Der Tag beginnt wie zur Zeit jeden Morgen mit großer Müdigkeit und Schmerzen. Ich stehe trotzdem auf. Der Tag beginnt. Die Kinder müssen bald in Schule und Kindergarten.
Ich gehe achtsam mit meinem Körper um an diesem Morgen. Noch immer habe ich mich nicht komplett von meinem Crash vor 4 Wochen erholt. Nach der großen, großen Erschöpfung und Schwäche folgen jedesmal heutige Schmerzen.
Ich versuche mir mit langsamen Dehnen und einer warmen Dusche zu helfen.
Heute sind alle Kinder gesund und bereit in die Schule zu gehen. (Zumindest dachte ich das in diesem Moment noch…)
Nachdem alle aus dem Haus sind nehme ich mir Zeit für einen Kaffee ganz in Ruhe. Und meiner “guten Morgen Story” für Instagram und Facebook.
Ich gehe gedanklich durch meinen Tag. Heute vormittag steht viel in meinem Kalender. Meine Energie für den Tag ist gering. Und trotzdem bin ich zuversichtlich, dass ich es gut schaffe, da mir das Meiste gut tun wird.
Auf dem Plan steht:
-
- Live in meiner Facebook-Gruppe zum achtsamen Advent.
- Osteopathie-Termin
- Elterngespräch am Gymnasium
Aber vorher nehme ich mir bewusst Zeit und Ruhe für mich. Ich atme. Ich bete. Ich fühle.
Gerade als ich meinen Laptop starte um live zu gehen klingelt das Telefon. Die Schule eines Kindes ist dran. Das Kind hat Halsschmerzen und möchte abgeholt werden.
Habe ich erwähnt, dass heute alle Kinder gesund sind und aus dem Haus können? Tja. Wohl doch nicht.
Ich erinnere mich an Zeiten, in denen meine Kinder so gut wie nie krank waren. Das hat sich so sehr verändert.
Ich seufze. Und atme. Und schreibe in meine Facebook-Gruppe, dass mein Live sich verspätet.
Kurz vor der Schule rufe ich an und bitte die Sekretärin mein Kind nach draußen auf den Parkplatz zu schicken. Wir sprechen noch kurz und ich freue mich über ihre fröhliche und herzliche Art.
Beim Verabschieden sagt sie in liebevollem Ton: “Danke, dass sie kommen und ihn abholen.”
Ihre Worte tun mir gut. Gleichzeitig machen sie mich nachdenklich.
Was ist das für eine seltsame Welt in der wir leben, in der sich die Sekretärin einer Schule bei einer Mutter bedankt, die ihr krankes Kind abholt. Sollte das nicht eigentlich selbstverständlich sein?
Ja ich weiß. Je nachdem ist es nur schwer möglich. Weil der eigene Arbeitsplatz weit weg ist. Weil Vorgesetzte oder Kollegen kein Verständnis dafür haben. Weil man eigentlich nicht fehlen darf.
Aber genau das zeigt für mich so sehr, in was für einer Gesellschaft wir leben. Seit ich erkrankt bin, wird mir immer bewusster wie viel Wert auf Leistung gelegt wird. Und dass Leistung oft mehr zählt als unsere Kinder.
Zurück zuhause versorge ich mein Kind auf dem Sofa mit Tee mit Honig und gehe mit einer halben Stunde Verspätung live.
Im Moment gehe ich jeden Montag live in meiner Facebook-Gruppe für meine Aktion “Achtsamer Advent”. Es gibt immer einen kleinen Impuls, Möglichkeit zum Austausch und eine Meditation oder Körperübung. Damit möchte ich die Frauen meiner Gruppe unterstützen achtsam durch den oft stressigen Advent zu gehen. Und während dieser Zeit immer wieder Innehalten und sich auf die Verbindung zu sich selbst und die Verbindung zu Gott zu vertiefen. Und auch mir selbst tut der achtsame Advent sehr gut.
Heute habe ich Gedanken zum “Empfangen”. Als ich die Frauen frage, was sie gerne empfangen möchten stehen im Chat Worte wie Empathie, Ruhe, Kraft, Wärme, Gelassenheit, Frieden. Ich zeige ihnen eine Körperübung mit einem Gebet, das uns helfen kann uns für das zu öffnen, was wir brauchen und es auch zu empfangen.
Hast du Lust nächsten Montag auch dabei zu sein? Oder möchtest du eins der vergangenen Lives nachschauen? Dann lade ich dich ganz herzlich in meine Facebook-Gruppe ein. Eine Gruppe für alle Mamas, die sich nach mehr Freude, Fülle und Leichtigkeit in ihrem Alltag sehnen.
