Ich habe mir für dieses Jahr vorgenommen, mich jeden Monat mit einem Wort oder einem Thema zu beschäftigen, in das ich auch die Menschen mit hinein nehmen möchte, die hier über meinen Blog, durch meine Verbindungspost, in meiner Facebook-Gruppe oder auf Instagram mit mir verbunden sind.

Mein Wort für Januar ist das Wort „Zeit“, verbunden mit der Frage, wofür ich mir in meinem Alltag Zeit nehmen möchte, worauf ich meinen Fokus setzten möchte und was mir persönlich wichtig ist. Die Zeit, die wir haben, ist ein kostbares Geschenk. Und ich möchte dieses Geschenk bewusst annehmen und gestalten.

In diesem Blogartikel möchte ich dich mit hinein nehmen in meine Gedanken und in das, wie ich es im Alltag umsetzte, oder wie ich es mir wünschen würde, dass ich es umsetzte. Das worauf im Moment mein Fokus liegt ist die Zeit, die ich mit Gott, mit mir selbst und mit anderen verbringe und verbringen möchte und wie ich diese Zeit gestalte.

Vielleicht findest du ja in meinen Gedanken und meinem Erleben auch ein paar Impulse und Anregungen für dich.

Zeit mit Gott

In den letzten Jahren hat sich meine Zeit mit Gott und das, was das für mich bedeutet sehr verändert. Ich habe nicht mehr -wie noch vor einigen Jahren- feste Zeiten mit Gott und viele andere Zeiten, die irgendwie ohne Gott sind. Ich durfte stattdessen lernen in dem Bewusstsein zu leben, dass Gott immer da ist und ich ständig mit ihm verbunden bin. Dieses Verbundensein erlebe ich zB in meinen Gedanken, die immer wieder kurz bei Gott sind, durch kleine Gebete zwischendrin und durch ein daran denken und es auch wahrnehmen, dass Gott da ist.

Gleichzeitig tut es mir gut, auch längere Zeiten zu haben, in denen ich in der Bibel lese, für bestimmte Dinge bete und auch still bin, um zu hören, was Gott mir sagen möchte. Und da seit meiner Heilung mein Leben wieder so viel schneller und voller wurde, habe ich festgestellt, dass ich mir diese Zeiten wieder fest einplanen will, damit sie mir nicht verloren gehen. Deshalb habe ich mir jetzt drei Zeit-Punkte am Tag für die Zeit mit Gott eingeplant. Wie drei kleine Anker, die mich halten. Einen am Morgen, einen am Mittag und einen am Abend.

1. Mit Gott in den Tag starten

Schon längere Zeit trifft sich eine Gruppe von Frauen morgens um 5.30 Uhr in Zoom. Um jede für sich und doch in Gemeinschaft mit Gott in den Tag zu starten. Obwohl mich diese Treffen schon länger angesprochen hat, war für mich während meiner langen Zeit der Erkrankung klar, dass dieses frühe Aufstehen für mich nicht möglich ist. Durch meine Heilung wurde das jetzt möglich und trotzdem habe ich aber ein paar Monate gebraucht, bis ich mich dazu durchringen konnte. 5.30 Uhr ist für mein Empfinden einfach sehr, sehr früh.

Aber als Start ins neue Jahr bin ich im Januar zu den 5.30 Uhr – Gebets-Frauen dazugestoßen und erlebe diese Stunde als zwar sehr müde, aber trotzdem wertvolle Zeit für mich. Ich nutze sie, um in Ruhe im Tag anzukommen, um für meine Familie zu beten, um Bibel zu lesen und Gott zu fragen, was er mir sagen möchte. Es tut mir gut, mir direkt nach dem Aufwachen dafür Zeit zu nehmen und nicht direkt mit den Kindern in den Trubel des Morgens zu starten. Und mir hilft es, dass ich weiß, dass da noch andere Frauen sind, die in ihrem Zuhause zur selben Zeit Beten und in der Bibel lesen.

2. Innehalten am Mittag

Mittags nehme ich mir die zweite bewusste Zeit mit Gott an meinem Tag. Mein Plan ist, dass ich das mache, kurz bevor das erste Kind aus der Schule kommt und der Trubel des Mittags beginnt. Um den Vormittag loszulassen, einen Moment zu Ruhe zu kommen und zu beten  und dann gut für die Kinder da sein zu können.

In der Praxis vergesse ich es an vielen Tagen und merke es erst, wenn das erste Kind an der Tür klingelt. Für diese Zeit möchte ich also noch bewusster sorgen.

Aber wenn ich es vergesse, nehme ich mir danach eine kurze Gebets-Zeit, wenn alle Kinder fertig sind mit Mittagsessen und in ihre Zimmer gehen. Oft höre ich eine geführte Gebetszeit oder Mediation, die mir hilft, meine Gedanken zur sammeln und zur Ruhe zu bringen und mich auf das zu fokussieren, was ich in diesem Moment machen will.

