„Judith, wie schaffst du es so viel zu akzeptieren, was nicht geht?“ Diese Frage erreichte erreichte mich über Instagram. Eine Frage, die viel mit meinen Themen Loslassen, Vertrauen und Annehmen zu tun hat, über die ich auf Social Media so oft schreibe. 

Dass ich das kann war ein langer, langer Weg.

Lange Zeit konnte ich das mit dem „Annehmen was ist“ sehr schlecht.

Ich war beispielsweise so oft sauer auf meinen Körper, wenn er mir seine Grenzen zeigte und nicht so konnte, wie ich wollte. (Und das war zu einer Zeit, in der es mir körperlich sehr viel besser ging als jetzt.)

Überhaupt war ich oft sauer.

Sauer auf mich, weil ich nicht alles perfekt hinbekam. Sauer auf meine Kinder, weil sie nicht so funktionierten wie ich wollte. Sauer auf meinen Mann, meine Eltern, oder wenn auch immer.

Und enttäuscht.

Enttäuscht von den Menschen die nicht von selbst erkannten (oder errieten) was ich brauche und es deshalb nicht für mich taten.

Enttäuscht von mir, weil ich nicht alles so perfekt hinbekam, wie ich das wollte.

Enttäuscht von meinem Körper, der an so vielen Stellen nicht meinem Ideal entsprach.

Enttäuscht von Gott, von dem ich immer wieder den Eindruck hatte, dass er mein Gebet nicht so erhört, wie das von anderen und mich scheinbar übersieht.

Und ich hatte ein so großes Bedürfnis alles unter Kontrolle zu haben. Mich. Mein Leben. Das was passiert. Ich musste alles im Blick haben. Durfte nicht nachlassen. Alles selbst machen, oder kontrollieren wie es gemacht wurde.

So lange, bis ich von mir selbst und den Aufgaben, die ich mir selbst gegeben habe komplett erschöpft war.

„Erschöpfungsdepression“ hieß es in der Mutter-Kind-Kur vor ein paar Jahren. Und es war klar, dass sich irgendetwas ändern muss in mir. Sonst komme ich da nicht mehr raus.

Mein Leben fühlte sich so so schwer an. Und ich sehnte mich so sehr nach Leichtigkeit.

Also machte ich mich auf den Weg.

Alleine, indem ich viele Bücher gelesen und bearbeitet habe. Gemeinsam mit anderen im Austausch in Facebook Gruppen. Mit Unterstützung in Kursen und im Coaching. Mit Unterstützung durch Gebet, Gespräche und prophetische Gebetsseelsorge.

Auf diesem Weg durfte ich lernen loszulassen. Ich durfte lernen anzunehmen. Und ich durfte lernen zu vertrauen. Und ich durfte zu mir finden.

Ich möchte dich ein bisschen mit hinein nehmen in meinen Weg. Und vielleicht ist etwas davon auch hilfreich für dich.

Loslassen

Wie schon erwähnt, war Loslassen lange, lange Zeit extrem schwierig für mich. Rückblickend würde ich sagen, dass es diese Option einfach nicht gab für mich. In mir waren verschiedene Glaubenssätze, die mich dazu brachten, dass ich immer alles selbst unter Kontrolle und fest im Griff haben musste. Und der Gedanke daran, dass ich irgendetwas loslassen soll, oder das irgendwie lernen soll, machte mir Angst.

Ich erinnere mich noch an den Moment, in dem ich in einem online Kurs den Satz gehört habe „Ich lasse Kontrolle und Angst los. Und wähle Vertrauen und Verbindung.“ Diesen Satz sollten wir als KursteilnehmerInnen laut aussprechen.

Und – ich schaffte es nicht. Ich konnte diesen Satz nicht aussprechen. Er fühlte sich unmöglich für mich an.

Und gleichzeitig merkte ich, dass dieser Satz ein wichtiger Schlüssel für mich sein kann. Ein Schlüssel um raus zu kommen aus Erschöpfung, Überforderung und Druck.

Ich begann diesen Satz in meinen Alltag zu integrieren. Ihn immer wieder auszusprechen. Und hinein zu spüren, was er mit mir macht.

Für mich war es gut diesen Satz als Gebet zu formulieren. „Ich lasse Kontrolle und Angst los, in deine Hände Gott.“ Und dann bewusst zu wählen an wenn ich Vertrauen und Verbindung richten will. Vertrauen in Gott und mich, Vertrauen in andere Menschen und das Leben. Verbindung mit Gott und mir. Und Verbindung mit anderen Menschen.

Und mir wurde bewusst, dass dieses Wählen von Vertrauen und Verbindung nur möglich wird, wenn ich zuerst die Hände öffne und das, was mich davon abhält loslasse.

Loslassen wurde für mich mittlerweile zu einem natürlichen Teil von mir. Das ging nicht von heute auf morgen. Sondern langsam. Schritt für Schritt. Und es begann mit einer bewussten Entscheidung.

Vertrauen

Wie gesagt, Vertrauen hat viel mit Loslassen zu tun. Um vertrauen zu können, muss ich loslassen. Und wenn ich vertraue, fällt es mir leichter loszulassen.

Und ich lies los.

Meine Ängste, meine vermeintlichen Sicherheiten, meine Kontrolle, die Idee alles selbst machen zu müssen. All das durfte ich Stück für Stück loslassen. Und dadurch wurde Vertrauen ein Teil meines Lebens.

Vertrauen hat aber auch viel mit Verletzungen zu tun. Und mit dem Loslassen dieser Verletzungen. Und mit Heilung.