Danach mache ich mich auf den Weg zu meinem nächsten Termin. Ich bin dankbar, dass das trotz krankem Kind möglich ist. Mein Mann arbeitet heute im Homeoffice und dadurch ist unser Kind nicht allein.
Ich bin dankbar für den wunderbaren Osteopath zu dem ich gehen darf. Er löst einige der heftigen Verspannungen und Blockaden, die sich in letzter Zeit in mir angestaut haben. Und ich fühle mich danach um einiges leichter.
Außerdem lerne ich jedesmal ein wenig mehr darüber, wie unser Körper funktionier. Heute höre ich vom Nervus Accessorius, ein Hirnnerv, der dafür verantwortlich ist, dass mein Trapezmuskel ständig unter Spannung steht.
Danach geht es weiter zum Elterngespräch.
Während dem Gespräch bin ich sehr dankbar, für die wunderbare Lehrerin die unser Kind hat. Sie hat einen so wertschätzenden Blick auf die SchülerInnen und man merkt ihr an, wie wichtig ihr es ist, jede/n darin zu unterstützen, sein Bestes zeigen zu können.
Zuhause angekommen steht das Mittagessen schon auf dem Tisch. Heute haben wir Unterstützung durch die Familienpflege. Diese Unterstützung zu haben erlebe ich immer wieder als so großes Geschenk.
Danach ist Mittagspausen Zeit. Und spätestens seid ich chronisch krank bin, bin ich so dankbar dafür, dass es die bei uns gibt. Mein Körper braucht dringend Ruhe. Ich fühle mich schwach und müde. Und die Schmerzen werden wieder stärker.
Nach der Mittagspause macht sich meine Tochter auf den Weg zu einer Freundin. Die Jungs bleiben zu Hause und klagen beide über Halsschmerzen. Also bekommen sie beide eine Tasse warmen Tee mit Honig.
Kurz darauf ist der Jüngste wieder fit und hat Lust zum Backen. Dank dem wunderbaren Mann von der Familienpflege ist das heute Nachmittag auch möglich. Meine Kraft hätte dazu nicht mehr gereicht.
Nach dem Backen hat er Feierabend. Und ich mache es mir mit meinem Jungs auf dem Sofa gemütlich.
Meine Energie für den Tag ist verbraucht. Es ist aber noch etwas Tag übrig.
Also versuche ich wieder ein wenig Energie aufzufüllen. Lege mich vor den Kamin. Schaue ins Feuer. Spüre die Wärme. Atme.
Viel Energie bekomme ich nicht zurück. Ich weiß, ich muss jetzt sehr bewusst mit meinen Kräften haushalten. Und gut für mich sorgen.
Nach dem Abendessen geht mein Mann noch mit unserem Ältesten spazieren. Die anderen zwei kuscheln sich mit mir ins Bett und dürfen noch etwas kurzes gucken.
Danach wird noch ein wenig geredet, gekuschelt und dann geschlafen. Ich bleibe noch ein wenig zwischen ihnen liegen. Genieße das langsame gleichmäßige Atmen meiner Kinder.
Und – noch ein FunFact – ungefähr die erste Hälfte dieses Artikels schreibe ich auf meinem Handy, während ich bei meinen Kindern im Bett liege.
Den Rest tippe ich am Laptop. Auf meiner Matratze an der Heizung. Wärme ist im Moment so notwendig für meinen Körper. Wenn ich ihn veröffentlicht habe, teile ich ihn noch drüben bei Caro von “Draußen nur Kännchen“.
Und dann sorge ich noch ein wenig für mich. Mit Dehnung. Mit Atmung. Mit Ruhe.
Danke, dass du mich durch meinen Tag begleitet hast. Und wenn du magst: Bis nächsten Monat.
Herzliche Grüße, Judith
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Liebe Judith,
danke, dass ich ein Stück mit dir durch den Tag gehen durfte!
Ich musste heute mehrmals an dich denken. Warum? Weil ich es mehrmals geschafft habe, innezu halten und gut zu mir zu sein. Das fällt mir normalerweise so schwer. Aber dadurch, dass ich so viel von dir lese, werde ich immer wieder daran erinnert: Es ist okay, wenn ich für mich sorge.
Ganz vielen Dank, dass du das immer wiederholst!
Viele Grüße
Ilka
Leider ist es nicht selbstverständlich, dass eine Mama ihr Kind
gleich abholt, wenn es sich krank fühlt.
Ich finds toll, dass du nicht zu diesen Müttern gehörst!!
Ein schönes 12 von 12!
Liebe Grüße aus dem Mausloch