Warum wurde ich eigentlich Mama-Coach? Warum habe ich mich im letzten Früh-Sommer dazu entschieden, eine neue Aufgabe zu beginnen, mir eine zusätzliche Arbeit zu erschaffen, eine selbstständige Nebentätigkeit zu beginnen?

Und das, obwohl ich doch schon einen Beruf habe. Eine sichere Arbeitsstelle. Einen Beamtenstatut. Sicherer geht´s nicht.

Was treibt mich da an? Was begeistert mich daran? Was motiviert mich dazu? So sehr, dass ich mittlerweile am Liebsten nichts anderes mehr tun würde. So sehr, dass ich im Moment trotz Krankheit und vielen privaten Herausforderungen weiter mache.

Das sind tatsächlich Fragen, die sich mein Umfeld stellt. Vielleich auch eine Frage, die du hast? Und ich finde, es ist auch eine gute Frage, die ich mir stellen möchte.

Eine leise Stimme in mir sagt mir, dass ich jetzt da bin, wo ich schon immer sein wollte. Dass ich jetzt das bin, was ich schon immer werden wollte und irgendwie auch schon immer war. ->Wegbegleiterin, hinter-die-Fassade-Guckerin, in-die-Tiefe-Taucherin, Potential-Entdeckerin, Gefühls-Detektivin und Bedürfnis-Aufdeckerin . Und das alles für eine unendlich wichtige Personengruppe: für Mamas.

Und jetzt komm mit auf meine kleine Reise vom viel-Fühl-Kind zur engagierten Jugendlichen, von der interessierten Lehramtsstudentin zur leidenschaftlichen “besonderen Lehrerin”, von der überforderten und erschöpften Mutter zur Mama-Coachin.

  • Schon als Kind nahm ich viel wahr. Ich war ein fühl-viel-Kind. Ich merkte, wie es den Menschen um mich herum ging. Fühlte mit ihnen mit. Und ich dachte auch viel nach. Über andere Menschen. Ich wollte wissen wie es ihnen geht. Und warum sie so sind, wie sie sind. Ich fand das wunderbar und interessant. Und gleichzeitig auch ganz schön anstrengend für mich.

Alle Sinne auf Empfang. Auch schon als Kind.

  • In meiner Teenie- und Jugendzeit war eins der wichtigsten Dinge für mich mit meinen Freund*innen zu reden. Ich war diejenige, die auf Partys immer irgendwo abseits war, um mit irgendjemandem zu reden. Ich hörte von Gefühlen und Problemen. Von Fragen und Sorgen. Ich hörte zu. Stellte Fragen. Wollte es genauer wissen. Zum Kern vor dringen. Gleichzeitig dachte ich nach. Und reagierte. Gab Antworten und machte Mut.

  • In meiner Freizeit war ich gerne mit anderen Menschen zusammen und für sie da. Ich mochte es, wenn andere mir anvertraut waren, ich sie auf ihrem Weg begleiten konnte und mein Wissen und können weitergeben konnte. Deshalb war ich viel ehrenamtlich in unsre Kirchengemeinde unterwegs. Als Jungscharmitarbeiterin, als Zeltlagermitarbeiterin. Später war ich diejenige, die die Leitung übernahm. Die andere Mitarbeiter begleitete und förderte. Ich wollte immer das Beste aus den Menschen um mich herum zum Vorschein bringen.

  • Immer wieder las ich Bücher oder schaute Filme, in denen es darum ging, Menschen, denen es nicht gut ging zu unterstützen. Zu unterstützten in dem ihnen jemand half zu entdecken, was in ihnen steckt. Das begeisterte mich. Und in mir wuchs der Wunsch, genau das beruflich zu machen. Ich hatte nur keine Ahnung, wie der Beruf heißt, den ich da machen will.

  • Ich entschied mich für ein Lehramtsstudium. Aber -und das betonte ich immer wieder- ich wollte keine “normale Lehrerin” werden. Sondern eine besondere. Eine Sonderschul-Lehrerin. Eine, die für Kinder da ist, denen es nicht so gut ging. Und ich wollte diesen Kindern helfen zu entdecken, was in ihnen steckt. Wollte das sie erkennen, wie wunderbar sie sind. Und was für Stärken und Möglichkeiten sie haben.

  • Als Lehrerin merkte ich schnell, dass das im Schulleben nicht so einfach umzusetzen ist. Viel zu sehr müssen sich da alle an Regeln und Stundenpläne halten, an Lehrpläne und Strukturen anpassen. Zeit für das einzelne Kind, für seine Bedürfnisse, Fähigkeiten und Besonderheiten ist viel zu wenig. Und auch Zeit für meine Bedürfnisse, Fähigkeiten und Besonderheiten.

