Heute ist der 12. August. Und ich nehme dich wieder mit 12 Bildern hinein in meinen Alltag.

Wobei das Wort “Alltag” heute nicht ganz passt. Denn im Moment ist nichts alltäglich, sondern alles neu.

Zweieinhalb Jahre war ich schwer krank. Die Diagnose: ME/CFS. Seit ein paar Tagen bin ich gesund. Geheilt von Gott.

Vielleicht klingt das für dich unglaublich. Oder sogar etwas verrückt. Aber es ist wahr.

Wie genau es dazu kam, werde ich an anderer Stelle erzählen. Heute lasse ich dich daran teilhaben, was das für mich, meine Familie und meinen Alltag bedeutet, wieder gesund zu sein.

Als ich aufwache, ist es still im Haus. Mein Mann ist schon arbeiten. Die Kinder schlafen noch.

Ich bleibe noch einen Moment liegen und erinnere mich daran, dass ich jetzt gesund bin. Ich staune noch immer über dieses Wunder.

Danach gehe ich nach unten ins Bad und stelle mich unter die Dusche. Ja, ich STEHE unter der Dusche. Einfach so. Wie lange ist das her, seit das das letzte Mal möglich war? Ich weiß es nicht mehr genau.

Mein Blick fällt auf den Duschhocker, der noch im Bad steht. So lange war er ein notwendiges Hilfsmittel für mich. Heute liegt meine Kleidung auf ihm. Und ich stehe und weine und staune und danke.

Bild 1: Ich stehe unter der Dusche und weine vor Dankbarkeit.

 

Das erste Kind wird wach und ich stelle mich in die Küche, um Obst zu schneiden.

Mein Schreibtisch-Stuhl, den ich hier als Hilfsmittel genutzt habe, um zu sitzen und hin und her zu rollen, steht nicht mehr da.

Bild 2: In der Küche stehen und Obst schneiden. Klingt alltäglich, ist es für mich aber nicht.

 

Die Kinder sind in Ferien-Stimmung. Ich muss trotzdem ein wenig auf die Uhr schauen, weil ich einen Termin zur Sauerstoff-Therapie habe.

Die Therapie ist in meinem Dorf, etwa 10 Geh-Minuten von meinem Zuhause entfernt. Seither musste ich für diese Strecke das Auto nehmen. Heute gehe ich zu Fuß. Das Gefühl ist unbeschreiblich.

Bild 3: Es ist so wunderbar, dass meine Füße mich einfach dahin tragen, wohin ich gehen möchte.

 

Mein Therapeut begrüßt mich mit “Hallo Judith, du siehst gut aus! Hat dir der Urlaub gut getan?” Ich antworte mit “Ja, mir geht es sehr gut! Ich bin gesund.”

Ich blicke in ein überraschtes, erstauntes Gesicht und höre ein “Echt jetzt?” Und ich erzähle ihm, dass ich gerade zu Fuß zu ihm gekommen bin. Und dass ich ein intensives Erlebnis mit Gott hatte und jetzt geheilt bin.

Er fragt mich, ob ich von meinem Erlebnis erzählen möchte. Und ich erzähle von der Zeltstadt, von Gebeten und von dem Moment, in dem ich das kraftvolle Wirken Gottes in meinem Körper gespürt habe.

Wir überlegen noch kurz, wie es jetzt mit meiner Therapie bei ihm weitergeht und merken, dass wir beide darauf noch keine richtige Antwort haben.

Heute ist erstmal Sauerstoff dran. Und dann werden wir weiter sehen.

Wieder zuhause nehme ich mir erstmal einen Moment für mich und Gott. Eigentlich habe ich diesen Moment gerne zum Beginn des Tages. Aber in den Ferien braucht es einfach etwas mehr Flexibilität.

Ich hole mir etwas zum Trinken, mein Losungsbuch und eine Bibel.

Bild 4: Hinsetzen, zur Ruhe kommen, durchatmen, Wasser trinken, Bibel lesen, beten, danken.

 

Etwas später mache ich Mittagessen (im stehen!), sitze mit meinen Kindern am Esstisch, unterhalte mich mit ihnen und bin dankbar, dass mich diese Zeit nicht anstrengt. Sie fühlt sich einfach normal und alltäglich an. Und gleichzeitig ist es für uns kein bisschen alltäglich.

Und dann? Machen wir Mittagspause. Wie immer. Obwohl mein Körper noch Energie übrig hat. Obwohl ich noch nicht im Minus bin. Einfach so, weil ich weiß, dass Pausen gut tun.

Bild 5: Auch gesunde Menschen brauchen Pause. 😉

 

Mein Mann kommt nach Hause und ich setze mich zu ihm an den Tisch.

