“Liebe Judith, wie feiert ihr im Alltag Advent? Habt ihr tägliche Rituale? Ich möchte mich dieses Jahr mehr auf das Ankommen besinnen.”

Diese Frage erreichte mich auf Instagram. Und ich habe mich sehr über sie gefreut und nutze sie jetzt als Inspiration für diesen Blogartikel.

Denn das ist genau das, was mir seid 10 Jahren wichtig ist.

Damals war ich das erste Mal im Advent Mama. Und ich wollte für mich und meine Kinder Rituale für die Advents- und Weihnachtszeit schaffen, die uns helfen anzukommen.

Anzukommen im Advent. Anzukommen bei uns. Anzukommen in der Weihnachtsgeschichte. Anzukommen bei Gott.

Mir ist es dabei wichtig, dass nicht Konsum, Geschenke und lange Wunschzettel im Vordergrund stehen.

Sondern das, was an Weihnachten passiert ist. Das, warum wir Weihnachten feiern: Die Geburt Jesu.

Gott kam zu uns auf die Erde. Und warum? Weil er uns liebt, weil er uns nah sein will, weil er uns begegnen will.

Darauf will ich mich im Advent besinnen. Das will ich für meine Kinder erlebbar machen. Und mir ist wichtig, dass wir gemeinsam diese Liebe nach außen tragen und für andere sichtbar machen.

In diesem Blogartikel stelle ich dir unsere Rituale vor. Vielleicht dürfen sie ja eine kleine Inspiration für dich sein.

 

Gemeinsames Schmücken und Stöbern in Kisten, Erinnerung und Büchern

Die Adventszeit beginnt bei uns am Freitag vor dem ersten Advent. Da werden die Adventskisten aus dem Keller geholt.

Diese sind vollgepackt mit Büchern, Weihnachts-CD’s, Fensterbilder, Sterne, Figuren, Kerzenständer und Erinnerungen.

Ich liebe es diese Kisten auszupacken. Und wenn ein Kind (oder mehrere) dabei sein mag, freut mich das sehr.

Beim gemeinsamen Auspacken und Dekorieren entstehen oft wunderbare Gespräche. Darüber wer das Fensterbild gebastelt hat. Von wem wir den Kerzenständer bekommen haben. Welche Schätze noch aus meiner Kindheit stammen. Und was die verschiedenen Symbole der Advents- und Weihnachtszeit eigentlich für Bedeutungen haben.

Und so reden wir über vergangene Advents- und Weihnachtszeiten, über gemeinsames Basteln und Geschenke, über Erinnerungen und Wünsche. Und nebenbei schmücken wir unser Wohn- und Esszimmer.

Zwischendurch oder danach bleibt meist noch Zeit ein paar der Bücher anzuschauen oder eine CD zu hören.

 

Adventskranz legen und Sonntags-Rituale

Am Samstagabend vor dem ersten Advent legen wir als Familie gemeinsam unseren Adventskranz.

Jahrelang habe ich mich abgemüht einen Adventskranz selbst zu binden oder zu stecken, so wie ich das von zuhause gewohnt war.

Irgendwann habe ich festgestellt (und mir eingestanden!), dass mir das zu viel wahr. Und ich habe für uns ein Ritual übernommen, dass ich in der Krabbelgruppe mit meinem Ältesten kennengelernt habe.

Wir legen gemeinsam einen Adventskranz. Wenn du es nachmachen willst brauchst du

  • ein rundes Tablett oder ein großer Teller
  • eventuell ein Tuch
  • kleingeschnitten Tannenzweige
  • Sterne zum schmücken
  • 4 Kerzen + Untersetzer oder Gläser

Das Tablett kommt in die Mitte. Das Tuch wenn man möchte darauf. Die Zweige und die Sterne jeweils in eine Schale. Die Familie setzt sich im Kreis um das Tablett. Um den Adventskranz zu legen kann ein kleines Lied gesungen werden (auf die Melodie von “Alle Leut, alle Leut, gehn jetzt nach Haus”).

“Alle Leut, alle Leut feiern Advent. Legen jetzt Zweige ran, freuen sich sehr daran. Alle Leut, alle Leut feiern Advent.”

Währenddessen wird die Schale mit Zweigen weitergereicht und jeder legt einen Zweig nach dem anderen an den Rand des Tabletts, bis ein Kreis entsteht.

Danach können noch weitere Strophen mit Sterne und Kerzen gesungen werden.

Am Sonntag zünden wir dann gemeinsam die erste Kerze an. Mit dem Spruch “Wir zünden eine Kerze an, damit es jeder sehen kann: In unserem Hause ist Advent. Seht die erste Kerze brennt.” An den weiteren Sonntagen sagen wir den Spruch dann immer mit der jeweiligen Kerzenanzahl.