  • Ein wenig änderte sich das, als ich an einer Schule mit Förderschwerpunkt sozial-emotionale Entwicklung arbeitete. Hier war Schulalltag fast so, wie ich es mir erträumt hatte. Die meiste Zeit waren wir zu zweit für eine kleine Klasse zuständig. Und sehr viel meiner Zeit verbrachte ich mit einzelnen Kindern. Auf dem Flur, nach Schulschluss im Klassenzimmer, draußen auf dem Pausenhof. Weil das Kind wütend war, verzweifelt oder überfordert. Oder eine Mischung aus allem drei. Ich saß oft nur in der Nähe des Kindes und war da. Manchmal hielt ich das Kind mit seiner Erlaubnis. Ich hörte zu und stellte Fragen. Ich tauchte mit dem Kind tief hinab, um das Problem zu erkennen, dass unter all dem lag. Und suchte gemeinsam mit dem Kind nach neuen Wegen.

  • Kurz darauf wurde ich Mama. Und für mich war klar, dass ich diese Aufgabe wunderbar machen würde. Ich begleitete ja schon gefühlt mein ganzes Leben lang Menschen. Ich war Pädagogin. Lehrerin. Ich konnte wunderbar mit Kindern. Schon immer war mir klar, dass ich Kinder haben möchte, Mama werden möchte. Und ich freute mich auf meine neue Aufgabe als Mama.

Nach Geburt meines ersten Kindes.

  • Angekommen im Mama-Alltag sah alles plötzlich ganz anders aus. Ich fühlte mich mit meinem bedürfnisstarken Baby so oft überfordert. Es weinte, es stillte stundenlang, es schlief nicht, mochte keinen Schnuller und keinen Kinderwagen. Ich war so sehr gefordert wie noch nie in meinem Leben. Ich war so erschöpft, wie noch nie in meinem Leben. Ich war so verzweifelt, wie noch nie in meinem Leben.

  • In meiner zweiten Schwangerschaft ging dann nichts mehr. Mein Körper, meine Psyche, alles war erschöpft. Ich weinte so viel, wie noch nie in meinem Leben. Ich schrie mein Kind an – etwas das ich nie machen wollte. Ich fühlte mich wie die schlechteste Mutter der Welt.

  • Ich holte mir Hilfe und ging zu regelmäßigen Gesprächen in einer Beratungspraxis. Ich lernte hinter meine Erschöpfung zu schauen. Hinter meinen Drang alles perfekt machen zu wollen. Schaute zurück in meine Kindheit. Und tief hinein ins Heute.

  • Und während dieser Zeit passierte in mir etwas. Je öfters ich auf dieser Couch saß, desto öfters kam in meinen Kopf der Gedanke, dass ich genau das auch machen will. Menschen beraten. Menschen begleiten. Menschen unterstützen. In meinen Kopf schlich sich der Gedanke, wie wunderbar das wäre als Mutter von zuhause aus zu arbeiten. Ich träumte von einem kleinen schönen Raum, in dem ich mit den Frauen sitzen und reden könnte. Zeitlich flexibel. So wie es zu mir passt. Dieser Gedanke war aber sehr leise und schüchtern. Ich brauchte doch selbst Hilfe. Wem sollte ich denn da helfen? Und überhaupt. Ich hatte doch schon einen Beruf.

  • Mein Leben als Mutter forderte mich weiter heraus. Ich merkte immer wieder wie anders es war, ob das wütende Kind vor mir mein Schüler oder mein Kind war. Und es war ein ganz anderes Thema mich abzugrenzen, wenn ich als Lehrerin in der Schule war. Oder als Mutter im Wohnzimmer. Ich war sehr oft ratlos und verzweifelt. Obwohl ich doch eigentlich so viel wusste. Aber als Mutter musste ich ganz andere Dinge wissen. Und so las ich unzählige Bücher. Über bedürfnisorientiertes Aufwachsen, über Hochsensibilität, über Gefühlsstärke, über ADHS, über Hochbegabung und vieles mehr.

  • Und ich tauchte ein in die online-Welt. Entdeckte wunderbare Blogs, die ich verschlungen habe. Und besuchte meinen ersten Online-Kurs. “Endlich Ich” hieß der. Und genau das war meine Sehnsucht. Ich wollte endlich ich sein. Herausfinden, wer dieses Ich überhaupt war. Mich wiederfinden. Und so lauschte ich jeden Montag, wenn ein neues Video kam der Stimme von Olga. Und fand mich tatsächlich ein Stück wieder. Und auch der Gedanke fand mich wieder. Der Gedanke, dass ich genau das auch machen möchte.

  • Bei der gleichen Olga hatte ich dann noch ein Coaching. (Seit dem bin ich ein Coaching-Fan.) Und ich machte bei verschiedenen Online-Kursen mit. Bei der Familienwerkstatt von Katja Saalfrank. Bei der Kreativwerkstatt von Nora Imlau. Und ich buchte ein anderes Coaching bei der wunderbaren Hilke. All das half mir so sehr. Bei all dem lernte ich so viel. Und bei all dem flüsterte der Gedanke immer wieder und immer lauter. “So was will ich auch machen!” Gleichzeitig gab es aber eine andere Stimme. Eine die “Aber” sagte und “Warum denn du?” und “Träum weiter”.

