Rechnungen automatisch geschrieben werden, ohne das ich bei Digistor, Elopage oder einer ähnlichen Plattform sein muss. “Du kannst ein Shop-System auf deiner Plattform einrichten”, war die Idee von Lisa Matla, der Frau Doktor Technik.

Bei diesen Worten fingen meine Gedanken wirr durcheinander zu fliegen. Ein Shop-System auf meiner Website? Über das ich meine Online-Angebote verkaufen würde? Aber. Dann könnte ich ja meine drei Karten selbst über meinen Shop verkaufen. Und noch mehr meiner Bilder zu Karten machen.

Und so wurde die Idee meines eigenen Onlineshops geboren. Wirklich ermöglicht wurde er durch zwei wundervolle Frauen. Meine virtuelle Assistenz Hanna Brabandt, die meinen Shop technisch eingerichtet hat und technisch betreut. Und Dorothea, die nicht nur den ersten Stein ins Rollen brachte, sondern auch die Aufgabe für mich übernommen hat, jede Bestellung aus meinem Onlineshop wunderschön zu verpacken und zu verschicken. Ich selbst hätte dafür keine Kraft. Und sie liebt diese Aufgabe sehr.

Am 12. Juni eröffnete mein Onlineshop. Und seit da freue ich mich über jede einzelne Bestellung. Weil sie dazu beiträgt, dass mein eigentlich heimlicher Traum Wirklichkeit wird. Und ich freue mich sehr, wenn auch du in meinem Shop vorbeischaust. Du findest da mittlerweile sehr viel mehr Karten, als die ersten drei. Und dazu noch Hefte, Klebezettel, Kärtchen mit Hördateien und handmade-Produkte von Dorothea.

eine neue Tür

Mein Onlineshop war auch schon eine neue Tür, die sich einfach so, unverhofft geöffnet hat.

Aber es gab noch eine andere neue Tür, die sehr viel in mir und in meinen Angeboten verändert hat.

Auch diese Tür begann sich – wie die Onlineshop-Tür – schon 2022 langsam zu öffnen. Ich lernte Anne Felgner kennen. Wir waren beide bei der DBS, der divine business school, ein Mentoring Programm für christliche Coaches und UnternehmerInnen.

Anne wollte eine Ausbildung starten. Sie wollte Menschen in der prophetischen Gebetsseelsorge ausbilden. Zuerst sagte mir dieser Begriff nichts. Aber als sie anfing immer mal wieder etwas einfließen zu lassen von dieser Art Menschen zu begleiten und zu dienen, rührte es etwas in mir an. Und ich wusste, dass ich diese Ausbildung machen musste, auch wenn es nicht auf meinem Plan für 2023 stand.

Und so war ich von Januar bis Juni eine der ersten Frauen, denen Anne ihr ganzes Wissen und Können über die prophetische Gebetsseelsorge in Theorie und Praxis weitergab.

Ich durfte so so viel lernen in diesem halben Jahr. Über mich, über uns Menschen, über Gott, über Heilung. Und ich durfte wieder ein Stück weiter wachsen und nochmal heilen und freier werden.

Ich fühlte mich durch diese Ausbildung, durch die Videos, die Übungen, den Austausch Gott oft noch einmal besonders nah. Und das tat unendlich gut in diesem oft so schweren Jahr. Ich wurde an vieles noch einmal neu erinnert, habe anderes neu gelernt, durfte mir und Gott so tief begegnen. Dafür bin ich unendlich dankbar.

Schon während der Ausbildung verwob sich das Neue mit all dem Alten, was ich schon wusste und konnte. Und ich bin so dankbar für das, was ich lernen durfte, weil meine Arbeit jetzt nochmal so viel tiefer gehen kann. Wenn die Frauen das möchten.

Bei der prophetischen Gebetsseelsorge begleite ich die Frauen dabei gemeinsam mit Gott in eine Erinnerung einzutauchen. Eine Erinnerung, die Wunden hinterlassen hat. Eine Erinnerung, in der Lügen oder innere Eide entstanden sind, die bis ins heute beeinflussen. Und gemeinsam mit Gott gehen wir dann verschiedene Schritte, so das diese Erinnerung heilen darf.

Oft ist es schmerzhaft, oft fließen viele Tränen. Und immer ist es heilsam und befreiend. Und ich durfte dabei schon so  wunderbare Dinge miterleben. Das Schöne ist, dass ich beide Seiten kenne. In den letzten Monaten auf beiden Seiten mehrmals saß. Selbst weiß, wie dieser Prozess sich anfühlen kann. Und trotzdem ist es jedesmal wieder neu uns anders und einzigartig. Weil wir und unsere Erinnerungen einzigartig sind.

Diese Art der Arbeit fließt nicht in jede 1zu1 Begleitung mit einen. Ich begleite auch Frauen, die nicht an Gott glauben und auch nicht wollen, dass mein Glaube eine Rolle im Coaching hat. Das frage ich immer im Vorfeld ab und das wird auch weiterhin so bleiben. Und nicht immer ist diese tiefe Art der inneren Arbeit richtig und dran. Manchmal braucht es auch eine andere Art der Gespräche und andere Werkzeuge, die ich in meinem mittlerweile großen Koffer habe.

Aber ich bin sehr dankbar für neue Werkzeuge und diese neue Tür, die sich durch die Ausbildung in mir und meiner Arbeit öffnen durfte. Für all das, was ich dadurch schon erleben durfte und noch erleben werde.

ein neuer Kurs

Wie gesagt. Laut meiner Jahresplanung war kein neuer großer Kurs geplant.

Ich hatte geplant im Herbst meinen Verbindungskurs zum vierten Mal anbieten. Der war gut. Der war vorbereitet. Den konnte ich. Ich hatte Lust dazu. Es gibt Bedarf für das Thema. Es war also total logisch und sinnvoll und ein guter Plan. Dachte ich.

Ende Juni saß ich in einem Zoom-Treffen. Das Abschlusstreffen meiner Ausbildung. Wir tauschten uns aus und teilten und erzählten, wie es uns erging, was wir Neues lernen durften und was wir erlebt haben.

Und in mir war plötzlich eine leise Stimme. Eine Stimme, die mir sagte “Judith, es hat einen Grund, dass du diese Ausbildung gemacht hast. Die war nicht nur für ein paar wenige Frauen, die du im 1zu1 begleitest. Du darfst einen neuen Kurs machen und mehrere Frauen bei ihrer Herzensheilung begleiten. Und dabei mit ihrem Herz Gottes Herz zu begegnen.”

Dieses leise Reden in mir ist für mich Gottes Stimme. Und ich weiß, dass es immer besser ist auf sie zu hören und ihr zu folgen anstatt meinen logischen Plänen. Also war für mich klar, dass es ihm Herbst keinen Verbindungskurs geben wird. Sondern etwas Neues, etwas Anderes. Etwas, dass sehr, sehr tief gehen wird und für das ich jetzt bereit bin. Mehr wusste ich noch nicht.