3. Meinen Tag mit Gott beenden

Und am Abend nehme ich mir Zeit, den Tag bewusst mit Gott zu beenden. An manchen Tagen ist es nur ein kleines Gebet im Bett. An manchen Tagen nehme ich mir auch mehr Zeit, um mit Gott auf meinen Tag zurück zu blicken, bewusst wahrzunehmen wo er war, oder mir aufzuschreiben, wofür ich dankbar bin.

Zeit mit mir und für mich

Auch all das, was ich unter dem Punkt „Zeit mit Gott“ geschrieben habe, ist natürlich auch Zeit für mich. Aber mir sind noch andere Dinge wichtig, die ich für mich machen möchte und für die ich mir Zeit nehmen

Im Moment ist ein besonderer Fokus auf meinem Körper. Vieles ist durch das lange Krank-Sein noch in Unordnung. Meine Muskulatur ist durch das viele Liegen und die Zeit im Rollstuhl geschwächt, Gelenke wurden zu wenig bewegt und sind deshalb jetzt nicht mehr so beweglich und auch meine Ausdauer noch nicht wieder so gut, wie es früher war. Ich habe nach wie vor täglich Schmerzen. Zwar andere, teilweise an anderen Körperstellen und auch in einer anderen Intensität. Aber Schmerzen begleiten noch immer meinen Alltag. Deshalb ist ein sehr wichtiger Punkt, für den ich mir für mich Zeit nehme Bewegung in unterschiedlicher Form.

Außerdem nehme ich mir ganz bewusst Zeit für Dinge, die lange nicht mehr möglich waren. Und dazu gehört auch mein nächster Punkt.

Zeit mit und für andere

Etwas, was in monatelang (oder eigentlich jahrelang) nicht, oder nur sehr eingeschränkt möglich war, war Zeit mit anderen zu verbringen. Es gab lange Phasen, in denen waren mein Mann und meine Kinder fast die einzigen Personen, die ich gesehen habe. Zusätzlich zu Menschen, die uns unterstützen, wie unsere Haushaltshilfe und meine Mutter. Besuch zu haben war nur manchmal möglich und war immer mit guter Planung, Einschränkungen und Konsequenzen wie Symptomverschlechterung verbunden. Andere zu besuchen war noch seltener möglich und hatte auch die größeren Konsequenzen. Dementsprechend selten war es Teil meines Lebens. Ich bin dankbar, dass ich so viele Kontakte online hatte und da oft ein wertvoller und tiefer Austausch möglich war (und ist).

Aber jetzt darf auch das wieder ein Teil meines Lebens sein, für den ich mir bewusst Zeit nehme. Es ist so schön, dass ich wieder Menschen besuchen und einladen kann. Und ich mir nicht mehr nur online, sondern auch wieder offline Zeit mit und für andere nehmen kann.

Gleichzeitig merke ich auch, wie wichtig es für mich ist bewusst zu wählen, mit wem ich meine Zeit verbringe und wie. Nicht alle Menschen, nicht alle Gruppen, nicht alle Aktivitäten tun mir gut. Ich nehme meine Hochsensibilität jetzt, wo ich wieder mehr unter Menschen bin, wieder so viel stärker wahr. Und das, was in meiner Online-Arbeit so kostbar und wertvoll ist, fordert mich in einem Raum mit mehreren Menschen oft heraus. Hier darf ich im Moment nochmal neu einen liebevollen Umgang mit mir selbst, meiner Sensibilität, meinen Stärken und meinen Grenzen lernen und einüben.

Und dann gibt es da noch meine Familie, für die ich mir auch bewusst Zeit nehme. Gerade auch für Dinge, die lange nicht möglich waren. Gemeinsame Spaziergänge, gemeinsames Kino, Kinderzimmer aufräumen, Feste vorbereiten und mitfeiern und so vieles andere, was uns jetzt wieder geschenkt wurde.

Bewusste Zeit

Das, was mir bei all diesen Punkten -und auch darüber hinaus- nochmal neu wichtig wurde, ist ein bewusster Umgang mit meiner Zeit. Mein Leben wurde so plötzlich wieder so schnell und voll. Dadurch, dass so Vieles wieder möglich, wurden meine To-Do-Listen kilometer-lang. Und in den letzten Wochen des alten Jahres, hatte ich oft das Gefühl, ich werde einfach so vom Leben mitgerissen.

Aber ich möchte mein Leben bewusst gestalten. Egal ob es langsam ist oder schnell, egal ob es voll ist oder leer, egal ob ich krank bin oder gesund. Ich möchte mein Leben gestalten und nicht einfach nur vom Leben gelebt werden. Ich möchte immer wieder innehalten und wahrnehmen was ist. Möchte entscheiden, was ich behalten und was ich verändern möchte.

Die Zeit die ich habe ist ein Geschenk. Das wurde mir durch meine letzten Jahre so sehr bewusst. Und mit diesem Geschenk möchte ich gut umgehen. Ich möchte entscheiden, was ich damit mache und meine Zeit bewusst gestalten. Immer wieder neu.

Herzliche Grüße,

Judith

Lust noch mehr zu lesen?