Nicht nur für mich hat sich durch die Heilung alles verändert, sondern auch für ihn. Genau so, wie die lange Krankheitsphase nicht nur mit mir, sondern auch mit ihm sehr viel gemacht hat.

Immer wieder schauen wir uns seit ein paar Tagen freudig staunend an. Und von meinem Mann darf endlich eine große Last abfallen.

Danach setze ich mich mit einem Kaffee draußen auf meine Bank und beantworte einige der Nachrichten, die mich auf Instagram erreichen, seit ich dort von meinem Wunder erzählt habe.

Es ist so schön, wie viele Menschen sich dort mit mir freuen, mit mir staunen und mit mir Gott loben.

Bild 6: Kaffee trinken mit meiner Instagram-Community.

 

Danach besprechen mein Mann und ich kurz, was heute Nachmittag noch auf dem Plan steht. Und was davon ich übernehme.

Das ist wieder so ein wunderbarer Moment. So lange Zeit musste mein Mann an den meisten Tagen alles, oder das allermeiste übernehmen. Anders war es nicht möglich.

Heute übernehme ich das Wohnwagen-putzen und den Bücherei-Besuch mit zwei unserer Kinder.

Für den Wohnwagen bekomme ich noch Unterstützung von unserem Jüngsten.

Bild 7: “Mama, ich sprühe und du putzt. Ok?”

 

Ich genieße die Zeit in der Bücherei mit den Kindern. Früher war ich dort regelmäßig mit ihnen. Und jetzt schon seit so einer langen Zeit nicht mehr.

Bild 8: Die Kinder und ich genießen es, zusammen in der Bücherei zu stöbern.

Unsere Kinder mussten in den letzten Jahren auf so vieles verzichten. Und vieles machen, was eigentlich nicht zu den Aufgaben von Kindern gehören sollte. Sie waren mitbetroffen.

Mussten in vielem selbstständiger sein und haben immer wieder pflegerische Aufgaben für mich übernommen. Haben mich gestützt, wenn meine Beine selbst für wenige Schritte zu schwach waren, haben mich im Rollstuhl geschoben, haben mir Trinken zum Sofa gebracht, wenn mein Kreislauf nicht mehr konnte, haben mir an ganz schwachen Tagen geholfen mich umzuziehen.

Und jetzt ist alles anders, alles neu. Auch von ihren Schultern wurde eine große Last genommen.

Sie wünschen sich nach der Bücherei einen Eisdielen Besuch von mir. Die Eisdiele gibt es schon seit zwei Jahren. Ich war noch nie dort und stehe dankbar mit meinen Kindern vor den bunten Eisbergen.

Bild 9: Eis essen gehen mit den Kindern. Was für ein riesengroßes Geschenk.

 

Zuhause wartet noch ein wenig Haushalt auf mich. Ja – auf MICH. In meiner langen Krankheitsphase hat das allermeiste, was in so einem Haushalt getan werden muss mein Mann übernommen. Und jetzt stehe ich am Spülbecken und spüle eine Pfanne. Ich hätte mir früher nicht vorstellen können, wie glücklich es mich machen kann eine Pfanne zu spülen.

Bild 10: Selbst das Spülen macht mich heute dankbar.

 

Abends werden wir noch von meinen Schwiegereltern eingeladen zum Pizza essen. Und ich kann ja sagen, einfach so. Ohne zu überlegen, wie viel Energie noch übrig ist. Ohne zu überlegen, was morgen ist. Ohne zu überlegen, ob ich die Folgen eines Besuchs morgen tragen kann. Und das ist so schön.

“Mama, gehst du auch mit?” diese freudige Frage höre ich immer wieder von meinen Kindern, seit wir dieses Wunder erleben durften. Und mein Ja ist so ein Geschenk für uns alle.

Bild 11: Pizza in Gemeinschaft. Einfach so. Was für ein Geschenk.

 

Am Abend schaue ich mir die Bilder an, die ich den Tag über gemacht habe. Und ich kann nur staunen. Ist es wirklich möglich, dass man so viel an einem einzigen Tag macht? Ist es wirklich möglich, dass ich so viel an einem einzigen Tag mache? Ist es wirklich möglich, dass ich am Ende eines solchen Tages noch Energie in mir übrig ist?

Das Gefühl, dass uns begleitet ist Dankbarkeit. Große Dankbarkeit. Und ein Staunen über Gottes Größe.

Bild 12: Tagesauklang zu zweit voller Dankbarkeit.

 

Ich danke dir, dass du dich hast mit hinein nehmen lassen in meinen Tag. Danke, dass du mich dadurch ein Stück begleitest und Anteil nimmst an dem Wunder, das ich gerade erleben darf.

Herzliche Grüße, Judith

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