Unser Adventskranz steht immer auf dem Esstisch und wird zu jeder Mahlzeit angezündet. Meisten besprechen die Kinder ein System, wer wann die Kerze anzünden darf.

 

Adventsweg

Bei uns zieht die Krippe nicht erst an Heilig Abend ins Wohnzimmer ein, sondern schon am ersten Advent. Zumindest zum Teil.

In manchen Jahren stehen Maria und Josef als erstes da. In anderen Jahren ein Schaf. Im letzten Jahr war der Engel als erste Figur da. In diesem Jahr wird der Esel als erste Figur da sein.

Im Laufe der Adventswochen machen sich die Figuren auf den Weg zum Stall. Und wir in Gedanken mit ihnen. Jeden Tag verändert sich etwas. Es kommt etwas dazu und / oder die Figuren kommen an einen anderen Platz.

Schön ist zB. auch Schätze aus der Natur nach und nach dazu zu legen. Oder gebastelte Schätze der Kinder.

In manchen Jahren steht jeden Morgen eine Geschenktüte beim Adventwegs, in der eine neue Figur oder ein anderes Element für unseren Weg ist. Manchmal ist zusätzlich auch noch eine kleine Überraschung enthalten.

In manchen Jahren klebe ich vorher eine Zahlenreihe von 1-24 auf, an der die Figuren bis Weihnachten zur Krippe gehen.

In vielen Jahren, ist dieser Adventsweg dadurch gleichzeitig unser Advebtskalender.

 

Adventskalender zum (vor-)lesen

Einen weiteren Adventskalender, den es bei uns in jedem Advent gibt, ist einer zum Lesen.

Mittlerweile gibt es so viele verschiedene wunderschöne Bücher mit 24 Kapiteln, die uns und unsere Kinder durch die Adventszeit begleiten. Bei manchen gibt es auch noch über die Weihnachtsfeiertage oder sogar bin ins neue Jahr hinein etwas zu lesen.

Wir hatten schon Geschichten mit dazugehörigem Fensterbild. Geschichten, in denen es verschiedene Ideen gab, die wir als Familie umsetzen konnten, Kalender, in denen es um Wissen, Bräuche, Rezepte und Lieder ging. Und immer wieder kann auch ein Buch oder ein Fensterbild oder ein Kalender der früheren Jahren noch einmal gemacht und gelesen werden.

Und in vielen Jahren wird unser Adventsweg mit der Geschichte kombiniert. Die Figuren kommen in der Reihenfolge der Geschichte zu unserem Adventsweg dazu und wir versuchen gemeinsam die Geschichte nachzustellen.

Zusätzlich zum gemeinsam gelesenen Adventsbuch gibt es mittlerweile eine große Kiste mit Advents- und Weihnachtsbücher, die dann im Wohnzimmer steht.

 

Gemeinsames Singen und Musizieren

Als alle Kinder noch jünger waren an jedem Abend, jetzt nur noch dann, wenn keine Termine der Kinder zu spät am Abend sind, treffen wir uns als Familie im Wohnzimmer zum gemeinsamen Advents- und Weihnachtlieder singen. Ich freue mich, dass sie jedes Jahr aufs Neue im Kindergarten und der Schule Lieder lernen und singen, die ich auch kenne.

Und wir singen die Lieder gerne auch zuhause zusammen. Mit Gitarre und Rassel, manchmal auch Cajon und in diesem Jahr vielleicht das erste Mal mit Flöte.

Oft verbinden wir das Singen mit der Adventskalendergeschichte, ein paar Weihnachts-Plätzchen und einer Kerze.

 

Nikolaus- traditionen

Die Schuhe für den Nikolaus werden bei uns immer draußen vor die Tür gestellt. Am Abend vor dem 6. Dezember.

Wenn alle Kinder im Bett sind (oder zumindest in ihren Zimmern) werden sie gefüllt. Mit Süßem, etwas Kleinem zum Spielen oder Basteln, einem leckeren Getränk und ähnlichem.

Bei uns stehen übrigens immer auch die Schuhe von Mama und Papa draußen. Ich mag auch was vom Nikolaus bekommen.

Morgens werden die Schuhe bestaunt, hereingeholt und ausgeleert.

Seit unser Ältester in den Kindergarten kam, bekamen die Kinder dort Besuch von Bischof Nikolaus. Der Opa meiner Kinder (mein Papa) liebt diese Aufgabe und kommt mit rotem Bischofsmantel, Mitra und Bischofsstab zu den Kindern erzählt ihnen vom echten Bischof Nikolaus und verteilt Geschenke.

Nachdem unser Ältester in die Schule kam, wurde diese Tradition auch dort begonnen.

Schon die ganz Kleinen sind begeistert von diesem Bischof Nikolaus (dem “echten Nikolaus”, wie manche Kinder sagen), der so anders aussieht und wirkt, wie die anderen Nikoläuse, die sie auf Weihnachtsmärkten und -feiern sehen.