Am nächsten Tag unter der Dusche war dann plötzlich alles da, was ich brauchte. Der Name “Herzenszeit”. Der Untertitel “Gottes Herz trifft deins”, die Themen “Kenne Gottes Herz.”, “Blicke in dein Herz.”, “Empfange Gottes Heilung.” und “Betrete neues Land.” Und ich wusste, was in dem Päckchen sein sollte, dass alle Frauen von Herzenszeit bekommen werden: Karten von Bilder von mir, die es noch nicht in meinem Shop gibt und die Gottes Liebe zeigen. Und ein Herzkissen, zum warm machen, das Gottes Liebe sichtbar und spürbar  machen soll.

Mehr wusste ich nicht. Und genau mit dem ging ich los. Ich fragte Dorothea, ob sie so ein Herz für mich nähen möchte (weil ich wusste, wie sehr sie es liebt schöne Dinge zu nähen). Ich gestaltete neue Karten. Ich erzählte von meiner Idee und nahm die Frauen auf Instagram und Facebook mit hinein in mein Thema.

Und als die sechs Frauen angemeldet waren, gab es die Karten und das Herzkissen. Und die Überschriften. Und mein Gefühl, dass alles genau so werden wird, wie es werden soll.

Wir machten uns gemeinsam auf eine Reise, die 12 Wochen dauerte. Ich schrieb Texte, nahm Videos und Hördateien auf. Wir trafen und regelmäßig gemeinsam in Zoom und mit jeder Frau auch einmal allein. Und wir wurden alle berührt und verändert. Die Frauen, die ich begleiten dufte und ich auch.

Eine Aussage einer Teilnehmerin, die mich sehr berührt und dankbar gemacht hat, darf ich hier mit euch teilen: “Da lebe ich 60 Jahre mit Lügen, die so weh tun und dann kommst du mit diesem wunderbaren Kurs. So ein großes Geschenk.”

Alle durften im Laufe der gemeinsamen Reise Lügen loslassen. Wirklich loslassen, so das neue Wahrheiten einziehen durften. Und alle haben Gott noch einmal ganz neu kennen gelernt. Tiefer und näher. Und sich selbst näher und tiefer kennen gelernt. Sie alle haben tief in ihr Herz geblickt, mutig auf die Verletzungen geschaut, die da sind und Heilung erfahren. Nicht komplett. Das ist nicht möglich in 12 Wochen. Vielleicht ist das unser ganzes Leben lang nicht möglich. Aber jedes kleine bisschen Heilung, das wir erleben dürfen ist so wunderbar.

Mein Plan jetzt ist, dass es Herzenszeit im nächsten Jahr auch geben wird. Und ich hoffe, dass dieser Plan auch Realität werden darf. Und gleichzeitig will ich immer mehr lernen, auf die leise Stimme Gottes in mir zu hören, die so oft anders klingt als meine offensichtlichen Pläne. In dem Vertrauen, dass es gut ist, was er mir zuflüstert.

Wachstum

In diesem Jahr durfte ich zusehen, wie mein Business wächst, obwohl ich keine Kraft hatte, mich auf Wachstum zu konzentrieren. Und ich durfte selbst wachsen, lernen, heilen, mich entwickeln. Und beide ist für mich ein Wunder und Geschenk.

Neben meinem Onlineshop und Herzenszeit gab es noch mehr Türen, die plötzlich offen standen.

Ich startete mit dem “Himmelsraum”. Ein Angebot, dass schon länger in mir schlummerte. Aber ohne in die Umsetzung zu kommen. Und im Mai machte ich es einfach. Und seit da fand in jedem Monat ein Himmelsraum statt.

Der Himmelsraum ist mein Angebot für alle, die sich nach einer tiefen Verbindung mit Gott sehnen. Für alle, denen es im Alltag manchmal schwer fällt Gott zu begegnen und seine Stimme zu hören. Und für alle, die sich nach Verbindung mit Menschen sehnen, die ihre Sehnsucht teilen. Für all das öffne ich da einen Raum.

Und es gab einen “Glaubenssätze-Workshop”, bei dem ich feststellte, dass ich meine ganz eigene Art der Glaubenssatz-Arbeit entwickelt habe, bei der ich unseren Verstand, unsere Gefühle und unseren Körper nutze.

Von “DeinRaum” habe ich vorhin schon kurz berichtet. Mein erstes gemeinsames Angebot mit der Körpertherapeutin Cathrin, die mit ihrer Arbeit die meine so wunderbar ergänzt. Und – kleiner Ausblick – es wird nicht das letzte sein.

Und ich habe auch wieder Frauen im 1zu1 begleitet. Ohne das ich hierfür wirklich Werbung mache, kommen immer genau die richtigen Frauen, zur richtigen Zeit. Und auch das ist ein Geschenk für mich, da ich diese nahe und intensive Arbeit so sehr liebe.

meine liebsten Blogartikel in diesem Jahr

Ich liebe es zu schreiben. Ich liebe es in ein Thema einzutauchen, mich darin zu vertiefen und meine Gedanken darüber zu formulieren. Und trotzdem stelle ich beim durchsehen meiner Blogartikel fest, dass ich in diesem Jahrein bisschen weniger gebloggt habe als im Jahr davor.

Aber ich habe geschrieben. Trotz allem was war, habe ich mir immer wieder dafür Zeit genommen. Und ich möchte dir hier von meinen liebsten Blogartikeln erzählen, die ich 2023 geschrieben habe.

Zwei Blogartikel, die ich jeden Monat schreibe sind mein Monatsrückblick und mein 12von12. Beide tun mir gut und deshalb mag ich beide auch sehr. Das bewusste Innehalten, Zurückblicken und Zusammenfassen im Monatsrückblick hilft mir, das was wahr bewusster wahrzunehmen und nicht so schnell zu vergessen. Was gerade in diesem so intensiven Jahr sehr gut getan hat. Und auch der 12von12, bei dem ich alle die möchten an jedem 12. des Monats mit 12 Bildern mit in meinen Alltag zu nehmen hilft mir, diesen Alltag bewusster wahrzunehmen und achtsamer durch meinen Tag zu gehen. Und ich freue mich immer, wenn Menschen mir schreiben, dass ich sie dadurch berühren oder ermutigen konnte.

Einen großartigen Blogartikel durfte ich im Rahmen einer Sympatexter-Challenge machen, in der uns Judith Peters die Aufgabe gestellt hat: Blog your Purpose. “Was will ich bewirken?” habe ich mich für diesen Blogartikel gefragt und es unter 5 Punkten zusammengefasst: ermutigen, berühren, zum Nachdenken anregen, empathisch sehen und Gott näher bringen. Hier kannst du ihn lesen, wenn du möchtest.

In einem weiteren Blogartikel habe ich eine Frage beantwortet, die mir immer wieder auf Instagram und Facebook gestellt wird. „Judith, wie schaffst du es so viel zu akzeptieren, was nicht geht?“ Und als Antwort darauf habe ich über das Loslassen, Annehmen und Vertrauen geschrieben, das so wichtig ist für mich und mein Leben. Hier kommst du zu diesem Blogartikel.