Beim Vertrauen finde ich es wichtig zu wissen an wen oder was ich mein Vertrauen richten will. Und für mich ist der, dem ich an erster Stelle vertrauen will Gott. Und ich will dem Leben vertrauen. Und mir selbst.

Es gab eine Zeit in meinem Leben, da fiel mir dieses Vertrauen sehr schwer. Ich hatte das Gefühl, dass das Leben es nicht gut mit mir meint. Und das Gott mich nicht sieht, oder mir nicht helfen will, oder kann. Und ob ich mir selbst vertrauen kann, da war ich mir nicht sicher.

Aber ich merkte, dass ich vertrauen will. Und dass ich mich nach der Leichtigkeit sehnte, die ins Leben kommt, wenn man loslässt und vertraut.

„Ich lasse Kontrolle und Angst los. Und wähle Vertrauen und Verbindung.“

Ich wollte, dass der zweite Teil dieses Satzes wahr wird. Ich wollte etwas bewusst ergreifen, wenn ich losgelassen habe. Und das Loslassen wurde leichter, weil ich wusste, was ich stattdessen wähle.

Auch für das Vertrauen entschied ich mich bewusst. Und ich nutzte drei Sätze, die ich wieder und wieder beim Spazieren gehen wiederholte.

„Ich vertraue meinem Gott, ich vertraue dem Leben, ich vertraue mir selbst.“

Ich ging. Ich atmete ein und aus. Ich sagte die Sätze im Rhythmus meiner Schritte und der Atmung. Und verband mich mit meinem Körper, meiner Worten und meinem Gefühl.

Zusätzlich durfte ich die letzten Jahre immer wieder mit Begleitung tief in mich hinein schauen. Durfte mir Verletzungen anschauen, die es mir schwer machten zu vertrauen. Durfte diese Verletzungen loslassen, vergeben und heil werden.

Und das Vertrauen wurde ein Teil von mir. Seit bald zwei Jahren bläst ein Sturm nach dem anderen durch mein Leben. Und ich fühle mich die ganze Zeit hindurch gehalten. Und ich weiß tief in mir, dass alles gut wird. Auch wenn ich noch nicht weiß, wie dieses „gut“ aussieht.

Annehmen

Loszulassen und zu Vertrauen sind für mich die wichtigsten Schlüssel, um Anzunehmen was ist.

Vieles in meinem Leben ist im Moment sehr herausfordernd. Von Außen betrachtet erlebt unsere Familie einen Schicksalsschlag nach dem anderen.

Man könnte das als ungerecht bezeichnen, als schrecklich und sagen, dass das nicht so sein dürfte.

Man könnte Schuldige suchen und wütend sein. Oder verzweifelt, mutlos und hoffnungslos.

Aber ich habe mich dazu entschieden, mein Leben so anzunehmen wie es jetzt ist. Mit allen Facetten. Mit dem Schweren und dem Leichten. Mit dem Dunklen und dem Hellen. Mit all seinen Farben.

Durch all das, was war und ist, ist mir so sehr bewusst geworden, wie wenig wir eigentlich in der Hand haben.

Unsere Gesundheit. Die Gesundheit unsrer Kinder. Leben und Sterben geliebter Menschen. Viele Bedingungen unseres Lebens.

Es gibt vieles, was gegeben ist. Ich habe die Ressourcen die ich habe. Meine Kinder, mein Mann und ich haben die Herausforderungen die wir haben. Neurodiversitäten, gesundheitliche Einschränkungen, Veranlagungen sind wie sie sind.

Dagegen anzukämpfen ist ähnlich mühsam und sinnlos, wie gegen das Wetter anzukämpfen.

Es anzunehmen wie es ist macht vieles so viel leichter.

Das, was wir machen können ist zu wählen, wie wir damit umgehen.

Wenn die Sonne scheint, kann ich Sonnencreme und Sonnenbrille nutzen. Wenn es regnete einen Regenschirm. Bei Kälte einen warmen Pullover.

Ich kann mich entscheiden zu lachen und zu tanzen, mitten im Regen.

„Ich bin glücklich, wenn es regnet. Denn wenn ich nicht glücklich bin, regnet es trotzdem.“ Dieses Zitat stammt von Karl Valentin. Und es drückt das, was ich meine wunderbar aus.

Und auch das beginnt wieder mit einer Entscheidung. Ich darf mich entscheiden die Gegebenheiten meines Lebens anzunehmen wie sie sind. Und ich darf das Beste aus ihnen machen.

Ein paar Gedanken zum Schluss

Ich habe in diesem Artikel viele große Themen kurz angerissen. All das, was ich beschreibe war ein Prozess, der mehrere Jahre dauerte und noch nicht zu Ende ist. Aber ich bin ihn soweit gegangen, dass ich heute Dankbar sein kann, für die Freude, Fülle und Leichtigkeit, die in meinem Leben ist, trotz all der Umstände die sind. Und ich bin ihn so weit gegangen und habe mich so viel fortgebildet, dass ich heute selbst Frauen auf diesem Weg begleiten darf. Eine Arbeit, die ich sehr liebe.

Jedes dieser Themen hat genügend Inhalt für einen eigenen Blogartikel.

Wenn bei dir Fragen aufgekommen sind, oder du über eins der Themen mehr wissen möchtest, hinterlasse mir deshalb gern ein Kommentar. Dann greife ich das gerne in einem anderen Blogartikel auf.

Und mich interessiert, wie es dir mit diesen Themen geht. Mit dem Loslassen, Vertrauen und Annehmen. Was fällt dir leicht? Was fällt dir schwer? Und bei was wünschst du dir Veränderung?

Herzliche Grüße,

Judith