Eine Tradition, die ich von meiner Kindheit mit in meine Familie gebracht habe, ist das Backen von Hefe-Nikoläuser.

Jedes Familienmitglied bekommt eine Portion Hefeteig und daraus werden kunstvolle Nikoläuse geformt. Und da unsere Kinder den Nikolaus als Bischof Nikolaus kennengelernt haben, sehen unsere Hefe-Nikoläuse auch genauso aus.

 

Geschenke basteln und anderen eine Freude machen

Von Anfang an war es mir wichtig, den Kindern den Sinn hinter dem Schenken zu vermitteln: Wir wollen uns gegenseitig und anderen eine Freude machen.

Deshalb nehmen wir uns im Advent immer Zeit gemeinsam eine Kleinigkeit zu basteln oder herzustellen, für Erzieherinnen, Lehrer und Lehrerinnen, Paten und Patinen der Kinder, für Menschen in der Nachbarschaft und Großeltern.

In manchen Jahren gibt es nur eine Fotokarte mit lieben Grüßen, in anderen selbstgemachte Marmelade oder Knuspermüsli, in wieder anderen gebastelte Sterne, beklebte Kerzengläser oder Teelichter mit Botschaft.

Ich überlege mit den Kindern zusammen, wem wir in diesem Jahr eine Freude machen wollen, bei wem wir uns bedanken wollen und wem wir dadurch zeigen wollen, dass wir an sie denken.

 

unser Weihnachtsbaum

Den Baum kaufen wir immer ein paar Tage vor Heilig Abend an einem Stand in unserem Dorf.

Ins Wohnzimmer darf er am Abend des 23. Dezember, dass sich die Zweige bis zum nächsten Tag schön ausbreiten können. Ich liebe es, wenn ich am nächsten Morgen in unser Wohnzimmer komme und der ganze Raum von Tannenduft erfüllt ist.

Der Weihnachtsbaum gehört für mich zu Weihnachten und nicht schon in den Advent wie in manchen anderen Familien.

Nach dem Frühstück hole ich die Kiste mit dem Baumschmuck aus dem Keller. Und alle die Lust haben, helfen mit den Baum zu schmücken.

Unser Baum ist immer kunterbunt. Mit gebasteltem Schmuck der Kinder aus den letzten Jahren. Mir geschenkten Anhängern. Und ein paar wenige von mir gekaufte.

Mitten zwischen den vielen bunten Schätzen leuchten dann die vielen kleinen Lichter der Lichterkette. Und bringen so manches was da hängt zum Funkeln.

Und echte Kerzen sind auch immer am Baum. Die werden vor der Bescherung angezündet.

Unter dem Baum bauen wir unsere Krippe auf. Maria, Josef und der Esel, die endlich im Stall angekommen sind. Und der Ochs, der dort schon gewartet hat. Alle anderen Figuren kommen erst später.

Unser Baum steht meist bis zum Ende der Weihnachtsferien im Wohnzimmer. Also mindestens bis zum 6. Januar.

 

Geburtstags- kuchen für Jesus

Von dieser Idee habe ich in einem Buch gelesen, als mein erstes Kind noch sehr klein war. Und direkt beschlossen, es in unsere Weihnachtstraditionen einzubauen.

Nachdem wir den Baum geschmückt haben, gehe ich mit den Kindern die wollen in die Küche und wir backen gemeinsam einen Kuchen. Der wird mit Schokolade verziert und Sternen. Und meist wird noch irgendwo mit irgendwas “Jesus” auf den Kuchen geschrieben.

 Später wird der Tisch gedeckt und alles schön gemacht für den Jesus-Geburtstagstisch.

 

Weihnachts- gottesdienst und Krippenspiel

 

Bevor der Kuchen gegessen wird, gehen wir gemeinsam in die Kirche zum Weihnachtsgottesdienst. Seid Jahren schon machen mindestens eins unsere Kinder mit beim Krippenspiel. (Außer in den LockDown-Monaten, in denen wunderbare Mitarbeiter andere kreative Ideen umgesetzt haben.) In diesem Jahr werden zum ersten Mal all unsere drei Kinder gemeinsam mitwirken und mit vielen anderen Kinder aus dem Dorf eine Mini-Weihnachtsmusical aufführen.

Ich liebe es, dass wir dort immer auf all die anderen Familien aus dem Dorf treffen.

Und ich liebe es zu sehen, wie stolz und glücklich die Kinder über das sind, was sie uns anderen vorführen dürfen.

Und danach geht es durch die Kälte zurück nach Hause.

Geburtstagskaffee

Zurück zuhause wartet der gedeckte Tisch mit Geburtstagskuchen und anderen süßen Leckereien.