Ich habe noch über mehr Themen geschrieben. Und ich freue mich immer sehr, wenn ich sehe, dass meine Artikel gelesen werden. Und noch mehr, wenn ich eine Rückmeldung oder ein Kommentar bekomme und so sehe, wie meine Worte bei euch ankommen und was sie bewirken. Wenn du magst stöbere später gern noch ein wenig in meinem Blog.

mein Business-Jahr in Zahlen

Ich hatte mir überlegt, ob ich diese Überschrift in meinem diesjährigen Jahresrückblick überhaupt nutzen und darüber schreiben möchte. Trockene Zahlen scheinen nicht zu diesem so intensiven Jahr zu passen. Aber dann habe ich gemerkt, dass ich es für mich brauche. All das, was in meinem Business war in Zahlen und Fakten aufzulisten, um dieses Geschenk klar vor mir zu sehen.

Meine Facebook-Seite hat mittlerweile 209 Fans und 239 Abonnenten (letzten Dezember 191 und 221)

In meiner Facebook Gruppe sind 216 Mitglieder (letzten Dezember 197)

Auf Insta gibt es von mir insgesamt 554 Beiträge und ich habe 609 Follower (letzten Dezember 286 und 408).

Ich habe in diesem Jahr (mit diesem Jahresrückblick) 32 Blogartikel veröffentlicht (letztes Jahr 39).

3 Monate gab es meinen Gruppen-Coaching DeinRaum, das ich in diesem Jahr gemeinsam mit Cathrin Hoch geleitet habe. Insgesamt nahmen 9 Frauen daran teil.

In diesem Jahr gab es meinen Verbindungskurs-Kurs als E-Mail Kurs, den 5 Frauen gebucht haben.

3 Workshops habe ich zum Thema Glaubenssätze gegeben und dabei 17 Frauen begleiten dürfen, blockierende Glaubenssätze zu erkennen, loszulassen und neue, stärkende zu finden.

7x hatte der Himmelsraum geöffnet und meistens waren etwa 5-10 Frauen angemeldet. (Und am 30. Dezember ist er noch ein achtes Mal geöffnet.

6 Frauen haben ich über 12 Wochen in Herzenszeit begleitet.

7 Frauen durfte ich im 1zu1-Coaching begleiten.

In meinem Onlineshop gibt es 17 Karten, 2 Hefte und 1 Klebezettel. Und zusätzlich noch 2 handmade Kooperationsprodukte von Dorothea.

Und wirklich. Wenn ich all das vor mir sehe staune ich, wie das möglich sein konnte in diesem Jahr.

der Freude folgen in meinem Business

Schon im letzten Jahr, als meine Erkrankung begann war mir das wichtig. In diesem Jahr aber noch viel mehr.

Mein Onlinebusiness soll mir Freude machen, es soll leicht sein, soll mir mehr Energie bringen, als das es mich Energie kostet. Etwas, das mich Kraft und Energie kostet, sollte so eine selbst gewählte Tätigkeit eigentlich nie sein. In meiner jetzigen Situation aber noch weniger.

Und deshalb war gerade für diesen Bereich meines Lebens mein Motto “der Freude folgen” so ein wichtiger Leitstern.

Möglich war das nur, weil ich das alles hier nicht alleine mache, sondern Menschen habe, die mich begleiten, mit mir auf dem Weg sind und mich unterstützen.

Eine sehr wichtige Person war für mich meine VA Hanna Brabandt. Ich bin so dankbar, dass wir uns 2022 gefunden haben und für ihre wunderbare Arbeit. Vieles würde es ohne sie nicht geben. Oder zumindest nicht so. Ich gab so vieles an sie ab. Und immer wieder bekam sie Nachrichten mit einer neuen, spontanen Idee von mir, die sie einfach so umsetzte. In der Zeit Anfang des Jahres, in der ich über Wochen einfach ausfiel machte sie einfach weiter. Und so oft sieht sie einfach, was es zu tun gibt und schreibt mir dann kurz, dass sie es erledigt hat.

Bei der Entscheidung, welche Aufgaben ich an sie abgebe, geht es so oft um meine Ressourcen, um Kraft und Freude. Mein Mann wundert sich immer wieder, warum ich manche Aufgabe, die eigentlich eine Kleinigkeit ist an Hanna abgebe. Und meine Antwort ist immer wieder “Weil es mich im Moment zu viel Energie kostet und mir zu wenig Freude bringt.”

Die zweite wichtige Person für mich ist Dorothea Buchfink. Denn auch beim Päckchen packen und verschicken gilt für mich das Selbe. Im Moment würde mich das zu viel Energie kosten und mir zu wenig Freude bringen. Und für sie ist es genau andersrum. Ihr bringt es Freude meine Produkte wunderschön und liebevoll zu verpacken und zu euch zu schicken. Und gerade dieses gegenseitige Ergänzen ist so wunderbar.

Und dann gibt es noch so viele Frauen, mit denen ich immer wieder im Austausch bin, mit denen ich schreibe, oder mich in Zoom treffe, zum reden oder beten oder beides. Und das ist so so wertvoll.

Ich erkenne für mich ganz klar, dass “der Freude folgen im Business” für mich bedeutet, das selbstständig eben nicht “selbst und ständig” bedeutet. Sondern gemeinsam und miteinander, abgeben und loslassen, auf mich und meine Ressourcen achten und eben darauf, was mir Freude mach und was nicht.

Und “der Freude folgen im Business” bedeutet für mich auch immer wieder innezuhalten, meine Pläne loszulassen und im Gebet darauf zu hören, was der nächste Schritt sein darf.

 

meine Erkrankung und ich

Das nächste große Thema, das mich in diesem Jahr begleitet hat, war meine Erkrankung. Begonnen hat alles im Dezember 2001 nach meiner dritten Corona-Impfung. Und all die Symptome, die mich schon 2022 begleiteten, verstärkten sich nach meinem Crash im Frühling noch einmal und Neue kamen dazu.

Noch in in meinem Leben habe ich mich körperlich so schwach gefühlt wie in diese Jahr. Ganz ehrlich – ich wusste nicht einmal, dass das möglich ist. Und je mehr ich mich mit dem Thema befasste und mich mit anderen Betroffenen austauschte, desto betroffener machte mich die Erkenntnis, dass es Betroffene gab, die noch viel schwächer waren. Und das schon seit Jahren.

ME/CFS ist eine Erkrankung die jede/n von uns treffen kann. Ausgelöst durch eine Impfung, wie bei mir. Oder ausgelöst durch eine Virusinfektion, wie beispielsweise Corona oder EBV. Und es gibt auch noch weitere Auslöser. Die Erkrankung gibt es schon seit vielen Jahren. Und es gibt viele Betroffene. Und so wenig Forschung, kaum Therapiemöglichkeiten, viel zu wenig ÄrztInnen und TherapeutInnen, die sich auskennen, so viel Unverständnis und Unwissen. (Wenn du dich über ME/CFS informieren willst, empfehle ich dir diese Seite: Klick.)

