Am 12.August waren wir als Familie in der Zeltstadt auf der Nordalb. Wie schon seit Jahren zu Beginn der Sommerferien.
In diesem Jahr war die Zeit für mich sehr besonders. Die Erinnerung an die letzten zwei Jahre, in denen ich schwer krank, mit Rollstuhl und sehr wenig Kraft mit dabei war, war immer wieder präsent. Nicht nur für mich, auch für den Rest meiner Familie und für viele andere, die ich schon seit Jahren „da oben“ treffe. „Hier haben wir immer deinen Rollstuhl abgestellt, wenn ich dich zum Klo gefahren habe. Und jetzt gehen wir einfach so zusammen.“ Diese Aussage meiner Tochter ist ein Beispiel für die vielen kleinen Erinnerungsmomente.
Aber nicht nur die Jahre in denen ich schwer krank war, waren immer wieder präsent, sondern auch das Wunder, dass ich im letzten Jahr am letzten Abend der Zeltstadt erleben durfte. Das Wunder, dass bewirkt hat, dass ich seit einem Jahr keinen Rollstuhl mehr brauche. Und auch viele anderen Hilfsmittel, wie einen Duschhocker, aus meinem Alltag entfernt habe.
Immer wieder haben mich Menschen, die das letztes Jahr miterleben durften angesprochen, um zu fragen, wie es mir geht und um sich mit mir zu freuen. Und so viele haben mir erzählt, wie oft sie im vergangenen Jahr an mich gedacht, von mir erzählt und für mich gebetet haben. Das hat mich sehr berührt.
Jetzt aber zu meinem 12.August. Da ich jetzt schon zu spät dran bin und einen ungewöhnlich langen Einleitungstext geschrieben habe, breche ich einfach auch noch mit der 12von12-Regel und zeige euch etwas mehr als 12 Fotos und erzähle ganz viel. Einfach weil ich euch so gerne ein wenig mit hineinnehmen will in die Zeltstadt-Zeit, die ich so sehr liebe!
I.
Der Tag beginnt früh und bei strahlendem Sonnenschein. Das Wetter ist so ein großes Geschenk in diesen Tagen. Bis direkt vor der Zeltstadt war es nass und kalt. In unserem Wohnwagen stapeln sich viele warme Pullis, die beim Packen frierend eingepackt wurden und jetzt kaum benötigt werden.
Ich mache mich zusammen mit einigen anderen auf den Weg zur Mitarbeiter-Morgenandacht. Jeden Morgen treffen wir uns da in einem anderen Zelt um gemeinsam Gott zu loben und einen kleinen Impuls zu hören. Es ist so schön, zu Fuß dahin gehen zu können und so kostbar in den Tag starten zu dürfen.
Heute findet es im Zelt der Teens statt und die Mitarbeiter dort begrüßen uns mit einem heißen Kaffee und gebackenen Waffeln! Was für ein Geschenk am Morgen.
Ich stehe ganz hinten mit meinen Kaffee und meinem Waffelherz und höre den klugen Gedanken von heute zu. (Hinten und stehend, weil ich etwas später kam als die meisten anderen, dafür direkt an der Kaffee-Quelle. Und – ich kann wieder stehen, ohne Mühe, noch ein Grund um dankbar zu sein.)
Einen Satz nehme ich in Gedanken mit und schreibe ihn nachher in mein Buch.
„Zweifel haben das Potential unseren Glauben zu reinigen.“
So eine gute Aussage, die ich selbst so erleben durfte.
Danach stehen verschiedene Teams draußen in der Sonne, um miteinander für den Tag und die Aufgaben des Tages zu beten. Ich genieße diese kleine Runde mit den drei Frauen, mit denen ich in diesen Tagen zusammenarbeiten darf sehr.
Zurück beim Wohnwagen ist der Frühstückstisch schon gedeckt. Wie an jedem Zeltstadt-Morgen mit frischen Brötchen, die unsere Kinder als Brötchendienst in unserem Dorf verteilt haben. Eine Aufgabe, die sie schon seit Jahren freudig übernehmen.
Nach dem Frühstück gehen die Kinder zum Kinder- (bzw. Teen-) Programm. Und wir Erwachsenen ins große Zelt zu Lobpreis und Bibelarbeit.
Wir beschäftigen uns in diesem Jahr mit dem Kolosserbrief. Und heute auch mit der Geschichte der Jünger im Sturm, ihrer Angst, dem schlafenden Jesus und der Stillung des Sturms.
Aus der Bibelarbeit nehme ich heute eine Frage mit, die ich mir immer wieder stellen möchte: Wovon bin ich beeindruckt? Wovon lasse ich mich beeindrucken? Vom Sturm? Oder von der Realität Gottes? Von dem, wer Jesus ist und was er tut?
Nach einer kurzen Pause ist Seminar-Zeit. Ich darf mit drei anderen Frauen das Seminar „Kaffee mit Gott“ leiten. Unser Thema in diesem Jahr ist „Loslassen und Empfangen“ und jeden Tag bekommen die Teilnehmerinnen nach Liedern und einem Impuls Zeit, einen Kaffee mit Gott zu trinken, um über das Gehörte nachzudenken und zu beten.
