Der Dezember war ein Monat, in dem ich sehr intensiv wahrgenommen habe, was sich alles durch meine Heilung im Sommer verändert hat und wie schnell mein Leben dadurch plötzlich wieder wurde. Manchmal fühlte ich mich wie in einer Achterbahn, in der mein Wagen eine gefühlte Ewigkeit im Schneppentempo vorwärts fuhr, um dann plötzlich mit voller Geschwindigkeit Fahrt aufzunehmen.
In den letzten Jahren lag ich im Dezember die meiste Zeit im Bett oder auf dem Sofa. Für das, was in diesem Monat normalerweise alles ist, war ich viel zu schwach. Die Kinder schmückten das Haus und ich schaute zu, mein Mann ging mit den Kindern auf den Weihnachtsmarkt und ich blieb zu Hause. Und auch Weihnachten wurde teilweise ohne mich gefeiert.
Jetzt war alles anders. Ich bin wieder gesund und in der Lage, wirklich am Leben meiner Kinder teilzunehmen. Und dass ist wunderbar! Und ich habe mich an so vielem was war so gefreut. Und gleichzeitig habe ich mit so einer Wucht wahrgenommen, wie extrem voll und schnell unser Leben im Dezember ist, dass es mich immer wieder überfordert hat. Und so oft sehnte ich mich einfach nur nach Ruhe und Langsamkeit.
Gleichzeitigkeit mal wieder. Und das ist ok. Beides darf gleichzeitig sein. Das Wahrnehmen von dem, was wunderbar in unserem Leben ist. Und das Wahrnehmen von dem, was zu viel ist und uns nicht gut tut.
Ich will mich in diesem Rückblick auf das konzentrieren, was mir geschenkt wurde. Auf das Gute und Kostbare. Weil ich genau darauf meinen Blick immer wieder und wieder richten möchte und es in all dem Chaos und all den Herausforderungen die auch da sind, im Fokus behalten möchte.
Adventskonzerte und Weihnachtsfeiern
Der Dezember ist -wenn man Kinder hat- ein Monat der Konzerte und Feiern. Und auch, wenn mir die Vielzahl der Einladungen tatsächlich zu viel war, war es so wunderbar, dass ich wieder daran teilnehmen konnte. Einfach so. Ohne große Planung und Vorbereitung. Ohne Abwägen zu müssen, ob ich mir das zumuten kann. Ohne davor und danach viel liegen zu müssen. Ohne Rollstuhl und Liegestuhl. Einfach so.
Immer wieder, wenn ich die anderen Eltern bei so einer Veranstaltung sehe frage ich mich, ob ihnen das bewusst ist, was für ein Geschenk es ist, dass sie daran teilnehmen können, ohne mit schwerwiegenden Konsequenzen rechnen zu müssen. Und immer wieder schließe ich die Augen, um bewusst wahrzunehmen, dass ich jetzt hier bin, einfach so.
Und ich freue mich über all das, was ich geschenkt bekommen habe. Über das, was ich hören und sehen durfte, über die Musik und die Geschichten, über meine strahlenden Kinder und ihre Freude, dass ich wieder einfach so dabei sein kann. Gleichzeitig sind da immer wieder Tränen. Tränen der Dankbarkeit und gleichzeitig Tränen der Trauer, denn manchmal spüre ich jetzt viel mehr, was mir in den letzten Jahren alles geraubt wurde.
Weihnachten
Auch Weihnachten war in diesem Jahr eine Zeit der Freude, der Dankbarkeit und der Trauer.
An Daten, die Jahr für Jahr wieder kommen, merken wir Veränderung oft viel deutlicher, als einfach so im Alltag. Und die Veränderung, die ich erleben durfte ist so riesengroß.
2023 hatte Weihnachten einen großen Crash zu Folge. Mein Körper brach im Wohnzimmer meiner Mutter zusammen, so sehr, dass ich vor Schwäche nur noch still weinen konnte. Ich konnte nicht mehr sprechen, nicht mehr gehen, nicht mehr stehen. Ich kann mich nicht einmal wirklich daran erinnern, wie mein Mann mich nach Hause gebracht hat. Danach lag ich tagelang im Bett und weitere Wochen auf dem Sofa, bis sich mein Körper ganz langsam wieder zu erholen begann.