Deshalb ist es mir wichtig auch darüber immer wieder zu schreiben, mit dazu beizutragen aufzuklären. Deshalb gebe ich euch zB in meinen Insta- und Facebook-Storys oder auch bei 12von12 immer wieder Einblicke, wie mein Leben mit dieser Erkrankung aussieht. Und deshalb schreibe ich auch hier, in meinem Jahresrückblick darüber

veränderter Alltag

Nichts in meinem Leben hat meinen Alltag so sehr verändert, als an ME/CFS zu erkranken. Nicht mal das Mutter werden. So vieles, was seither selbstverständlich war, ist nicht mehr möglich oder muss verändert werden. Mir wird immer mehr bewusst, dass eigentlich nichts im Leben selbstverständlich ist. Und wir für alles, was möglich ist dankbar sein dürfen.

Das fängt bei so kleinen Alltagshandlungen wie Duschen und Essen zubereiten an. Während meinem wochenlang anhaltendem Crash im Frühling habe ich beispielsweise kaum geduscht. Was vorher einer meiner Kraftanker im Alltag war, kostete mich plötzlich mehr Energie als ich an den meisten Tagen zur Verfügung hatte.

Ein wenig besser wurde es, seit ich einen Hocker in der Dusche stehen habe, auf den ich mich setzen kann. Noch besser wurde es, nachdem ich meine Haare abgeschnitten habe, so dass das Waschen und Kämmen deutlich weniger Zeit und Kraft kostet. Durch diese zwei Veränderungen wurde die Dusche für mich wieder ein Ort der Erholung und Entspannung. Und trotzdem – gleichzeitig – gibt es Tage, an denen ich nach dem Duschen erstmal wieder Liegen muss, weil schon das mich ausziehen, sitzen und mich wieder anziehen so viel Energie verbraucht.

Und wie in diesem Beispiel ist es bei so vielen Alltagshandlungen. Ich musste schauen, wie ich sie für mich so verändern kann, damit sie möglich sein können.

In der Küche steht ein Schreibtischstuhl, so dass ich beim Kochen, Schneiden usw sitzen kann. Und ich rolle mich von Kühlschrank zu Arbeitsfläche, von Arbeitsfläche zu Herd und mache mir dadurch das, was mir früher einmal so viel Freude bereitet hat wieder ein wenig möglich. Und bin gleichzeitig dankbar, für jede Mahlzeit, die ich nicht zubereiten muss, den egal wie sehr ich es mir durch Veränderung erleichtere, an den meisten Tagen ist meine Energie erstmal aufgebraucht, wenn das Essen dann endlich auf dem Tisch steht.

An unserem Esstisch steht an vielen Tagen unser Schaukelstuhl. Denn selbst Sitzen verbraucht so viel Energie. War dir das bewusst? Und bei den seltenen Gelegenheiten, an denen ich das Haus verlasse, um einer Einladung zu folgen und irgendwo mit dabei zu sein ist mein wichtigstes Hilfsmittel mittlerweile ein Campingstuhl, der mir hilft so energieschonend wie möglich zu sitzen.

Die Veränderung, die für mich am Schwersten ist, ist dass ich nicht mehr so am Leben außerhalb meines Hauses teilnehmen kann. Ich habe in diesem Jahr so vielen Einladungen abgesagt, so viele Geburtstage verpasst, so wenig Gottesdienste besucht. Jede Aktivität außerhalb von zuhause muss ich mir gut überlegen. Ich muss in mich hineinspüren, wie viel Energie im Moment da ist. Muss in meinen Kalender schauen, wie viel Zeit zum Ausruhen ich davor und danach habe. Denn nur dann ist es überhaupt möglich. Und egal wie gut ich es mir vorher überlege und plane, kann es trotzdem immer passieren, dass danach wieder ein Crash da ist. Was bei mir meistens bedeutet, dass sich die Symptome für ein bis zwei Wochen sehr verstärken und ich die meiste Zeit liegen muss. Also überlege ich mir immer gut, was es mir wert ist so einen Crash zu riskieren. Das ist schwer. Und gleichzeitig bin ich dankbar, dass es für mich überhaupt möglich ist diese Entscheidung zu treffen. Es gibt auch Betroffene, die ihr Haus nie verlassen können. Teilweise sogar Menschen, die ihr Bett nicht mehr verlassen können.

über Einsamkeit und Verbundenheit

Eine weitere große Veränderung, die eine Folge von all dem ist, ist das Alleine-sein und die Einsamkeit.

So oft sind mein Mann und unsere Kinder ohne mich aus dem Haus. Zu Festen, zu Ausflügen, in den Gottesdienst, zu Besuchen. Eigentlich bin ich gern allein, genieße es Zeit für mich zu haben, vermisse das sehr oft, seit dem ich Mutter bin. Aber jetzt nimmt das Allein-sein immer mehr überhand und der Gegenpol, die Gemeinschaft fehlt.

Immer öfters merke ich, dass es mir sehr schwer fällt, wenn mein Mann das Haus verlässt, um sich mit Freunden zu treffen, um draußen Sport zu machen, oder einfach nur eine Runde spazieren zu gehen. Eigentlich finde ich es gut, wenn er das macht und gönne es ihm von Herzen. Aber mit der Zeit merke ich, dass die Sehnsucht nach all dem in mir so groß wird, dass es gleichzeitig jedesmal ein wenig weh tut.

Noch schwieriger für mich ist aber, dass ich mich selbst die wenigen Male, in denen ich es doch schaffe unter Menschen zu sein trotzdem einsam fühle. Zu oft erlebe ich, dass nicht mit mir gesprochen wird. Ich vermute, es liegt an der Unsicherheit der anderen. Unsicherheit, wie man mit mir und all dem was auf mir lastet umgeht. Ich versuche Verständnis zu haben. Und gleichzeitig schmerzt es. Und mir selbst fällt es nicht mehr so leicht wie früher, auf andere zu zugehen. Weil meine Anzahl an Schritte begrenzt ist. Und ich meistens auf dem Platz bleiben muss, an dem ich sitze.

Und was ich auch merke ist, wie schnell man vergessen wird, wenn man nicht da ist. So wenige Menschen melden sich bei mir. Obwohl wir schon immer eng in eine Kirchengemeinde eingebunden sind und da jahrelang sehr aktiv waren, ist jetzt, nach dieser langen Zeit, in der ich nicht oder kaum da sein kann, scheinbar nichts mehr übrig. So oft hätte ich mir gewünscht, es würde Menschen aus der Gemeinde geben, die einfach mal vorbei kommen, die uns ein Essen vorbei bringen oder ehrlich nachfragen, zuhören und aushalten was ist. Die wenigen Male in denen das in diesem Jahr vorkommt, kann ich an einer Hand abzählen. Es fällt mir schwer auszuhalten, dass das so ist. Und gleichzeitig frage ich mich immer wieder, wie ich es machen würde. Wäre ich da? Würde es mir auffallen? Oder wäre ich viel zu viel beschäftigt mit meinem eigenen Leben? Und hätte ich den Mut einfach vorbei zu gehen, oder mich zu melden und Hilfe anzubieten? Oder wäre ich aus Unsicherheit lieber still. Ganz ehrlich: Ich weiß es nicht. Aber ich hoffe so sehr, dass ich irgendwann wieder gesund bin und es dann bei anderen Menschen anders machen kann, wie ich es jetzt selbst erlebe.