An diesem Tag haben wir das Thema Schuld und Scham. Und wir laden die Frauen ein, sich bewusst zu machen, was da in ihnen ist und danach all das loszulassen in Gottes liebende Hände.
Nach ihrer Kaffee-Zeit-mit-Gott, treffen wir uns nochmal und nehmen uns Zeit, für ein paar Rituale, die wir für diese Tage eingeführt haben. Eine Gebetsübung zum Loslassen und Empfangen, ein Lied, eine Perle zum Auffädeln und ein Gedanke zum Abschied. Mein Abschiedsgedanke heute ist, dass wir frei und tanzend vor Gottes Gnadenthron kommen dürfen, was wir dann auch noch gemeinsam tun.
Und in dem Moment, in dem ich hüpfend und tanzen das Lied „Alles tanzt“ mitsinge, ist in mir so viel Freude und Dankbarkeit, dass das hüpfen und tanzen wieder möglich ist.
Immer wieder merken wir, dass während unserer Zeit Segen vom Himmel fließt, den wir wie das Sterntaler-Mädchen auffangen dürfen. So kostbar.
(Und meine Karten haben auch ein Eckchen im Raum gefunden und ich freue mich über jede, die von einer der Frauen gekauft wurde.)
Zum Mittagessen treffen wir uns alle wieder und nehmen uns heute Pizza vom Pizza-Wagen mit zu unserem Wohnwagen. Nach dem vollen Vormittags-Programm bin ich dankbar, dass andere das Kochen übernehmen.
Jeder erzählt ein wenig von seinem Vormittag. Und danach verschwinden die Kinder zum Spielen, oder Lesen im Zelt, oder zum Mitarbeiten beim Getränkeverkauf. Und ganz oft weiß ich auch nicht so genau, wohin sie verschwinden.
Ich selbst verschwinde in unseren Wohnwagen, mache mir Kopfhörer mit ruhiger Musik auf die Ohren und schließe die Augen.
Nach so vielen Menschen, Eindrücken, Gedanken und Themen brauche ich Rückzug und Ruhe, damit es sich ein wenig sortieren kann.
Am Nachmittag ist kein Programm. Und trotzdem ist die Zeit meistens gut gefüllt.
Heute mit:
…gemeinsamen Spülen…
…Gesprächen beim Kaffee…
…ein Besuch in der Bücheroase mit meinen Kindern…
…und ein Abstecher auf der Plaza.
Eigentlich will ich mich da mit einer Frau treffen, die dann aber doch nicht da ist. Dafür sehe ich eine andere, die mir direkt ein Waffelherz schenkt.
Kurz danach kommt mein Mann dazu, der sich dann direkt auch noch eine Waffel bestellt. Und wir genießen einen Moment zusammen in der Sonne.
Am späten Nachmittag treffe ich mich dann noch mit dem „Kaffee mit Gott“ – Team, um den nächsten Seminar-Tag durchzusprechen und zu beten.
Ein gefüllter Nachmittag an einem gefüllten Tag.
Und während ich all die Fotos nochmal sehe und all das schreibe, staune ich immer wieder von Neuem, wie viel an einem Tag möglich ist und dass ich einfach selbstständig überall da hin gehen kann, wo ich das will. In den letzten Jahren verbrachte ich die Nachmittage im Bett im Wohnwagen, oder auf einer Liege vor dem Wohnwagen, da nach dem Vormittag keine Kraft mehr übrig war.
Nach dem Abendessen haben die Kinder nochmal Programm und auch wir Erwachsenen gehen nochmal ins Großzelt mit Lobpreis und einem Vortrag.
Ich genieße den intensiven und tiefen Lobpreis am Abend. Und der Liedtext, den man auf dem Foto sieht, drückt so gut aus, was ich in diesen Tagen leben und erleben darf:
„Wie ein tiefer See will ich sein, Wasser fließt heraus und herein. Tiefe Ströme segnen mit Leben, immer neu empfangen und geben.“ (Bastian Benoa)
Und von dem Vortrag danach nehme ich die Erinnerung mit, wie wichtig es für mich ist, mit meinem Gott verbunden zu sein. Und was für einen Unterschied das gerade in Herausforderungen macht.
Nach Programm-Ende sitzen mein Mann, unser Ältester und ich noch ein wenig bei Kerzen- und Mondschein zusammen. Die Jüngeren liegen schon ruhig schlafend in ihrem Zelt.
Und mir bleibt am Ende des Tages nur Dankbarkeit. Für die Fülle und die Tiefe und die Freude des Tages. Für den Sonnenschein und den Sternenhimmel. Für die Menschen, Begegnungen und Gespräche. Für meine Beine, die mich wieder tragen und mein Körper, der genügend Kraft Energie hat. Und für unseren Gott, der all das ermöglicht.
Herzliche Grüße, Judith
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