Und jetzt konnte ich dabei sein, mitfeiern, wirklich mitfeiern und nicht nur irgendwie mit Müh und Not zu schauen. Ich konnte mich unterhalten und mit in der Küche stehen und mich um die Kinder kümmern. Und ich konnte am Klavier meines Papas Weihnachtslieder spielen, was wunderbar und gleichzeitig ein Moment der Trauer war, weil er selbst nie wieder an diesem Klavier spielen wird.
Und ja, ich war auch müde. Ich spürte überall, wie voll und schnell und anstrengend der Dezember mit drei bedürfnisstarken Kindern eben ist. Aber ich war einfach nur müde. Und müde sein ist etwas ganz anderes, als Fatigue. Müde sein ist etwas ganz anderes, als ME/CFS. Müde sein ist einfach nur müde. Und wenn ich müde bin, dann kann ich mich ausruhen und neue Energie bekommen. Wie wunderbar ist das denn!
Zurückblicken
Der Dezember ist aber nicht nur ein Monat voller Advent und Termine und Weihnachten, sondern auch ein Monat, in dem ich mir Zeit nehme zurück zu blicken auf das, was war. In diesem Jahr war das Zurückblicken sehr tief und emotional und anstrengend und wunderbar zugleich. Es war so viel in diesem Jahr. So viel, was ich kaum in Worte fassen kann und dann doch immer wieder viele Worte finde. Ein Jahr, das in tiefer Schwäche und Verlorenheit begann, ein Jahr in dem ich ein Wunder erleben durfte, und ein Jahr, in dem ich wieder ganz neu lernen durfte am Leben teilzunehmen.
In meinem Jahresrückblick nehme ich dich mit hinein in dieses Jahr. In meine Gedanken und Gefühle, in meinen Glauben, in das Wunder, dass ich erleben durfte und in all das, was das für mich bedeutet. Ich freue mich, wenn du in liest. (Hier)
Ausblick auf Januar
Im Januar startet ein neues Jahr. Und ich mag diesen Gedanken total, dass mit einem neuen Jahr irgendwie auch ein neues Kapitel in meinem Leben beginnen darf.
Ich wähle mir (gemeinsam mit Gott) für mein neues Jahr immer ein Wort oder ein Satz aus. Für dieses Jahr wurden es sogar mehrere, die aber in irgendeiner Art und Weise miteinander zusammenhängen. Aber das, was ich für mich als Überschrift über das Jahr stellen will, ist das Wort „Balance“. Ich merke, dass ich durch all das was war, wieder ein neues Gleichgewicht brauche und eine neue Balance finden möchte. So vieles ist aus dem Gleichgewicht geraten, durch meine Erkrankung und all die Stürme in unsrer Familie, so vieles ist in Unordnung geraten. So vieles muss wieder in Ordnung gebracht werden, so viel Mangel muss aufgefüllt und Bedürfnisse nachgenährt werden, vieles muss neu angedacht und neu gefunden werden, vieles ist noch unklar und unsicher und manches voller Verheißung. Und ich möchte mich auf den Weg machen, meine gesunde Balance in all dem zu finden.
Zum Schluss habe ich noch eine Einladung für dich. Im Januar wird es in meiner Facebook-Gruppe „in Verbindung leben“ eine Mini-Workshop-Reihe geben, mit Workshops voller Impulse und Verbindungsmomente zu dem Thema „Nimm dir Zeit“.
Am 14.1. „Nimm dir Zeit für dein Herz“, am 21.1. „Nimm dir Zeit für Gottes Herz“. am 28.1. „Nimm dir Zeit mit deinem Herzen Gottes Herz zu begegnen“. Jeweils um 9 Uhr für ca. 30 Minuten. Und ja: Es gibt immer eine Aufzeichnung, die du jederzeit in meiner Gruppe anschauen kannst. Herzliche Einladung!
Herzliche Grüße,
Judith
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