  • Im Sommer 2021 wurde aus all den Stimmen ein lauter “Ja! Das mache ich!” Was alles dazu führte, kannst du in meinem Jahresrückblick lesen. Ich merkte plötzlich, wie viel ich in den letzten Jahren durch meine ehrenamtliche Tätigkeit, mein Studium, meine Zeit als Lehrerin, die Beratungsgespräche, die Bücher und Blogs, die Kurse und Coaching-Angebote gelernt hatte. Und durch meine Zeit als Mutter. Ich wusste viel. Ich konnte viel. Ich hatte viel zu geben. Das wurde mir plötzlich klar.

Beim Blog-Kurs von Judith Peters im Sommer 2021 wurde mir plötzlich klar, dass ich eine Expertin bin.

  • Und das, was ich noch nicht kann und weiß, das lerne ich seit letztem Sommer. Durch eine Coaching-Grundausbildung bei Daniel Paasch. Durch Coaching-Übungsgruppen. Durch eine Ausbildung zur Lebensberaterin beim ICL. Durch weitere Bücher. Durch weitere Kurse. Und mal sehen durch was noch alles.

  • Und jetzt bin ich also Mama-Coach. Und ich liebe diese Aufgabe so, so sehr. Ich finde es wunderbar andere Mamas zu begleiten sich selbst wieder näher zu kommen. Mamas zu begleiten ihre Themen zu entdecken und zu bearbeiten. Mamas zu begleiten friedvoller zu werden mit sich selbst und damit auch mit ihren Kindern. Ich liebe es mit ihnen in die Tiefe zu gehen. Schicht für Schicht abzutragen. Und dabei zu helfen den Kern zu entdecken. Hier kannst du dich über meine Angebote informieren.

Ich liebe was ich tue!

Das war mein Weg. Mein Weg vom viel-fühl-Kind zum Mama-Coach. Mein Weg ist noch lange nicht fertig. Auch meine Stationen nicht.

Seit Anfang des Jahres kam noch die Station der chronisch Kranken dazu. Im Moment kann ich meinen Beruf als Lehrerin aus gesundheitlichen Gründen nicht ausüben. Meine neue Aufgabe als Coachin ist mir möglich. Das macht mich unendlich dankbar. Denn noch weiß ich nicht, wie es gesundheitlich bei mir weitergeht. Noch weiß ich nicht, wann mein Körper wieder dazu in der Lage sein wird in einer Schule zu arbeiten. Im Moment erscheint es mir sehr, sehr weit weg.  Ob und wann ich als wieder Lehrerin sein kann weiß ich nicht. Aber ich vertraue darauf, dass es weiterhin einen guten Weg für mich geben wird.


Dieser Blogartikel ist entstanden im Rahmen der Blogchallenge BoomBoomBlog der wunderbaren Judith Peters alias Sympatexter. Sie gab uns das Thema “Wie ich wurde was ich bin”. Und die erste Aufgabe der Challenge bestand darin, was ich bin. Eine gute Frage, oder? (Sympatexter stellt immer gute Fragen!)

Also: Was bin ich? Ich bin Mama-Coach. Bei dieser Aufgabe bin ich Wegbegleiterin, Zuhörerin, in-die-Tiefe-Taucherin, Ermutigerin, Impulsgeberin, Blokadenlöserin und vieles mehr.

Enden möchte ich hier aber nicht mit meinen eigenen Worten, sondern mit einem wunderbaren Kommentar auf meinen Instagram-Post zu Beginn der BoomBoomBlog – Challenge, für den ich sehr dankbar bin.

“Was bist du? Eine wunderbare Zuhörerin, eine Entdeckerin für all die tollen Eigenschaften, Fähigkeiten und Ressourcen, die deine Frauen mitbringen. Eine Wegbegleiterin, die durch ihre Begleitung so manchen Weg erst tatsächlich beschreitbar macht. Ein gelebtes Beispiel, wie Bedürfnisorientierung mit eingeschränkten Ressourcen möglich ist. Ein Feuerwerk an Ideen – wie ein echtes Feuerwerk mit hellen, lebensfrohen Impulsen, aber ungleich zu einem echten Feuerwerk immer mit einem Fokus auf nachhaltigen, tatsächlich lebbaren Lösungen. Eine liebevolle, wertschätzende Stimme im Kopf von erschöpften Mütter, die sich selbst die Stimme noch nicht sein können. Kurz eine ganz wunderbare Frau, bei der ich unheimlich froh bin sie zu kennen.” 

Wenn ich diese Worte lese, beginne ich zu strahlen. Ja. All das will ich sein in meiner Aufgabe als Mama-Coach. Und es macht mich unendlich froh, wenn ich das tatsächlich sein darf.

Herzliche Grüße, Judith 💛✨