Und gleichzeitig zu dieser großen Einsamkeit und dieser Sehnsucht nach Verbundenheit in dem Ort in dem ich lebe, erlebe ich eine tiefe Verbundenheit mit Menschen, die ich online kennen lerne und von denen ich die meisten noch nie offline gesehen habe, oder nur ein paar wenige Male. Wir tauschen uns meistens schriftlich aus und oft wundere ich mich darüber, wie gut und tief wir uns dadurch kennen. Ein paar dieser Menschen sind es dann auch, die uns in Stuttgart im Krankenhaus besuchen, die mir im Advent Päckchen schicken oder mit Plätzchenteig vorbei kommen. Nicht die Menschen, die mich schon fast mein Leben lang kennen und im selben Ort wohnen wir ich. Und mit anderen treffe ich mich regelmäßig in Zoom, zum austauschen, reden und beten. Und trotz der Entfernung entwickelt sich tiefe Verbundenheit für die ich sehr dankbar bin.

Dankbar bin ich auch für die paar Menschen, die hier vor Ort trotzdem noch da sind und mit denen ich Kontakt haben kann. Meine Familie, unsere Nachbarin, Freunde meiner Kinder und teilweise auch deren Eltern. Und auf diese Menschen will ich schauen. Und vielleicht ist es mir möglich im nächsten Jahr mehr eigene Schritte heraus aus meiner Einsamkeit zu machen.

Sichtbarkeit versus unsichtbar

Im Sommer, als mein großer Crash vorüber ist und trotzdem klar wird, dass mein Körper sich nicht ganz davon erholt und ich viel schwächer bin als noch im Jahr davor wird klar, dass ich aktiv werden muss, um wenigstens noch ab und zu am Leben außerhalb meines Hauses teilnehmen zu können. Vor allem als unser Pfingsturlaub immer näher kommt wird mir klar, dass ich so wie es mir geht keinen einzigen Ausflug mit meiner Familie machen kann. Die Lösung die mir einfällt ist ein Rollstuhl. Und diese Lösung fällt mir so schwer.

Aber ich ringe mich dazu durch und telefoniere mit meiner Ärztin, der Krankenversicherung und dem Reformhaus. Nach jedem Telefonat sitze ich erstmal da und weine. Das in Worte zu fassen, wie es mir geht und vor anderen auszusprechen wie schlecht es mir geht fällt mir schwer. Weil es mir selbst dadurch so viel bewusster wird.

Mich in diesen Rollstuhl zu setzen fällt mir unendlich schwer. Weil er das was ist, so sehr sichtbar macht. Und weil ich und meine Schwäche dadurch auffällt. Und gleichzeitig ist er so ein Geschenk. Und da uns im Urlaub niemand kennt und die Kinder so ungezwungen mit mir und meinem Rollstuhl umgehen, fällt es mir immer leichter. Er ermöglicht mir so viel Teilhabe und Freiheit und ich beginne ihn immer mehr zu lieben.

Zuhause, in meinem Dorf fällt es mir dann wieder schwerer mich im Rollstuhl zu zeigen. Aber ich finde immer öfters den Mut dazu. Lasse mich zum Schulfest meiner Kinder auf den Schulhof schieben, oder zu einem Spaziergang mit meinem Mann durch den Ort.

Und das was passiert ist seltsam für mich. Für die allermeisten Menschen scheint dieser Rollstuhl unsichtbar zu sein. und mit ihm werde ich unsichtbar. Kinder kommen zu mir, bleiben vor mir stehen und fragen “Judith, warum sitzt du im Rollstuhl?” und ich kann ganz einfach antworten: “Weil meine Beine zur Zeit so schwach bin.” Erwachsene schauen weg, an mir vorbei, über mich hinweg, durch mich hindurch. Manche sehen mich, aber keinen Rollstuhl und reden mit mir über das Wetter.

Und die wenigen Menschen, die auf mich zukommen, mich wirklich wahrnehmen und sehen und echte interessierte Fragen stellen sind eine Seltenheit und tun mir so so gut. Ich erinnere mich an eine Frau, die zu mir kommt und halb entschuldigend sagt, ob sie denn fragen darf, was ich eigentlich habe und dass mich das doch sicher nerven würde das wieder und wieder zu erzählen. Und ich sage ihr ganz ehrlich, wie dankbar ich ihr bin und wie gut es mir tut, dass sie fragt und dass mich eigentlich so gut wie niemand fragt.

Und immer mehr merke ich, wie wichtig es ist, dass Haus zu verlassen, wenn es mir gut genug dafür geht. Mich zu zeigen mit Rollstuhl im eigenen Dorf und Liegestuhl bei Auftritten der Kinder. Um wieder sichtbar zu werden. Und um zu zeigen, dass es Krankheiten und Behinderungen gibt, die erstmal unsichtbar sind und nur durch Hilfsmittel sichtbar werden.

Neue Hoffnung, kleine Schritte und Wunder

Während meines langen Crahs und auch danach, als ich immer mehr realisiere, dass sich mein Körper davon nicht mehr wirklich erholt, setzt sich in mir immer mehr der Gedanke fest, dass das jetzt für immer so bleibt. Und dass ich nach jedem Crash ein weniger schwächer sein werde, als davor.

Das ist auch das, was viele andere Betroffene erleben. Das ist das, was ich an vielen Stellen als wahrscheinlichste Prognose lese. Und das ist das, was ich für mich selbst bemerke, wenn ich an das denke, was vor einem Jahr noch möglich war.

Immer wieder ist dieser Gedanke in mir. “Letztes Jahr um diese Zeit konnte ich das noch.” Auch im letzten Jahr ging es mir schon schlecht. Aber im Vergleich zu jetzt ging es mir so viel besser. Das Wahrzunehmen fällt mir schwer und löst immer wieder große Trauer in mir aus. Trauer um all das, was ich verloren habe.

Und ich merke im Lauf der Wochen und Monate, dass die Hoffnung irgendwann wieder gesund zu werden, immer kleiner und kleiner wird. Dazu tragen auch die ÄrztInnen bei, bei denen ich Hilfe suche. Und immer wieder feststelle, dass ich keine Hilfe bekomme, sondern nur Ahnungslosigkeit und Hilflosigkeit. Viel zu oft wird mir klar, dass ich mittlerweile mehr über meine Erkrankung weiß, als die Person, bei der ich Hilfe suche.

