Vor kurzem hatte ich durch Zufall den Entlassbericht von meiner Mutter-Kind-Kur vor 2 Jahren in den Händen.

Puh… Was da alles drinsteht…

Einen Moment fragte ich mich, ob es mir damals wirklich so schlecht ging.

Beim Punkt Eigenanamnese steht da unter anderem „Gedrückte, depressive Stimmung, Interessenverlust, Freudlosigkeit, Antriebsmangel, Erschöpfung, Unruhe, fast tägliche starke Kopfschmerzen“

Die Einschätzung des Arztes lautete: „Mittelschwere Ausprägung der depressiven Symptomatik im Rahmen einer psychophysischen Erschöpfung“. Dazu noch Migräne, Erkrankung der Wirbelsäule und einiges mehr.

Uff… Beim Lesen fühlte ich sie dann wieder. Diese Schwere, die ich damals als täglichen Begleiter hatte.

Und heute? Heute kann ich mein Leben wieder genießen! Heute habe ich (fast) keine Kopfschmerzen mehr. Heute habe ich wieder Ideen, Antrieb, kann mich für Dinge begeistern, kann wieder zur Ruhe kommen.

Aber ich kenne auch noch die Tage der Erschöpfung. Ja, sie sind noch da. Aber nicht mehr in dieser Intensität. Nicht mehr so lang anhaltend. Und ich finde den Weg wieder hinaus.

Ich will euch heute mitnehmen in meine Kur. Und an den Punkt, der für mich ein kleiner Wendepunkt war.

Die erste Woche in dieser Kur war schlimm.

Die ganze Erschöpfung, die ich schon zu Hause so deutlich spürte, kam mit voller Wucht über mich. Ich hatte jeden Tag Kopfschmerzen. Und mein Jüngster wollte absolut nicht ohne mich in seiner Gruppe bleiben. Ich weinte so viel in diesen ersten Tagen. Ich hatte so viel Hoffnung auf diese Kur gesetzt. Und jetzt verbrachte ich die meiste Zeit -die doch für mich da sein sollte- mit meinem Sohn in seinem Gruppenraum.

Nach dieser ersten Woche hatte ich ein Zwischengespräch mit einem Arzt. Und meine ganze Erschöpfung brach aus mir heraus. Ich saß einfach weinend vor ihm. Sagte, dass das hier für mich alles nicht funktioniert. Weil mein Jüngster nicht ohne mich in seiner Gruppe bleiben will. Die meiste Zeit weinte ich aber eigentlich nur.

Und dann kam dieser Satz, der für mich so wichtig war.

„Frau Oesterle. Sie sind der Brennofen Ihrer Familie. Wenn Ihr Feuer aus ist leidet Ihre ganze Familie. Deshalb ist Ihre wichtigste Aufgabe, sich um sich selbst zu kümmern. Dann können Sie sich auch wieder um Ihre Kinder kümmern.“

Er sagte das in sehr ernstem Ton. Und ich merkte, dass war auch ernst. Das was er sagte, war sehr ernst. Wenn ich es nicht lernte, mich um mich zu kümmern, wenn ich es nicht lernte gut für mich und meine Bedürfnisse zu sorgen, dann konnte ich nicht die Mutter sein, die ich so unbedingt sein wollte. Die Mutter, die meine Kinder so dringend brauchten.

Etwas in mir machte „Klick“. Und ab diesem Moment konnte ich meinen Jüngsten in seiner Gruppe abgeben. Ich konnte mir Zeit für mich nehmen. Konnte Angebote wahrnehmen. Und verstand immer mehr, wie wichtig ich bin. Und wie wichtig es ist, dass ich für mich und meine Bedürfnisse sorge.

Und diese Aufgabe nehme ich seither ernst.

Ja. Immer wieder rutsche ich raus. Immer wieder verliere ich mich. Verliere die Verbindung zu mir. Aber ich finde zurück. Weil ich weiß, wie wichtig es ist, dass ich für mich sorge. Weil ich weiß, wie wichtig ich bin.

Und weil ich diese Worte immer noch im Ohr habe. „Frau Oesterle. Sie sind der Brennofen Ihrer Familie. Wenn Ihr Feuer aus ist leidet Ihre ganze Familie. Deshalb ist Ihre wichtigste Aufgabe, sich um sich selbst zu kümmern. Dann können Sie sich auch wieder um Ihre Kinder kümmern.“

Und das möchte ich dir heute zusprechen.

Du darfst für dich und deine Bedürfnisse sorgen! Das ist deine wichtigste Aufgabe als Mama!

Ich lade dich ein jetzt innezuhalten. Und tief durchzuatmen. Und dich zu fragen „Wie geht es mir? Jetzt gerade? Was brauche ich? Was brauche ich jetzt in diesem Moment?“ Fällt dir eine Kleinigkeit an? Etwas, das möglich ist? Dann mach es! Weil du es wert bist! Weil du wichtig bist!

Herzliche Grüße,

Judith