Wir singen gemeinsam “Happy Birthday lieber Jesus” schneiden den Kuchen an und genießen ihn.

Geschenke sind zu diesem Zeitpunkt noch keine unter dem Baum. Bevor wir uns beschenken überlegen wir beim gemeinsamen Essen, womit Jesus uns beschenkt und womit wir ihn beschenken können.

 

Bescherung mit Weihnachtsgeschichte

Und danach ist es dann soweit. Der Moment auf den die Kinder natürlich sehnsüchtig warten. Die Bescherung.

Bei uns bringt weder das Christkind noch der Weihnachtsmann die Geschenke. Sondern wir 5 beschenken uns gegenseitig, weil wir uns eine Freude machen wollen.

Deshalb verschwinden nach dem Kaffee alle in ihre Zimmer und holen die Päckchen, selbstgemalten Bilder und anderen Überraschungen, die bis zu diesem Zeitpunkt irgendwo versteckt waren.

Die Bescherung beginnt damit, dass mein Mann die Kerzen am Baum anzündet. Und wir singen gemeinsam ein kleines Lied, dass ich kennengelernt habe, als mein erstes Kind ganz klein war:

“Lichter-, Lichterbäume, erhellen dunkle Räume. Lichter-, Lichterschein, will Jesus für uns sein.”

Danach singen wir meistens noch ein oder zwei Lieder. Und ich lese die Weihnachtsgeschichte vor. Während ich lese, bringen die Kinder nach und nach die restlichen Figuren zu unsrer Krippe. Und ganz zum Schluss das Jesuskind.

Danach nehmen wir uns Zeit ganz in Ruhe ein Geschenk nach dem anderen auszupacken, zu bestaunen, uns zu freuen und zu bedanken.

 

Abendessen

“Mama, gibt es an Weihnachten wieder das, wo wir alle selbst kochen?” fragte mich eins der Kinder neulich.

Auf der Suche nach unserem traditionellen Heilig Abend Essen, waren mein Mann und ich uns zu Beginn unserer Zeit als Familie nicht einig.

Bei ihm zuhause gab es immer das schwäbisch-traditionelle Heilig Abend Essen “Kartoffelsalat mit Würstchen”.

Bei mir zuhause ein schickes Dreigänge-Menü mit Fisch.

Unterschiedlicher konnte es nicht sein. Und wir konnten uns auf keins von beidem einigen. Also entschieden wir uns für etwas ganz anderes.

Fondue. Aber auf unsere ganz eigene und besondere Art und Weise. Fondue mit Würstchen und kleinen Maultaschen, mit Gemüse und Gnocchi, mit Fleisch und Tortellini. Für jeden ist etwas dabei und es wird von allen geliebt.

6. Januar

Kurz vor dem Ende der Weihnachtsferien gibt es nochmal einen besonderen Tag. Den Dreikönigstag. Bei uns in Baden Württemberg ein Feiertag.

Wir erinnern uns an diesem Tag an die drei Männer aus fernen Ländern, die von weit her kamen, um dem Jesuskind Geschenke zu bringen.

An Heilig Abend werden diese Figuren bei uns zwar schon ausgepackt, aber noch weit weg von der restlichen Krippe aufgestellt. Sie haben sich zwar schon auf den Weg gemacht, brauchen aber noch Zeit.

Am 6. Januar kommen dann auch die zur Krippe dazu.

Eine Tradition bei uns im Dorf, die ich an diesem Tag sehr liebe gab es schon als ich ein Kind war. (Tatsächlich hat meine große Schwester sie damals eingeführt.)

Kinder gehen als Sternsinger -also als diese Männer- verkleidet durch den Ort, singen den Menschen an den Türen Liedern, bringen den Segen und sammeln Spenden für arme Kinder.

Jedes Jahr gibt es ein wunderbares Projekt, an dem sich viele viele Sternsinger beteiligen, für das dieses Geld gesammelt wird.

Unsere Kinder verkleiden sich also als König oder Engel, oder tragen den Stern von Haus zu Haus. Sie sind stundenlang unterwegs, egal bei welchem Wetter und bringen den Menschen im Dorf Freude und fragen nach Spenden.

Und kommen danach frierend, mit müden Beinen und gleichzeitig glücklich und mit einem großen Sack voll Süßem wieder nach Hause.

Das war mein kleiner Einblick in unsere Advents- und Weihnachtszeit. Erzähl mal, wie macht ihr das? Gibt es bei dir Ähnliche Traditionen? Oder ganz andere? Ich freue mich davon zu lesen.

Herzliche Grüße, Judith

PS: Bist du noch auf der Suche nach einem kleinen, besonderen Weihnachtsgeschenk? Dann schau gern mal in meinem Onlineshop vorbei, vielleicht findest du da etwas. Hier geht es lang.

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