Irgendwann wird mir eine Ärztin in Stuttgart empfohlen. Und ich bin so unendlich dankbar über diese Empfehlung. Den plötzlich saß mir gegenüber eine Person, die mehr Ahnung hatte als ich, die meine Erkrankung ernst nahm und Ideen hatte, wie sie mir helfen konnte. Mein Blut wurde mal wieder untersucht. Und zwar sehr viel tiefer und gründlicher, wie seither. Und dadurch wurde sichtbar, dass mein Immunsystem nicht mehr wirklich aktiv ist, bzw an ein paar Stellen hyperaktiv. Beides nicht gut für meinen Körper. Außerdem wurde das Spike-Protein nachgewiesen, dass nach der Impfung in meinem Körper geblieben ist und ihn jetzt schwächt.

Neue Diagnosen kommen dazu. Aber auch neue Therapiemöglichkeiten. Und dadurch neue Hoffnung. Meine Pillendose wird mit der Zeit immer voller. Ich bekomme regelmäßige Infusionen. Und langsam, ganz langsam bemerke ich, wie etwas davon in meinem Körper ankommt. Immer wieder habe ich nach einer Infusion für 2-3 Tage ein klein wenig mehr Kraft. Kann wieder eine Mahlzeit zubereiten, ohne mich dazwischen mehrmals hinlegen zu müssen. Und beginne wieder damit ganz kleine Spaziergänge zu machen. An manchen Tagen schaffe ich es nur ein paar Meter die Straße entlang und zurück. An anderen Tagen gehe ich etwa 5 Minuten um unsere Wohnsiedlung. Es ist objektiv nicht viel, aber für mich ist es sehr viel. An vielen Tagen weine ich während diesen Mini-Spaziergängen vor Erleichterung und weil es einfach so schön ist, dass es möglich ist.

Mein kleines persönliches Wunder erlebe ich, als ich Ende November selbstständig zur Physiotherapie fahre, selbstständig die paar Meter vom Parkplatz zur Praxis gehe und danach noch ganz alleine im kleinen Laden nebenan einkaufen gehe. Danach stehe ich im Schneeregen auf dem Parkplatz und empfinde so viel Freude und Dank dafür, dass das möglich ist.

Jetzt im Moment, während ich diesen Jahresrück schreibe bin ich nach einem kleinen Crash Anfang Januar wieder schwächer. Aber ich möchte trotzdem an der Hoffnung festhalten, dass es in kleinen Schritten aufwärts gehen kann.

der Freude folgen in Krankheit

Ganz ehrlich: Es gab immer wieder Tage, an denen es mir schwer fiel der Freude zu folgen. Wenn ein Crash zu lange andauerte, wenn die Schmerzen unerträglich wurden, wenn sich ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit in mir ausbreiten wollte.

Aber immer wieder gelang es mir aufs neue die Perspektive zu ändern. Und immer wieder gelang es mir loszulassen, anzunehmen und zu vertrauen.

Und ich merkte, gerade mitten im Leid, ist es so kostbar und wertvoll der Freude zu folgen. Indem ich mich regelmäßig frage, was mir jetzt im Moment Freude machen könnte. Etwas das möglich ist und machbar. Ein Lied anhören, das mir gut tut, mein Gesicht in die Sonne halten, den Vögeln beim singen zuzuhören, meine Kinder in den Arm nehmen, die Hand meines Mannes zu halten.

Ich war immer wieder dankbar, für die vielen kleinen Ressourcen, die ich schon vor meiner Erkrankung für mich entdeckt habe, für die vielen kleinen Dinge, die ich tun konnte, damit es mir besser geht. Mich im Spiegel anlächeln, oder auch einfach so, die Augen schließen und langsam atmen, ein ätherisches Öl einatmen, gnädig und liebevoll auf mich selbst schauen, beten, Und mich immer wieder für Dankbarkeit entscheiden.

Dankbarkeit

Und mit diesem Thema möchte ich meinen Jahresrückblick abschließen. Mit der Dankbarkeit. Jeden Montag gibt es in meiner Facebook-Gruppe “In Verbindung Leben” einen Post, der dazu einlädt aufzuschreiben, wofür du heute dankbar bist. Und es ist so schön wie Vielen aus der Gruppe dieses kleine Ritual mit der Zeit wichtig geworden ist. So wichtig, dass an vielen Montagen eine Frau aus der Gruppe diesen Post verfasst und mit ihrer Dankbarkeit beginnt, bevor ich dazu komme.

An manchen Tagen ist es schwer, sich für Dankbarkeit zu entscheiden. Aber gerade an diesen Tagen kann es so wertvoll sein. Weil wir dadurch unsere Perspektive ändern und wegschauen von dem, was manchmal so schwer ist und hinschauen zu dem, was uns geschenkt wird.

Und ich möchte hier jetzt Enden mit einer kleinen unvollständigen Liste von dem, wofür ich dankbar bin in diesem Jahr.

💛 Für meinen Papa und jeden Moment, den ich noch mit ihm erleben durfte.

💛 Für die MitarbeiterInnen in der Notaufnahme in Winnenden, die meiner Schwester und mir im Januar ermöglicht haben, bei unseren Eltern zu sein, obwohl das gegen die Regeln war.

💛Für meine Schwester und dafür, dass all das Schwere in diesem Jahr uns immer wieder näher zueinander gebracht hat.

💛 Für meine Mama und dass sie in diesem Jahr so oft für uns da war und uns unterstützt hat, obwohl sie selbst so ein schweres Jahr hatte.

💛 Für meine Kinder und dass es ihnen trotz all dem, was sie erlebt haben so gut geht.

💛 Für meinen Mann, unsere Ehe und dass wir trotz all der Stürme noch immer gemeinsam durchs Leben gehen.

💛 Für meine Schwiegereltern, die uns immer wieder unterstützen.

💛 Für unsere Mieterin, die einfach so ein großes Geschenk für uns ist.

💛 Für Cathrin, Judith und Michaela, drei Frauen, mit denen ich mich regelmäßig in Zoom zum reden und beten treffe.

💛 Für den Rollstuhl, der mir wieder ein wenig mehr Teilhabe ermöglicht.

💛 Für mittlerweile zwei Ärztinnen, die sich um mich kümmern und bereit sind, einen Weg mit mir zu finden und zu gehen.

💛 Für Tabletten, Kapseln und Infusionen. Und dass wir sie uns leisten können.

💛 Für unser Haus und unseren Garten.

💛 Für mein wunderbares kleines Onlinebusiness und all die Menschen, die ich dadurch kennen lernen darf.

💛 Für jede Nachricht, jede Post, jeden Anruf und jeden Besuch von Menschen, die an uns denken, uns etwas Gutes tun wollen und wirklich wissen wollen, wie es uns geht.

💛 Und für vieles, vieles mehr.

 

Impressionen aus meinem Jahr

Das Gefühl, dass ich beim Schreiben habe verstärkt sich noch einmal, als ich durch die Bilder in diesem Jahr gehe.

Es war so viel in diesem Jahr. Und wie geht es, dass so viel in nur 12 Monate passt?

Helles und Dunkles, Licht und Schatten, Tränen und Lachen. All das ist dicht vermischt und eng verwoben in den Bildern meiner Jahres zu sehen. Und ich nehme dich mit ihnen auf einen kleinen visuellen Gang durch mein Jahr.

Wir begrüßen das neue Jahr als Familie. Ich fühle Dankbarkeit, dass wir uns haben. Und dass wir gemeinsam durch die Höhen und Tiefen des vergangenen Jahres gingen. (Ja, auch schon 2022 gab es die.)

 

Kurz nach dem Neuen Jahr begrüße ich auch mein neues Lebensjahr. Es ist der zweite Geburtstag, an dem ich so schwach bin, dass ich nur in ganz kleinem Rahmen feiern kann. Und trotzdem entscheide ich mich dafür, dankbar für mein Leben zu sein.

 

Meine Kinder sind Anfang Januar wieder als Sternsinger unterwegs.

 

Unser Ältester feiert seinen Geburtstag mit seinen Freunden. In den oberen Räumen unseres CVJM-Hauses, in dem ich als Jugendliche schon unzählige Male gefeiert habe. Ich fühle mich dabei alt und jung zugleich.

 

Im Februar bin ich mit ihm auf der Känguru-Station im Olgäle in Stuttgart. Eine Woche sind wir da und werden dann mit einem OP-Termin eine Woche später entlassen.

 

In der Woche zu Hause feiern wir das letzte Mal den Geburtstag meines Papas, dürfen letzte gemeinsame Momente mit ihm erleben und uns von ihm verabschieden.

 

Der Himmel über Stuttgart am Morgen der OP. So viel Schönheit. So viel Frieden. So viel Hoffnung.

 

Immer wieder sitzet ich in diesen Tagen auf der breiten Fensterbank unseres Patientenzimmers. Lese, schreibe, bete oder bin einfach nur still.

 

Blumen und Schnee, Frühling und Winter, Sorge und Hoffnung, Trauer und Dankbarkeit sind in diesen Tagen eng miteinander vermischt.

 

Wir verabschieden uns auf dem Friedehof noch einmal von unserem Papa. Kurz davor darf ich mit meinem Kind das Krankenhaus verlassen.

 

Ein großes Geschenk in diesen Tagen. Menschen die uns einen Hefezopf vorbeibringen, eine Kerze, ein gekochtes Essen oder Trauer mit uns aushalten.

 

Der Frühling kommt. Und mit ihm mein großer Fatigue-Crash. Während um mich herum das Leben immer mehr beginnt zu sprießen und zu blühen fühle ich mich so schwach, wie nie zuvor in meinem Leben.

 

Wir feiern Oster, die Auferstehung und das Leben. Trotzdem. Oder gerade deshalb.

 

In den Osterferien fährt mein Mann mit den Kindern ohne mich mit seiner Familie für ein paar Tage weg. Ich bin zu schwach dazu.

 

Es fällt mir nicht leicht, sie gehen zu lassen. Und gleichzeitig tun mir die Tage allein sein und viel Ruhe gut. Gleichzeitigkeit – wie so oft.

 

Kurz darauf ist mein Mann für eine Woche beruflich in Puerto Rico. Rückblickend weiß ich nicht mehr, wie ich das geschafft habe. Ich erinnere mich an Menschen, die für uns gekocht haben. Und an drei Kinder, die sehr viel selbstständiger waren in diesen Tagen als sonst.

 

Ende April wird unser jüngstes Kind 6. Mir fällt es nicht leicht ihm zu erklären, dass wir erstmal nicht feiern können. Verspreche ihm aber, dass wir das nachholen, sobald es mir ein wenig besser geht.

 

Je länger dieser Crash andauert, desto schwerer fällt es mir ihn anzunehmen. Ich übe mich immer wieder im Loslassen und Vertrauen.

 

Im Mai geht es mir so langsam wieder ein wenig besser. So gut, dass ich ab und zu das Haus verlassen kann.

 

Zum Beispiel zum Mama-Papa-Fest im Kindergarten unseres Jüngsten, bei dem wir gemeinsam ein Insektenhäuschen bemalen dürfen.

 

Und unser Jüngster kann endlich seinen Kindergeburtstag feiern.

 

In den Pfingstferien geht es mir gut genug, dass ich mit meiner Familie in den Urlaub fahren kann. Bewusst wählen wir ein Urlaubsziel, bei dem wir keine weite Fahrt haben.

 

Und können unserem Ältesten einen seiner größten Wünsche erfüllen.

 

Möglich ist dieser Urlaub nur, weil ich mir einen Rollstuhl organisiere. Ohne ihn hätte ich das Zimmer in der Jugendherberge vermutlich kaum verlassen können.

 

Nach München verbringen wir noch ein paar Tagen auf einem Bauernhof im Allgäu. Und ich durfte das erste Mal auf einem Esel reiten.

 

Und wir machen einen Ausflug auf die Zugspitze. Barrierefrei möglich mit dem Rollstuhl.

 

Der Urlaub tut uns allen gut und ist ein Aufatmen nach diesen oft so schweren Monaten.

 

Etwas Trauriges gibt es am Ende unseres Urlaubs. Unser Kater Joschi kommt eines Tagen nicht mehr nach Hause. Sein Bruder trauert sehr um ihn. Und auch wir vermissen ihn.

 

Die Kinder geben mit unserer Unterstützung ihr Bestes, um ihn zu finden. Verteilen Zettel, klingeln an Haustüren um zu fragen, ob ihn jemand gesehen hat und suchen im ganzen Dorf nach ihm. Leider wird er nicht gefunden.

 

Kurz nach unserem Urlaub ein weitere Highlight in diesem Jahr: Mein Onlineshop eröffnet. Möglich ist das nur, weil ich so eine tolle VA habe.

 

Die Sommermonate sind für mich geprägt von Hoffnung, Sehnsucht, Freude und Aufatmen. Und dem Glauben daran, dass alles gut wird.

 

Noch ein besonderes Highlight für uns als Familie. Wir werden vom Sternentraum (einem Verein, der Wünsche für kranke Kinder oder Kinder in schwierigen Lebenssituationen Wünsche erfüllt) mit vielen anderen Familien in die Wilhelma, den Zoo in Stuttgart eingeladen. Diese Stunden haben uns alle der berührt.

 

Zoo-Mitarbeiter und unzählige andere Menschen haben uns Familien ehrenamtlich eine wunderbare Zeit geschenkt. Mit besonderen Aktionen wir Giraffen-Füttern. (Und auch hier konnte ich Dank des Rollstuhls dabei sein.)

 

Zu Beginn der Sommerferien wurde unser Jüngster aus dem Kindergarten “rausgeschmissen”. Heißt hier so und wird auch genau so gemacht. 😉

 

Und wir feierten den Beginn der Sommerferien mit einem Restaurantbesuch. Es war so wunderbar, dass es mir gut genug ging, dass ich dabei sein konnte.

 

Pünktlich zu Beginn der Sommerferien wurde das Wetter kalt und nass und wir starteten bei bestem Camping-Wetter zur Zeltstadt. Einer christlichen Camping-Freizeit, zu der wir als Familie schon seit ein paar Jahren regelmäßig gehen.

 

Obwohl ich so krank und schwach war, war ich als Mitarbeiterin bei einem Seminar für Frauen dabei. Ich sagte zu Beginn ganz offen, dass ich nicht weiß, an welchen Tagen ich überhaupt dabei sein kann. Und dann war es an jedem Vormittag möglich. Mit dabei hatte ich die Karten aus meinem Shop.

 

Auch hier war wieder vieles nur möglich mit Hilfe meines Rollstuhls und wunderbaren Menschen, die mich von meinem Wohnwagen abholten und überall hin schoben. So ein großes Geschenk!

 

Die Tage taten mir so gut. Ich tankte auf. Hatte endlich wieder Kontakt mit Menschen. Jeder von uns 5 erlebte wundervolle Dinge. Und am letzten Tag kam sogar die Sonne raus.

 

Ende August kam dann der nächste Crash. Unerwartet, weil sich der Sommer so lebendig anfühlte. Ich lag wieder tagelang. Und meine Kinder versorgten mich mit Tee aus dem Garten und frischen Beeren.

 

Am Ende der Sommerferien begann ich mit Infusionen. Ich hatte endlich eine Ärztin gefunden, die mich und meine Erkrankung ernst nahm und Ideen hatte, was sie machen kann. Auch wenn sie nicht wusste, ob es wirklich helfen wird.

 

Eine weitere Folge durch die neue Ärztin war, dass meine Pillendose immer voller wurde. Alles ein Versuch mein Immunsystem wieder aufzubauen und meinen Körper beim Entgiften zu unterstützen.

 

Am 10. September hatten mein Mann und ich unseren 18. Hochzeitstag. Unsere Ehe wurde volljährig. Wir feierten das mit einem Essen beim Griechen zu zweit. Für den Kaffee danach war ich nach dem Essen dann schon wieder zu schwach.

 

Im September feiern wir auch den Geburtstag unserer Tochter.

 

Und die Einschulung unseres Jüngsten.

 

Den Kindergeburtstag unserer Tochter können wir nur feiern, weil mein großes Patenkind und eine gute Freundin zum Helfen und Mitfeiern dazu kommen.

 

Mitte September startet mein Onlinekurs “Herzenszeit”. Im Willkommenspaket bekommen alle Teilnehmerinnen Karten aus meinem Shop und ein Kirschkernkissen in Herzform.

 

Der Spätsommer und Frühherbst ist wunderschön. Ich verbringe viel Zeit auf meiner Gartenliege und tanke in der Sonne auf. Und langsam, ganz langsam merke ich, dass die Infusionen meinen Körper ein wenig auffüllen.

 

Ich beginne mit kleinen Minispaziergängen. Zumindest an manchen Tagen sind sie möglich.

 

Ein wunderbares Highlight im Herbst: Ich kann gemeinsam mit meiner Schwester im Kino den Film “Real Life” sehen. Ein Film, der mich sehr berührt und noch lange bewegt.

 

Und ein neuer kleiner Kater zieht bei uns ein. Ein absoluter Schmusekater, der seitdem immer wieder das Wärmekissen auf meinen Beinen ersetzt.

 

Mein Jüngster freut sich über die beginnende Laternenzeit. Und da ich nicht mit ihm draußen laufen kann, macht er im Wohnzimmer alles dunkel, damit ich seine Laterne leuchten sehe und sing für mich Laternenlieder.

 

Ich schneide meine Haare ab, nachdem es mich monatelang belastet, dass es mich viel zu viel Kraft kostet meine langen Haare zu waschen und zu kämen. Aber die Kraft für einen Friseurtermin fehlte mich auch. Also flechte ich mir eines Tages zwei Zöpfe und schneide sie selbst ab.

 

Wofür ich immer wieder dankbar sind, ist dass es seit der Coronazeit einen Livestream in unserem Gottesdienst gibt und ich so zumindestens ein wenig teilnehmen kann.

 

 

Im November erlebe ich mein persönliches Wunder auf dem Parkplatz nach der Physiotherapie und dem Einkaufen. Ich erlaube mir ein wenig Hoffnung

 

Anfang Dezember bin ich im nächsten Crash. Unsere Kinder schmücken unser Wohnzimmer, so dass es auch ohne mich nach Advent aussieht.

 

Wir feiern den ersten Advent.

 

Und Nikolaus.

 

Und Dank Besuch mit Plätzchen-Teig im Gepäck, können meine Kinder Plätzchen ausstechen.

 

Mein Mann fährt mich mit dem Rollstuhl zu einer Weihnachtsaufführung unserer Kinder.

Und ich bin berührt von der Geschichte, die die Kinder uns vorspielen und dankbar für den Liegestuhl, auf dem ich währenddessen sitzen kann.

 

Während ein paar wenigen Sonnentage im Dezember, kann ich wieder ein paar Schritte draußen gehen. Und entscheide mich an der Hoffnung festzuhalten, dass es nicht für immer so bleibt, wie es jetzt ist.

Mein Ausblick auf 2024

Eigentlich könnten am Ende eines solchen Rückblicks die Pläne und Ziele für das nächste Jahr stehen. In den letzten Rückblicken war das auch so. Aber -ganz ehrlich- nach diesem Jahr habe ich beschlossen, dass ich keine Ziele und Pläne mache.

Eins der Dinge, die mich dieses Jahr gelehrt hat ist, dass ich nicht weiß, was kommen wird. Es gibt so vieles, was ich nicht in der Hand habe, vieles, was nicht nach meinen Plan verläuft. Krankheit, Trauer, Krisen.

Was ich auch gelernt habe: Ich bin sehr gut darin spontanen Impulsen nachzugehen, schnell umzusetzen, das Beste aus der Situation zu machen.

Und was ich noch gelernt habe: Gott hat Pläne für mich, mein Leben und mein Business, von denen ich nichts weiß. Und er öffnet Türen, durch die es wunderbar ist hindurch zu gehen.

Deshalb: Keine Pläne und Ziele für 2024.
Außer vielleicht noch mehr auf Gottes Stimme und meine Intuition zu hören.

Aber: Ich will mir überlegen, was ich gerne möchte. Was ich erleben möchte, machen möchte, sehen möchte. Meine Wünsche aufschreiben und dann nach und nach im Laufe des Jahres sehen, ob sie zu dem passen, was das Jahr so bringt. Das werde ich aber in einem eigenen Blogartikel tun.

Und ich habe auch wieder ein Wort, dass mich durch das Jahr begleiten darf. Im nächsten Jahr ist mein Wort “Vertrauen”.

 

Und jetzt bleibt mir nur noch “Danke” zu sagen. Danke, dass du meinen Rückblick gelesen hast. Danke, dass du dich mit hast hinein nehmen lassen in die Themen, Gedanken und Gefühle meines Jahres.

Wenn du magst freue ich mich, wenn du mir hier ein paar Worte von dir da lässt.

Herzliche Grüße,

Judith